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Essays rund um das Sammeln antiker Kunst und Antiquitäten

Phönizische Stempelsiegel

Phönizische Stempelsiegel können grob aus der Zeit zwischen dem 9. und 4. Jahrhundert vor unserer Zeit stammen. Ein wichtiger Einschnitt in dieser Epoche ist der Beginn der Herrschaft durch die Perser, durch die phönizische Stadtstaaten in die Abhängigkeit gerieten.
Das Material phönizischer Siegel ist sehr unterschiedlich, typisch sind Moosachat, Melaphyr, Nephrit, Bergkristall, Glas oder Fayence. Die Verwendung von Chalcedon, einem weiteren Quarz, ist seltener. Die Skarabäusform ist für diesen Siegeltyp beliebt, wobei die Ausführungen unterschiedlich naturalistisch ausfallen und oft auch zur skaraboiden Form mit strukturloser Oberfläche stilisiert sind. Die Stempelmotive zeigen häufig Gottheiten in rituellen oder symbolischen Posen. Der Stil und die Motive tragen deutliche Einflüsse aus dem ägyptischen und mesopotamischen Kulturraum.

Literatur: 
Eine gute Einführung in die Thematik bietet der Katalog
Jakob-Rost, "Die Stempelsiegel im Vorderasiatischen Museum".

Antike und Vorantike Spinnwirtel

Vor der Erfindung des Spinnrades und bereits seit spätestens dem frühen Neolithikum benutzte man Handspindeln, bestehend aus Schaft und Spinnwirtel (auch Spindelringscheibe, Wirtelstein oder Wörtel genannt) zur Garnherstellung. Spinnwirtel wurden an das Ende des Schafts gesetzt und dienten als Schwungmasse. Meist hatte der Schaft eine erhabene Stelle, an der man den Spinnwirtel mit seinem zentralen Bohrloch feststecken konnte. Durch das Gewicht am Ende hatte des Stabes konnte die Handspindel in eine schnelle, langanhaltende Drehung versetzt werden. Die Spindelbewegung und die richtige Zuführung einzelner Fäden ermöglichte es die Fäden zu einem festen Garn zu spinnen.
Da Spinnwirtel noch in der Antike häufig aus Stein waren, gehören sie zu den wenigen vorantiken, antiken und römischen Alltagswerkzeugen, die heute gut bekannt sind und häufig gefunden werden. Sie bieten die faszinierende Möglichkeit ein wichtiges römisches Handwerkzeug sehr einfach in eine Antikensammlung aufzunehmen. Die Zuschreibung ist dabei häufig schwierig, da es sich um einfache Objekte handelt, deren Zweck sich nicht zwangsläufig anhand der Form erschließt. So ist häufig auch eine Funktion als Perle oder Gewicht denkbar.
Die folgenden Bilder zeigen Beispiele von Spinnwirteln aus römischer Zeit, die Materialien sind Blei, Ton und Stein.

  Großer antiker Spinnwirtel 

Spinnwirtel aus Ton, keltische bis römische Zeit.

Römischer Spinnwirtel aus Blei
Spinnwirtel aus Blei, römische Zeit.

Gruppe von 2 Spinnwirteln aus Stein
Spinnwirtel aus Stein, hellenistische bis römische Zeit.

Referenzen:
Vgl. British Museum, "Guide to the antiquities of Roman Britain", Seite 51, D4.


Literatur:
Bette Hochberg, Handspindles (1993);
Almut Bohnsack, Spinnen und Weben, (1981).

