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Polychromes römisches Mosaik - Fisch

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1755
Objekt: Römisches Mosaik, nach rechts schwimmender Fisch
Material: Steintesserae, verschiedene Farben (weiß, schwarz, grau, rot, orange, grün, himmelblau). Sehr intensive Farbgebung.
Maße: Rahmen: 55 cm x 38 cm.
Mosaik: 48,5 cm x 32 cm. Die Kantenlänge der Einzeltesserae beträgt ca. 5 mm bis 12 mm, damit besteht das Mosaik aus mehreren tausend Tesserae.
Maße des Fisches ca. 40 cm x 22 cm.
Datierung: späte römische Kaiserzeit - frühe byzantinische Epoche
2. - 7. Jh. n. Chr.
Zustand: Museal erhaltenes Paneau, sehr intensive, leuchtende Farben. Herausragendes, ungewöhnlich gearbeitetes Stück. Das Mosaik wurde von einer professionellen Werkstattt auf eine stabile Faserunterlage übertragen und daran fixiert. Zur besseren Präsentation ist es ferner in einen schwarzen Rahmen gefasst.
Beschreibung: Fein gearbeitetes, polychromes (mehrfarbiges) Mosaik eines nach rechts schwimmenden Fischs auf weißem Grund. Die Farbenvielfalt erzeugt einen plastischen, dreidimensionalen Eindruck. Bauch-, Rücken- und Schwanzflosse sind mühevoll und detailliert ausgestaltet. Damit hebt sich das Mosaik von den zahlreichen nur schematisch ausgearbeiteten Stücken ab, welche besonders im christlichen Kontext in der Spätantike verbreitet gewesen sind.

Während der Fisch in den "paganen" Mosaiken ein ausschließlich dekoratives Element darstellte, kam ihm in der frühchristlichen Ikonographie eine Schlüsselrolle zu. Das griechische Wort Ichthys (= Fisch) enthält die Anfangsbuchstaben des kurzen Glaubensbekenntnisses "Iesous Christos Theou Hyios Soter", zu Deutsch "Jesus Christus Gottes Sohn Retter/Erlöser". Die christliche Tradition überliefert zudem, das stilisierte Fischzeichen sei ein geheimes Erkennungszeichen der frühen Christen gewesen, hierzu sind jedoch keine zeitgenössischen Quellen bekannt. Als Symbol der Eucharistie fand der Fisch Eingang in die frühchristliche Malerei, das Fischsymbol findet sich beispielsweise in vielfach in den römischen Katakomben. Das angebotene Mosaik legt aufgrund der sehr detaillierten und ungewöhnlichen Gestaltung jedoch eher einen dekorativen Verwendungszweck nahe.
Historisches: In der griechischen und hellenistischen Epoche waren Mosaike meist elaborierte Kunstwerke, welche Böden und Wände zierten [hier und im Folgenden Quelle 1, siehe unten]. In der späten Republik und der frühen römischer Kaiserzeit verkam das Mosaik zunächst weitgehend von einer exquisiten Kunst zu einem gewöhnlichen und standardisierten Gestaltungsmedium. So waren im 1. Jh. n. Chr. vor allem bichrome Mosaike aus schwarzen und weißen Steintesserae beliebt, welche meist geometrische Motive zeigten [2]. Bodenmosaike gehörten dabei zur Standardausstattung von Villen, Bädern oder auch Grabstätten, als Beispiel extensiver Verbreitung sei Ostia genannt. Ab dem 2. Jh. beginnen sich wieder - zum Teil sehr detaillierte und raffinierte - figürliche Darstellungen zu etablieren, welche durch ihre Farbenvielfalt bestechen [3,4,5]. Berühmt ist dabei Antiochia [6], aber auch die nordafrikanischen Provinzen und Sizilien (Villa von Casale). Im 3. Jh. ändert sich die Bedeutung des Mosaiks radikal, kultische Motive treten vermehrt auf. Die aktuelle Forschung nimmt an, dass diese Änderung das Abwenden von der Kultplastik zu zweidimensionalen Darstellungen hin bezeugt. Parallel kommen natürlich auch weiter die beliebten dekorativen Motive mit Pflanzen, Tieren und Szenen des täglichen Lebens vor [7].

Im 4. Jh. beginnt ein - zunächst schleichender - Übergang zu den christlichen Bildmotiven. Erste erhaltene Monumente sind dabei das Mausoleum der Constantina in Rom, Centcelles in Spanien sowie die Kathedrale von Aquileia. In letzterer finden sich nicht nur ein musivischer Jonas-Zyklus, sondern auch Tierdarstellungen mit christlicher Symbolik (Lamm, trinkender Hirsch) sowie Eucharistische Darstellungen (Brot und Wein). Nach und nach vollzieht sich im vierten und fünften Jahrhundert eine Umdeutung der "paganen" römischen Ikonographie und eine Entwicklung und Etablierung der christlichen Ikonographie. Als imposante Beispiele frühchristlicher Mosaiken seien Santa Maria Maggiore in Rom sowie die Ravennatischen Mosaike [8] ausgewählt und hervorgehoben.
Literatur: [1] Encyclopepaedia Britannica, sub voce mosaic
[2] M. E. Blake, The pavements of the Roman buildings of the Republic and early Empire, Memoirs of the American Academy in Rome 8, 1930, 7–159
[3] M. E. Blake, Roman mosaics of the second century in Italy, Memoirs of the American Academy in Rome 13, 1936, 67–214
[4] M. Donderer, Die Chronologie der römischen Mosaiken in Venetien und Istrien bis zur Zeit der Antonine (Berlin 1986)
[5] H. Joyce, The Decoration of Walls, Ceilings and Floors in Italy in the Second and Third Centuries AD (Rom 1981)
[6] F. Cimok (Hrsg.), Antioch Mosaics: A Corpus (Istanbul 2000)
[7] M. E. Blake, Mosaics of the Late Empire in Rome and vicinity, Memoirs of the American Academy in Rome 17, 1940, 81-130
[8] F. W. Deichmann, Ravenna (Stuttgart 1969-1989, mehrere Bände)
Provenienz: 2011 in einem traditionellen deutschen Auktionshaus erworben. In dieses eingeliefert vom Erben einer französischen Sammlung, welche in den 1960er Jahren angelegt wurde.
Vor der Auktion begutachtet von Experten der Glyptothek in München.
Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.