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Galerie Alte Römer

Aureus des Tiberius

Goldmünzen aus der frühen römischen Kaiserzeit sind generell nicht häufig. Durch seinen besonderen biblischen Kontext besitzt der Aureus des Tiberius eine herausragende Bedeutung, welche ihm zusätzlich einen besonderen historischen Wert verleiht. Nur wenige Münzen aus der römischen Kaiserzeit sind so berühmt wie der 'Tribute Penny'. Während seine Silberprägung (vgl. z.B. Silberdenar des Tiberius - Pax, RIC 26, RSC 16, BMC 34) zwar außerordentlich beliebt, jedoch nicht besonders selten ist, werden Aurei des Tiberius nur selten angeboten. Er ist ein interessantes Belegstück für die Geburtsstunde des Christentums.
Der RIC stuft die Münze als 'R' und somit als selten ein.

Nach dem Tode Augustus' im Jahre 14 n. Chr. wurde Tiberius zum zweiten Kaiser des römischen Reiches. Am 16. November 42 v. Chr. geboren, war er bei seinem Regierungsantritt bereits ein betagter Mann. Von Geburt her ein Claudier (Sohn von Tiberius Claudius Nero und Livia Drusilla, welche nach ihrer Scheidung im Jahre 39 v.Chr. Octavian heiratete und den Stiefsohn in die Ehe mitbrachte), war er definitiv nicht die erste Wahl des Erhabenen, um nach dessen Tod sein Nachfolger zu werden. Jedoch verstarben die designierten Nachfolger Marcellus (der als Erster seine letzte Ruhe im Augustusmausoleum fand, 36 Jahre vor Augustus selbst), Gaius, Lucius und Drusus, so dass Augustus am Ende den an seinem Totenbett anwesenden Tiberius zum Nachfolger benannte. Tiberius selbst widerstrebte die Herrschaft ebenfalls. Obwohl ein sehr erfolgreicher Feldherr, war er ein scheuer und verschlossener Mann, der sich immer mehr aus den Regierungsgeschäften zurückzog und schließlich 26 n.Chr. gänzlich aus Rom in seine Villen begab. Plinius der Ältere ging gar so weit, T. als 'tristissimus hominum' zu bezeichnen. Tiberius starb 37 n.Chr. im Alter von 79 Jahren.
In die Regierungszeit Tiberius' fällt das Wirken und die Kreuzigung Jesu. Allgemein bekannt ist, dass Judas Ischariot als Lohn für seinen Verrat 30 Silberlinge erhalten haben soll. Bezeichnend für die Epoche ist jedoch, dass der Münztyp als solcher keine zentrale Rolle spielte, um ebenfalls überliefert zu werden; wichtig waren Metalltyp und Gewicht. Daher kommen als mögliche Kandidaten für diese Silberlinge hebräische Silberscheckel, Tetradrachmen aus Antiochia oder aber Denare des Tiberius in Frage. Letztere genießen in Sammlerkreisen die größte Berühmtheit und Beliebtheit und sind im englischsprachigen Raum als 'tribute penny' bekannt. Während Exemplare aus Silber relativ häufig und daher in den meisten gut sortierten Sammlungen belegt sind, sind Belegstücke aus Gold außerordentlich selten.

Bild eines Aureus des Tiberius:
http://alt.alteroemer.de/pic/shop/AR1699.jpg

Ägyptische Opferplatten

Opferplatten aller Art wurden im Alten Ägypten an den Eingängen zu Gräbern platziert, um auf diesen den Toten Speisen und Getränke darzubieten. Über die Rinnen in der Fläche konnten Flüssigkeiten wie Wasser, Wein oder Bier besser abfließen. Durch Kleinstlebewesen und Bakterien wurden die Lebensmittel mit der Zeit zersetzt, was den Glauben an die Annahme der Speisen bei den Spendern bestärkt haben dürfte.