Kanaanitische Skarabäussiegel

Skarabäen (Käfersteine) haben Ihren Ursprung in Ägypten und stellen den Käfer "Heiligen Pillendreher" (Scarabaeus sacer) dar. Dieser galt als Symbol der Schöpferkraft und wurde bald als göttlich verehrt und in Form von Amuletten als Glücksbringer getragen. Zuerst waren es Frauen und Kinder, die Skarabäen und vergleichbare Amulette trugen, später wurde der Brauch auch von Männern übernommen.
Skarabäen wurden aus Stein, gerne Steatit, geschnitten. Ihre Unterseite ist meist mit Mustern, Hieroglyphen oder symbolischen Darstellungen versehen, sodass sie auch als Siegel verwendet werden konnten.
Die Käfersteine wurden schließlich zu einem beliebten Importprodukt für Kanaaniter und Hethiter. Die Ägyptische Tradition wurde seit etwa 1800 v.Chr. und verstärkt seit 1700 v.Chr. von den wirtschaftlich nahestehenden kanaanitischen Völkern der Levanteküste adaptiert. Ägyptische Motive wurden dabei nachgeahmt, später auch durch eigene Kreationen erweitert. Amulettskarabäen sind in der Regel nicht länger als 15 bis 20mm.

Phönizische Skarabäussiegel

Skarabäen (Käfersteine) haben Ihren Ursprung in Ägypten und stellen den Käfer "Heiligen Pillendreher" (Scarabaeus sacer) dar. Dieser galt als Symbol der Schöpferkraft und wurde bald als göttlich verehrt und in Form von Amuletten als Glücksbringer getragen. Zuerst waren es Frauen und Kinder, die Skarabäen und vergleichbare Amulette trugen, später wurde der Brauch auch von Männern übernommen.
Das Material phönizischer Siegel ist sehr unterschiedlich, typisch sind Moosachat, Melaphyr, Nephrit, Bergkristall, Glas oder Fayence. Die Verwendung von Chalcedon, einem weiteren Quarz, ist seltener. Die Skarabäusform ist für diesen Siegeltyp sehr beliebt, wobei die Ausführungen unterschiedlich naturalistisch ausfallen und oft auch zur skaraboiden Form mit strukturloser Oberfläche stilisiert sind. Die Stempelmotive zeigen häufig Gottheiten in rituellen oder symbolischen Posen. Der Stil und die Motive tragen deutliche Einflüsse aus dem ägyptischen und mesopotamischen Kulturraum.

Goldschmuck aus mykenischer Zeit

Gegen Ende der mykenischen Kultur und zu Beginn des "Dunklen Zeitalters" im Mittelmeerraum hatte die zyprische und mykenische Welt starken Einfluss auf die umliegenden Gebiete. Insbesondere Zypern, welches im 13. Jh. v. Chr. von den Mykenern erobert wurde, exportierte eine große Menge Handelswaren. In der Folge wird zyprische Kunst noch heute in einem weiten Gebiet gefunden, was den Einfluss der vorantiken Handelsmacht anschaulich demonstriert.
Zu der damaligen Zeit war es üblich, dass Frauen aus reichen Familien mit üppigem Goldschmuck beigesetzt wurden. Daher werden heute noch einige Schmuckstücke aus Gold, Silber und Bronze dieses längs vergangenen Zeitalters gefunden.
Der Typ Ohrschmuck aus zwei stumpf aufeinander gesetzten Kegeln mit verwundenen spitzen Enden (Higgins, Greek and Roman Jewellery, Tafel 12, Typ E und H.) ist eine kunstgeschichtlich interessante Frühform des späteren typisch griechisch-hellenistischen Bügelohrrings mit tierkopfförmigem Ende (Hoffmann/Claer, Antiker Gold- und Silberschmuck (MKG Hamburg), Seite 112ff, Typen 70 bis 76). Diverse Zwischentypen aus frühen thrakischen Gräber des späten 6. Jh. v. Chr. sind aus dem Schatzfund des Muschowitza-Hügels bei Duwanli bekannt (RGM Köln, Gold der Thraker, Nr. 158).

Literatur:
R. A. Higgins, Greek and Roman Jewellery. Methuen (1961).
John Chadwick, The Mycenaean World (1976).

