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Provinzialrömische Fibel, Swastika

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1637
Objekt: Antike Fibel in Form eines Swastika mit Pferdekopf-Enden
Material: Bronze
Maße: 37 mm x 37 mm x 9 mm
Datierung: 3. bis 6. Jh. n.Chr.
Spätrömisch.
Eine aktuelle Studie von Gudea et al. [4] gibt eine genauere Datierung an:
275 n.Chr. bis 350 n.Chr.
Zustand: Museumswürdiger Zustand. Vollständig intakt, schöne, gleichmäßige Patina. Nadel und Scharnier fehlen, Halteransatz intakt.
Beschreibung: Provinzialrömische Fibel in Form eines Hakenkreuzes mit tierförmigen Enden. Vier stilisierte Pferdeköpfe, nach rechts blickend. Pferdeaugen aus Punkt mit zwei konzentrischen Ringen. Weiteres Auge zentral auf der Fibel. Dieses zentrale Auge erinnert an eine stilisierte Sonnensymbolik. Nadel und Scharnier fehlen, Halteransatz intakt.
Typische Soldatenfibel, Swastika-Typ, die mit der Rekrutierung von Kavallerie-Truppen bei den östlichen Foederati auftrat.
Geschichtliches: Dieser Fibeltyp vereint zwei herausragende Charakteriska der Kunst einiger südosteuropäischer und mitteleuropäischer antiker Völker. Einerseits tierkopfförmige Verzierungen (Protome) in Gestalt eines Pferdekopfes, andererseits das Swastika, also die Hakenkreuzform. Derartige Fibeln stammen aus der Balkangegend; Funde sind über weite Teile des Donautieflands verteilt (Germania, Noricum, Pannonia, Moesia, Dacia, nord-östliches Italien) [5]. Die meisten dokumentierten Funde stammen aus Nekropolen oder Einzelgräbern. Geschätzte 50 Funde sind derzeit (Stand 2010) wissenschaftlich verzeichnet. Die Forschungen und Publikationen zu diesem Artefakt sind noch in den Anfängen.
Die Fertigung der Swastikaförmige Fibeln mit Pferdekopf-Enden konzentrierte sich auf das südöstliche Pannonien (308 n.Chr. zur Provinz Pannonia Secunda erklärt) [2],[3]. Dies ist durch die Häufung der Funde um Novi Banovci (in römischer Zeit Burgenae genannt) belegt. Der Ort liegt in der Mitte des Fundverteilungsgebiets. Bis in die Spätantike waren hier römische Kavallerie-Korps stationiert (so die dalmatischen Reiter, Equites Dalmatae, 2. Hälfte des 3. Jh. n.Chr.). Zahlreiche leichte Variationen des Motivs legen jedoch weitere Fertigungszentren nahe. So gibt es bei den gefundenen Fibeln Unterschiede bei den Ohren, der Augengröße, der Augenform (1 oder 2 konzentrische Kreise), Kinnlänge, Mundhaltung, sowie dem zentralen Auge.