Große Opferplatte aus dem Mittleren Reich mit Isisknoten-Hieroglpyhe:
Ägyptische Platte für Trankopfer

Ägyptische Stuckmasken

Stuckmasken waren im römisch beeinflussten Ägypten Teil einer Mumienausstattung. Die Masken wurden im Formgussverfahren hergestellt und anschließend aufwändig nachbearbeitet und bemalt. Sie wurden zu einem Körper ergänzt, der auf dem Deckel des Holzsarges mit der Mumie befestigt wurde. Die Gestalt bildete den Verstorbenen in einer aufgebahrten Position nach. Meist war der Kopf zur Brust geneigt, die Hände über der Brust gefaltet.

Diese Tradition der römischen Kaiserzeit leitet sich aus älteren ägyptischen Traditionen her, bei denen es darum ging, dem Verstorbenen mittels der Kopfnachbildung Unsterblichkeit zu verschaffen. Die Verwendung von Stuckmasken begann kurz nach der römischen Besetzung Ägyptens und dauerte bis ins 3. Jahrhundert an. Etwa ab dem 2. Jh. n. Chr. wurden die Masken mit einem stärker zur Brust geneigten Kopf dargestellt und mussten folglich fast vollplastisch gearbeitet werden.

Die meisten heute bekannten Stuckmasken stammen aus kaiserzeitlichen Ziegelgräbern. Die genauen Fundorte lassen sich in den seltensten Fällen rekonstruieren, jedoch ist eine Häufung der Funde in Mittelägypten erkennbar.

 

Vgl. Galerie Alte Römer, Objektnr. AR1976

  Ägyptische Stuckmaske einer Frau

 

Literatur:    

S. Walker, M. Bierbrier: Ancient Faces, Mummy Portraits from Roman Egypt (Part IV of the Catalogue of Roman Portraits in the British Museum), Seiten 131ff.

Der Gott Nefertem in der ägyptische Kunst

Der Gott Nefertem war im Alten Ägypten eng mit der Lotosblüte (bzw. Lotusblüte) verwoben und wurde als "Spender des Wohlgeruchs" zum Schutzgott der Düfte, Salböle und Salben erhoben. Eine von mehreren typischen Darstellungsformen ist die mit jugendlichem Menschenkörper und Lotos als Attribut auf dem Kopf (vgl. Alte Römer, Objektnr. AR1697-03).

Der Bezug zu Nefertem änderte sich im Lauf der Zeit. So wurden in der Dritten Zwischenzeit Amulette zum Schutz von Neugeborenen vor der Gottheit Nefertem gefertigt. Andererseits dienten Amulette in Nefertemgestalt selbst als Schutzamulette und wurden seit dem Neuen Reich im Rahmen der Totenkulte verwendet. Memphis in Unterägypten war eine Hauptkultstätte des Nefertem.

Der Gott Bes in der ägyptische Kunst

Bes war der Gott für Musik und Tanz, darüber hinaus auch Beschützer der Kinder und Schwangeren vor wilden Tieren und bösen Geistern. Manche Quellen werten ihn zusätzlich als Gott für Krieg, Schlachten und Symbol einer zerstörerischen Naturkraft. Der Gott Bes taucht in der ägyptischen Kunst ab dem Mittleren Reich auf. In der Darstellung hat er den Körper eines Zwerges und als Haarteil z.B. eine Löwenmähne oder Federschmuck. Am populärsten wurde die Amulettform, die in der 18. Dynastie aufkam. Sie fand weite Verbreitung zum Schutz für Kinder und Mütter. Die Amulette wurden sowohl im Leben getragen als auch nach dem Tod beigegeben.

Uschebtis - ägyptische Totenfiguren

Im alten Ägypten bürgerte sich nach und nach die Tradition ein die Gräber von Verstorbenen mit kleinen Grabfiguren in Form von teils mit Fayence überzogenen Statuen aus Keramiken, Stein, Holz oder Metall zu versehen. Die Figuren wurden mit dem altägyptischen Wort für "Antworter" benannt. Gängige Transkriptionen dafür sind Uschebti, Schabti, Ushabti, Ushebti, Shawabti, Shabti.