Sasanidische (sassanidische) Stempelsiegel

Die Sasaniden (auch Sassaniden) wurden nach ihrem Eroberungszug gegen die Parther im Jahr 220 n.Chr. die vorherrschende Macht im Nahen Osten und blieben es bis zur arabischen Eroberung 642 n.Chr. oder politisch gesehen bis zum Tod des Großkönigs Yazdegerd III. im Jahr 651 n.Chr. Dieses zweite persische Großreich erstreckte sich über weite Teile des heutigen Irans und Iraks und dehnte seinen kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss im gesamten Nahen Osten aus. Die Religion der Sasaniden war der Zoroastrismus, der auf die Lehre des Zarathustra (griech.: Zoroaster) gründet. Die entsprechende Kultur findet sich heute noch in vielfältiger Weise in den erhaltenen Artefakten wieder, nicht zuletzt in den Münzen und Siegeln.
Sasanidische Stempelsiegel hatten meist eine ellipsoide Form und ein eingeritztes Dekor, welches durch die verwendeten durchschimmernden Steine effektvoll hervorgehoben wurde. Das typische große Öhr der Siegel ermöglichte das Tragen an Schmuckketten oder an einfachen Bändern. Die relativ große Zahl an Siegeln, die noch heute gefunden wird, lässt darauf schließen, dass einst viele Menschen diese Siegel besaßen. Bedeutende Sammlungen befinden sich sowohl in manchen Museen (Berlin, BM), als auch in privater Hand (Anavian). Über die genaue Datierung und Typisierung sasanidischer Siegel ist man sich in der Forschung uneins. Münzen aus dieser Zeit sind nur bedingt für einen Abgleich geeignet, da auch auf diesem Gebiet gewissen Unsicherheiten bestehen. Die Ausgrabungsfunde sind nicht zahlreich genug um eine Typologie zu erarbeiten.
Da die typische bildhafte Darstellung der Siegel nicht der islamischen Kultur entsprach verschwand die Kunst des Siegelschneidens nach der arabischen Eroberung schnell und die sasanidische Kultur geriet in Vergessenheit.


Literatur:
Als Standard dienen die Werke von Göbl (1973) und Brunner (1978). Weitere Literatur finden Sie in unseren Ausführungen über Literatur zu Stempelsiegeln allgemein, z.B.
Frye, Richard N., "Sasanian Remains from Qasr-i Abu Nasr: Seals, Sealings, and Coins", Harvard University Press (1973).
Als allgemeinen Einblick in die Kunst z.B.
Kurt Erdmann, "Die Kunst Irans zur Zeit der Sasaniden", F. Kupgerb. (1943).

Reliquiare und Byzantinische Kreuze

Reliquiare waren im frühen Mittelalter beliebt. In dieser Zeit erlebte die Heiligenverehrung ihren ersten Höhepunkt, die Gebeine der heiligen Märtyrer wurden aus den Katakomben in die oberirdischen Basiliken überführt. So manche Reliquie fand dabei ihren Weg in ferne Länder, bis weit in den hohen Norden. Reliquiare, wie das angebotene Kreuz, dienten dazu, kleine Anteile der heiligen Gebeine aufzubewahren und immer nahe am Herzen zu tragen.

Bilder frühmittelalterlicher Reliquiare:

  Byzantinisches Kreuz aus Blei

Hälfte eines frühmittelalterlichen Reliquiars. Aus Blei und in Form eines Kreuzes gefertigt, Reste von Dekor und/oder Schrift erkennbar.

  Byzantinisches Reliquiarkreuz

Obere Hälfte eines frühmittelalterlichen Reliquiars. Bronze. Byzantinisch, 700 - 1100 n. Chr.

Archäologische Funde aus der Mittleren Bronzezeit I in Israel

Die Epoche Mittlere Bronzezeit I in Israel ist gekennzeichnet durch das wenig aufschlussreiche und rare archäologische Material. Von Siedlungen städtischer Größe und blühender Kultur kann keine Rede sein. Vielmehr wird ein Leben als Halbnomaden für die kanaanitischen Völker der damaligen Zeit angenommen, mit einer einzelnen gefundenen Ausnahme, die auf den Einfluss der damals eingewanderten Amurriter (auch Amoriter) zurückgeführt wird. Die Keramiken dieser Epoche weisen jedoch einige neue Impulse für die Region auf. Sie wird in der Regel in drei Untergruppen eingeteilt, die sich regional unterscheiden lassen. Allen gemeinsam ist ein Bruch mit den Traditionen der früheren Bronzezeit und die Vorläuferfunktion für die Handwerkskunst der anschließenden Mittleren Bronzezeit II.