Die Fundverteilung dieser Fibeln und deren Datierung fällt mit der Anwesenheit römischer Foederati (Hunnen, Gothen und Alanen) im Donautiefland zuammen. Durch die hohe strategische Bedeutung der Region für die Römer wurden die lokalen Völker in großer Zahl für Infanterie und Kavallerie rekrutiert. Viele der Reiter waren offenbar mit deartigen Fibeln ausgestattet. Es gibt die Vermutung, dass dieser Fibeltyp auf skythische Vorläuferformen zurückgeht, was jedoch aufgrund des zeitlichen Abstands streitbar ist. Die Durchmischung verschiedenen Kulturen durch die Eingliederung in die römische Armee bietet eine bessere Erklärung, nämlich die Zusammenführung verschiedenen Stilelemente regionaler Kunst.
Belege für Protome in Gestalt eines Pferdekopfes finden sich bei den Völkern in Südosteuropa und Mitteleuropa in römischer Zeit bei Gegenständen wie Gürtelschnallen, Fibeln und Kämmen. Diese Art der Verzierung wurde charakteristisch für Kavalerieeinheiten, die die Römer aus Pannonien rekrutierten. [1] Auf diesem Weg könnte das Pferdemotiv in die deutlich älteren traditionellen swastikaförmigen Soldatensymbole eingewandert sein [4].
Der neu entstandene Fibeltyp wurde vermutlich als Symbol für Stärke getragen. In der von den Römern aus den Pannonischen Foederati rekrutierten Kavallerie könnte er gleichzeit als militärisches Rangabzeichen gedient haben. [1] Wenngleich für das Swastika keine religiöse Funktion vermutet wird, da dessen Verbreitung unter den Südost- und Mitteleuropäischen Stämmen durch die Einflussnahme der römischen Kultur keinen Abbruch erfahren hat, so wird für die Tierkopfgestaltung von S. Butcher auch eine religiöse Bedeutung vermutet (Butcher 1977).
Viele Exemplare dieses Typs zeigen die gleiche Art von Auge wie auf dem Pferdekopf zentral in der Mitte der Fibel. Die Symbolik der Fibel erinnert an Stilisierungen der Sonne.

Auch in Deutschland wurde ein Exemplar aus dieser Gattung gefunden (in Saalburg, vgl. Bohme 1972), das jedoch im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Nur eine Zeichnung blieb erhalten.
Provenienz: 2010 im internationalen Kunst- und Antiquitätenhandel erworben.
Literatur: [1] Sofija Petkovic, "Meaning and Provenance of Horses' Protomes Decoration on the Roman Antler Combs", Archaeologisches Institut Belgrad, Starinar, 49, 215-228.
[2] Z. Vinski, Krstoliki nakit epohe seobe naroda u Jugoslaviji, VAMZ, 3, 1968, 132-133, T. VIII, 41.
[3] Maurizio Buora, Nota sulla diffusione delle fibule a svastica con terminazioni a testa di cavallo, Quaderni friulani di Archeologia, Anno XV, Nr.1, 2005.
[4] Nicolae Gudea, Despre fibulele cu corpul in forma de svastica i capetele bratelor in forma de cap de cal [About Roman brooches with a swastika body and branches ended in a horse head]. M. Cringus et al. (dir.), Studia Historica et Archaeologica In Honorem Magistrae Doina Benea, Timisoara 2004, 189-193.
[5] Sorin Cocis, Fibulele din Dacia Romana [The brooches from Roman Dacia], Cluj-Napoca, Editura Mega, 2004.
[6] Maurizio Buora, Note on The Diffusion of Swastika Fibulae with Horse-head Decorations in Late Roman Period, Arheoloski Vestnik Vol. 43, 1992.
Referenzen: vgl. Eugenia Genceva, Les fibules romaines de Bulgarie, de la fin du Ier s. av. J.-C. à la fin du VIe s. ap. J.-C., Ed. Faber, Sofia 2004. Seite 122, Typ 32B.
vgl. Oscar Almgren, Studien über Nordeuropäische Fibelformen der ersten nachchristlichen Jahrhunderte, Dissertation, Stockholm 1897. Tafel X, Typ 232.
vgl. Maurizio Buora, Note on The Diffusion of Swastika Fibulae with Horse-head Decorations in Late Roman Period, Arheoloski Vestnik Vol. 43, 1992. Tafel 1, Typ 5.
vgl. Maurizio Buora, Nota sulla diffusione delle fibule a svastica con terminazioni a testa di cavallo, Quaderni friulani di Archeologia, Anno XV, Nr.1, 2005. Tafel 1, Nr. 5.
vgl. Gisela Zahlhaas, Die Sammlung Marie-Luise und Dr. Thomas Dexel (2. Erweiterte Auflage des Titels Antiker Schmuck aus einer norddeutschen Privatsammlung, Bd. 20). Band 34 aus der Reihe Ausstellungskataloge der Prähhistorischen Staatssammlung München, Seite 46, Kat. 54.
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