Am häufigsten verwendet und anscheinend am beliebtesten waren Uschebtis aus Terrakotta, die mit einer feinen grünlichen bis blauen Fayence überzogen wurden. Sie waren üblicherweise etwa 10cm bis 20cm groß. Wer es sich leisten konnte ließ die Uschebtis aufwändig gravieren oder einfach bemalen. Die feinen Gravuren sind uns bei einigen Stücken bis heute erhalten geblieben. Bemalungen litten stärker unter dem Zahn der Zeit, blieben aber zum Glück bei seltenen Stücken bewahrt. Ein Großteil der gefundenen Uschebtis weist leider starke Abtragungen auf, sodass gerademal die Umrisse noch einen Uschebti erahnen lassen. Oft wurden die Figuren aber bereits bei Ihrer Herstellung nur mit dem gerade für nötig gehaltenen Aufwand bearbeitet um Kosten zu sparen.

 

Die Uschebti (auch Schabti, Ushabti, Ushebti, Shawabti, Shabti) genannten Statuetten gesellen sich seit dem mittleren ägyptischen Reich zu Beginn des 2. vorchristlichen Jahrtausends zu den Toten. Die ersten bekannten Exemplare stammen aus der 11. Dynastie. Zunächst stellten die Figuren anscheinend den Toten dar, wobei sich Ihre Funktion zum neuen Reich hin dahingehend gewandelt hat, dass die Figuren in der Nachwelt als Arbeiter dienen sollten, und zwar stellvertretend für den Verstorbenen, sodass dieser von harter körperlicher Arbeit befreit blieb (6. Kapitel des Totenbuches).

Durch den gewandelten Zweck der Uschebtis kam auch in den Sinn dem Grab mehr Uschebtis beizugeben und so die Arbeitskraft zu erhöhen. Dies steigerte sich auf bis zu 365 Uschebtis pro Grab, eine Figur für jeden Tag des Sonnenjahres.

Wenn die Figuren nicht direkt in das Grab gelegt wurden sind oft reich bemalte oder verzierte Gefäße oder auch sogenannte Uschebtikästen eingesetzt worden um die Stücke mitzugeben.

Uschebtis können heute einen wichtigen Teil der Geschichte des Alten Ägyptens beleuchten und eignen sich hervorragend zum Aufbau und zur Erweiterung eine privaten Ägyptensammlung.

 

Literatur:

Zeitgenössische Texte über den ägyptischen Totenkult finden sich in

Gregoire Kolpaktchy (übersetzt und kommentiert):

Das Ägyptische Totenbuch. Scherz, Frankfurt a. Main 1970

 

Ein klassisches und umfangreiches, aber antiquarisch schwer erhältliches Übersichtswerk zu Uschebtis ist

Hans D. Schneider: Shabtis: an introduction to the history of ancient Egyptian funerary statuettes with a catalogue of the collection of shabtis in the National Museum of Antiquities at Leiden. Leiden, 1977

 

Heute besser erhältliche Übersichtswerke sind

Harry M. Stewart, Egyptian Shabtis (Shire Egyptology).

Übersichtliches kleines Katalogwerk zu ägyptischen Grabfiguren. Der Autor stellt gut die typischen Stilmerkmale in den verschiedener Epochen heraus.

Glenn Janes, Shabtis: A Private View: Ancient Egyptian Funerary Statuettes in European Private Collections

Großartiges katalogartiges Buch mit sehr guten Bildern.

Koptische Textilien, ägyptische Kleidung der frühchristlichen Zeit

Informationen über die ägyptische Kleidung in frühchristlicher Zeit

Koptische Textilien, meist in Fragmenten erhalten, sind beliebte Sammlerstücke und Teile von Museumssammlungen, die die Entwicklung der ägyptischen Kleidung in frühchristlicher Zeit verinnerlichen. Als koptisch versteht man in diesem Zusammenhang meist den Zeitraum von der Verbreitung des Christentums ab dem 1. Jh. n. Chr. bis zur arabischen Eroberung im 7 Jh. n. Chr. Jedoch hatte die koptische Kultur weit über diesen Zeitpunkt hinaus Einfluss auf die lokale Kunst und Lebensweise.