Literatur:
Amiran, Ruth, Ancient Pottery of the Holy Land: From Its Beginnings in the Neolithic Period to the End of the Iron Age (1970).

Lorestan (auch Luristan) und lorestanische Artefakte

Die Provinz Lorestan (auch Luristan) an der persischen Westgrenze ist bekannt für Ihre meisterhaften Bronzearbeiten. Erste Artefakte aus dieser Region erreichten europäische Museen Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch erst Anfang des 20. Jahrhunderts konnte die lorestanische Herkunft dieser Bronzen einwandfrei rekonstruiert werden. Seit dem erfreuen sich die kunstvollen und exotisch anmutenden Objekte großer Beliebtheit bei Museen und Privatsammlern. Lorestanische Bronzewaffen bilden den wichtigsten Teil dieser Sammlungen. Dies hängt mit der damaligen Begräbnistradition zusammen. Selbst einfache Gräber wurden im Lorestan des 2. und 1. Jahrtausends v. Chr. mit Bronzewaffen ausgestattet. Wohingegen Werkzeuge und ähnliches reine Haushalts- und keine Votivgegenstände waren. Nicht alle der mitbestatteten Waffen waren wirklich für den Kampfeinsatz zu gebrauchen. Viele waren symbolische Beigaben.


Literatur:
Moorey, Ancient Bronzes from Luristan (BM, 1974).
Bonnet, Die Waffen der Völker des Alten Orients (1926).

Antike Bogenspannringe: Daumenringe für Bogenschützen (engl. „archer's rings“)

Die Bogenschusstechnik bei der die Sehne mit dem Daumen gespannt wurde kommt aus dem asiatischen Raum und war bei den meisten Nomadenvölkern Osteuropas verbreitet. Zum Schutz des Fingers konnten Handschuhe oder Fingerringe getragen werden. Die Fingerringe der östlichen Bogenschützen hatten zunächst eine Form mit auslaufender Lippe, später kam parallel die zylindrische Form auf. Sie waren meist aus Metall, Bein oder Holz gefertigt. Vermutlich waren die Ringe aus Metall langlebiger und ließen die Sehne leichter über den Ring gleiten. Antike Bogen-Ringe sind auch aus Stein, Keramik und Glas sind bekannt.
Die Schusstechnik mittels Daumen war schneller als die Zweifingertechnik, welche sich im Mittelmeerraum durchgesetzt hatte und die auch die Römer in Europa anwandten.
Von den Fingerringen mit ausladender Lippe waren zwei Varianten im Einsatz. Bei der ersten war die Lippe in Richtung der Hand gebogen. Dadurch wurde die Sehne sicherer festgehalten und konnte nicht so leicht versehentlich losgelassen werden. Bei der zweiten Variante war die Lippe weg von der Hand gewölbt. In diese Ausführung konnte die Sehne leicht über den Ring rutschen; ein einfacherer Abschuss und vermutlich ein genaueres Zielen war möglich.
Erste Exemplare von Daumenringen mit ausladender Lippe für Bogenschützen sind aus dem 1 Jt. v. Chr. aus Asien bekannt. Die Römer übernahmen erst in der Spätantike, nach intensiven Kontakten mit den Nomadenvölkern des Ostens, die für sie neue Abzugtechnik. Etwa in der Mitte des 6. Jh. n. Chr. hatte sich die Daumentechnik bei den berittenen Bogenschützen im Oströmischen Reich etabliert.

Bilder antiker Bogenspannringe:

   Bogenspannring für den Daumen

Dieser spätantike Bogenspannring oder "Archer's Ring" wurde vermutlich von osteuropäischen Nomadenvölkern oder im Byzantinischen Reich verwendet.

 

Literatur zu antiken Bogenspannringen:

Charles E. Grayson, Mary French, Michael J. O'Brien, "Traditional Archery from Six Continents. The Charles E. Grayson Collection", University of Missouri Press (2007).
Edward S. Morse, Additional Notes on Arrow Release, Peabody Museum, Salem, Massachusetts (1922).