Aufbewahrung:
Vermeiden Sie intensives Sonnenlicht auf den Textilien. Es schädigt die Farbstoffe und in geringerem Maße den Zellstoff. Gleiches gilt für künstliche UV-intensive Lichtquellen (ohne Filter). Vermeiden Sie diese.
Schützen Sie das Artefakt vor zu hoher Luftfeuchte (nicht >60%rF). Sollten Sie die gesamte Raumfeuchte nicht regeln können kann ein hygroskopischer Stoff nahe dem Textilfragment platziert werden. Z.B. Silica Gel. Vorsicht mit chemisch aggressiven Verbindungen. Eine hohe Luftfeuchte verwandelt den Zellstoff in einen potentiellen Nährboden für Pilze und Mikroorganismen. Auch wird die Säurebildung mit Luftschadstoffen ermöglicht.
Die Temperatur darf sich nur langsam ändern (keine starken Wärmequellen in der Nähe), sie sollte grob im Bereich von 15°C bis 25°C liegen.
Spannen Sie Textilfragmente nicht ein, sondern lassen Sie diese locker aufliegen. Eine präzisere Halterung kann erreicht werden, indem das Stück sehr vorsichtig auf einen träger Stoff aufgenährt wird. Das Garn wird dabei durch grobe Maschen im Textilfragment geführt, ohne dieses dabei zu beschädigen.
Bringen Sie kein Glas in direkten Kontakt mit den Textilien (Abstandshalter verwenden oder chemisch inerte Kunststoffe statt Glas).

Es soll angemerkt werden, dass es prinzipiell möglich ist koptische Textilien zu Waschen. Diese Reinigungsprozedur sollte jedoch nur von einem Experten durchgeführt werden. Sie belebt die originalen Farben scheinbar neu und lässt die Jahrhunderte alte Kleidung lebendiger wirken. Einher geht ein gewisses Risiko der Beschädigung des Stücks. Die Prozedur kann z.B. aus der fachgerechten Halterung des Stückes bestehen, gefolgt von der Staubentfernung durch weiche Bürsten und Absaugen, anschließendem Bad in destilliertem Wasser, und abschließende Lufttrocknung. Auch wenn das Prinzip einfach ist, erfordert die korrekte Ausübung der einzelnen Schritte viel Erfahrung und Wissen um die verwendeten Farbstoffe der damaligen Zeit. Bei Nichtbeachtung kann es neben Schäden an der Struktur zu Verwaschungen der Farbstoffe kommen.

Fälschungen:
Trotz der moderaten Preise für koptische Textilien gibt es einige Fälschungen auf dem Markt. Viele davon erreichten private und öffentliche Sammlungen in den 1960er und 1970er Jahren, nicht zufällig einer Hochzeit des Interesses an koptischer Kunst. Mit etwas Erfahrung lassen sich diese jedoch leicht unter den Originalen ausmachen. Einige Indizien für originale Textilien aus koptischer Zeit sind die Faserstruktur, Nachdunklung des Stoffes, Verblassen der Farben und Zerfallserscheinungen, besonders an den Ecken und oft an verteilten Stellen des Stoffes. Die Strukturen und Darstellungen sind feiner als bei modernen Nachahmungen. Einige Fälschungen bedienen sich darüber hinaus eines Phantasie-Stils, der wenig bis gar nichts mit der koptischen Art gemein hat.
Viele europäische Museen haben Sammlungen ägyptisch-koptischer Kleidung. Sie bieten eine gute Referenz und umfangreiches Anschauungsmaterial. Ein Besuch lohnt sich immer, besonders aber natürlich vor dem geplanten Erwerb und Aufbau einer Sammlung.

Literatur:
Renner-Volbach, Dorothee: Koptische Textilien. Bestandskatalog der Archäologischen Staatssammlung München (München, 2010)
[Preiswerter deutschsprachiger Katalog koptischer Textilien. ]
Seagroatt, Margaret: Coptic Weaves, Notes on the collection of Coptic Textiles in the City of Liverpool Museums (Liverpool, 1965)
[Enthält viele technische Informationen über die antike koptische Textilherstellung]
Alisa Baginski, Amalia Tidhar: Textiles from Egypt 4th – 13th centuries CE (LA Mayer Memorial Institute for Islamic Art, 1980)
[Ausstellungskatalog mit detaillierten Beschreibungen der einzelnen Exponate]
Eunice Dauterman Maguire: The Rich Life and the Dance, Weavings from Roman, Byzantine and Islamic Egypt (Krannert Art Museum, University of Illinois, 1999)
[Geht stark auf die Verwendung koptischer Textilien ein. Gute Abbildungen. ]
Diane Lee Carroll: Looms and Texties of the Copts (California Academy of Sciences, 1986)
[Enthält Objekte aus der Sammlung Rietz, wird ergänzt durch eine umfassende Onlinedatenbank der CAS. ]
Egger, G., Koptische Textilien (Wien, 1967)
Bröker, G., Koptische Stoffe (Berlin, 1966)

Allgemeine Literatur zu koptischer Kunst:
Badawy, A., Coptic Art and Archeology: The Art of the Christian Egyptians from the Late Antique to the Middle Ages (Cambridge, 1978)
Wessel, K., Koptische Kunst. Die Spätantike in Ägypten (Recklinghausen, 1963)
Du Bourguet, P., Die Kopten (Baden-Baden, 1967)
Krause, M. (Hg.), Ägypten in spätantik-christlicher Zeit. Einführung in die koptische Kultur. Sprachen und Kulturen des christl. Orients 4 (Wiesbaden, 1998)
Gabra, G., Coptic Monasteries. Egypt‘s Monastic Art and Architecture (Cairo, 2002)

Beispiele koptischer Textilien:

  Zoomorphes koptisches Textilfragment

Koptisches Textilfragment mit Darstellung von Vögeln und Tieren

 

  Großes koptisches Textilfragment

Großes koptisches Textilfragment mit kreisförmigem Ornament

Böotische Brettidole

Diese handgefertigten Figuren stellen eine weibliche Gottheit dar, möglicherweise eine Gottheit, die für Fruchtbarkeit und Schönheit stand. Die Idole aus Ton sind ein böotischer Sondertypus des 6. Jh. v. Chr. und werden als Brettidole bezeichnet. Auch die Bezeichnung "Papades" findet sich für solche Idole, bezugnehmend auf den Kopfschmuck. Charakteristisch sind der brettartige Körper mit geometrischer Bemalung und der plastische, geschmückte Kopf. Funde sind hauptsächlich aus böotischen Gräbern bekannt.

Aufgrund der geometrischen Bemalung wurden die erste Funde zunächst fälschlich ins 8 Jh. v. Chr. datiert und als Relikte einer bäuerlichen Volkskunst am Ende des "dunklen Zeitalters" angesehen. Erst seit den Ausgrabungen der Nekropole des boiotischen Mykalessos (Rhitsona) durch Burrows und Ure Anfang des 20. Jh. weiß man, dass diese Idole Anfang des 6. Jh. v. Chr. aufkamen und auf korinthische Vorbilder zurückgehen. Sie erfuhren über einen Zeitraum von 100 Jahren diverse stilistische Wandlungen, um schließlich Anfang des 5. Jh. v. Chr. zu verschwinden. Damit lassen sich Idole dieses Typs recht genau datieren.

 

Referenzen:

Vgl. Zaalhaas, Idole, Seite 87, Nr. 34 a) und c).

Vgl. Galerie Alte Römer, Art.nr. AR1772.

 

Literatur:

Zum allgemeinen Typus siehe E. Paul, die böotischen Brettidole. Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig (1958/1959).

R. M. Burrows, P. N. Ure, BSA 14, (1907/08), Seiten 226 bis 318, Tafeln 7 bis 15.

V. M. Strocka, "Hermes und die Nymphen für Boioter", in: Mouseion, "Beiträge zur antiken Plastik" (2007), S. 131 bis 139.

Kertscher Stil griechischer Vasen

Der Kertscher Stil kennzeichnete die Abschlussphase der Attischen Produktion rotfiguriger Keramik. Die Benennung rührt von der Tatsache, dass die meisten Belegstücke auf der Schwarzmeerinsel Kertsch, in der Antike Pantikapaion, gefunden wurden und offenbar gezielt für den Export in diese Region bestimmt waren. Die Dekorationen zeigen dementsprechend oft Motive, die von den Griechen mit Bewohnern der barbarischen Länder nördlich des Schwarzen Meeres assoziiert wurden, darunter am beliebtesten Arimaspen, Amazonen und Greife.

Greife lebten in der griechischen Mythologie weit in den Ländern des Nordens, wo sie Goldvorkommen bewachten. Sie befanden sich im ständigen Krieg mit den Arimaspen, einem Stamm einäugiger Menschen, die versuchten, des bewachten Goldes habhaft zu werden. Obwohl in den Schriftquellen als einäugig beschrieben, wurde dies selten in den Bildquellen umgesetzt, meist begnügten sich die Künstler mit der Darstellung barbarischer Kleidung.

Referenzen:

Vgl. Paris, Musée du Louvre G 553 bis (N 3454): ARV² 1463 Nr. 32

Vgl. Alte Römer, Art.nr.  AR1997

Weinhandel der Insel Rhodos

Wein war seit geraumer Zeit ein wichtiges Agrarprodukt Rhodos. Erstmals auf ägäischen Inseln wurden dort Trauben angebaut und zu Wein gekeltert. Handelsbeziehungen mit griechischen Stadtstaaten sind bereits seit dem 7. Jh. v.Chr. belegt. Für den florierenden Handel wurden Amphoren benutzt, die mit den zwei seitlichen Griffen gut zu transportieren waren und deren Inhalt dank des engen Halses einfach verschlossen und versiegelt werden konnte. Die Gefäße hatten typische Volumina zwischen 5 und 50 Liter. Für den lokalen Verkauf wurde der spitze Fuß der Tonkrüge in den Boden gebohrt; der potentielle Käufer konnte eine Probe entnehmen. Wenn der Kunde die Amphore nach dem Probieren verschloss und versiegelte, galt dies als Kauf. Gefundene Reste von Amphoren zeigen den Archäologen der Neuzeit das weitreichende Handelsnetz Rhodos im Verlauf der griechisch dominierten Jahrhunderte auf. Die modischen und ökonomischen Trends unterworfene Amphorenform sowie die Stempel bieten zumal Datierungsmöglichkeiten. So entstand bis heute eine regelrechte Amphorenchronologie die Aufschlüsse über Fundgruppen und den zeitlichen Wandel des Handels mit Rhodos geben kann.
Rhodos war geographisch ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen der hellenistischen Welt und den ebenfalls kulturell weit entwickelten Völkern der Levanteküste. Diese Eigenschaft kam der Insel während der griechischen Vorherrschaft im Mittelmeerraum in der hellenistischen Epoche zu gute. Der über lange Zeiten politisch unabhängige Inselstaat erlebte in diesem Zeitraum seine Blüte. Berüchtigtstes Zeugnis dafür ist der Koloss von Rhodos, eines der 7 Weltwunder, das seinerzeit einer Legende nach über der Hafeneinfahrt geprangt haben soll. Tatsache ist, dass diese wirtschaftliche Blüte dafür gesorgt hat, dass archäologische Zeugnisse für den Export von Wein und andere rhodischen Erzeugnissen sich entlang der gesamten Levanteküste finden.
Die Rezession kam 168 bis 166 v.Chr. durch das Zerwürfnis mit Rom, von dessen Zusammenarbeit die Insel während der Expansion des römischen Einflussgebietes noch profitiert hatte. 42 v. Chr. wurde die Stadt Rhodos von römischen Truppen geplündert. Der einst die bekannte Welt verbindende Seehandel geriet endgültig in Vergessenheit.