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Seltenes Zylindersiegel mit altbabylonischer und altassyrischer Darstellung

2.600 €
Verfügbar
Objektnummer
AR2448-04
Objekt: Seltenes Zylindersiegel mit altbabylonischen und altassyrische Darstellungen

Material: Schwarzer Stein, Hämatit.

Datierung: 1900 v. Chr. bis 1600 v. Chr.,
altbabylonische Zeit.
Später in dem oben genannten Zeitraum wurden Figuren eines anderen Stils in das altbabylonische Siegel graviert, die auf den altassyrischen Kulturkreis zurückzuführen sind.

Beschreibung:    Zylindrisches Siegel mit Durchgangsbohrung entlang der zentralen Achse. Eine mythologische Szene ist in die Mantelfläche des Zylindersiegels graviert. Abgerollt zeigt der Abdruck vier stehende Figuren. Rechts steht der Sonnengott Schamasch und streckt seine Säge nach vorne. Links von ihm steht eine betende Figur, die zum Sonnengott blickt und ein Kind darbietet. Zwei weitere Figuren stehen links hinter dem Beter. Eine Lama Gottheit, die den Beter begleitet und dahinter ein Gott mit Keule auf einem Podest.
Während diese Szene der altbabylonischen Zeit und dem Stil des altbabylonischen Kernlands entspricht, ist eine weitere Szene in das Siegel graviert, die stilistische deutlich anders ist. Diese Szene besteht aus einem Löwen-Greifen-Wesen, dass umgedreht über einem Löwen steht, der einen Helden angreift. Sie ist typisch für die altassyrische Glyptik.
Auch gibt es auf dem Siegel nicht mehr erkennbare abgeriebene Gravuren, bei denen es sich um eine Inschrift für den ursprünglichen Besitzer gehandelt haben könnte.

Diese hochspannende und seltene Kombination von Stilen kann so gedeutet werden, dass das Siegel im Kernland des Alten Babylon gefertigt wurde und später in ein Handelszentrum im anatolischen oder nordsyrischen Raum gelangte. Mit dem Erstarken des altassyrischen Reiches in der Region um 1900 v. Chr. wurde das Siegel umgearbeitet (vgl. dazu Keel-Leu & Teissier, Nr. 297, 299 und 303). Das Stück erzählt somit eine Geschichte aus einer Zeit der politischen und kulturellen Diversität im Alten Orient.

Hintergrund: Die Zylindersiegel sind eine Erfindung der frühen Hochkulturen Mesopotamiens. Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. traten sie ihren Siegeszug an und verbreiteten sich im gesamten Alten Orient und darüber hinaus. Das Auftreten dieser Siegelform fällt mit der ausgiebigen und erstmaligen Verwendung der Schrift in den noch jungen, hochorganisierten Staaten zusammen. Frühe Siegel sind also wie ein Blick auf die Anfänge der Hochkulturen im Zweistromland, spätere Siegel weiten diesen Blick auf alle Bereiche der Verwaltung, aber auch auf den Handel bis hin zum Persönlichen. Viele Beamte, Händler und Privatpersonen müssen in der Bronzezeit Mesopotamiens Zylindersiegel besessen haben.
Für die Geschichtsforschung ist das ein besonderer Glücksfall. Zylindersiegel aus unvergänglichem Material haben die Jahrtausende fast unverändert überdauert. Ein großer Schatz an Bildern und Schriftzeichen öffnen somit ein Fenster in die Bronzezeit. Durch den Streubesitz der Siegel zu ihrer Verwendungszeit wurden und werden viele Einzelfunde im Nahen und Mittleren Osten gemacht. Seit dem wiedererwachten Interesse an der Alten Geschichte in Europa finden solche Siegelfunde Beachtung und viele Exemplare werden in privaten und öffentlichen Sammlungen bewahrt. Dank akademischer Grabungen mit dokumentierten Fundkontexten konnte eine Chronologie aufgestellt werden, mit deren Hilfe auch die Exemplare im Kunsthandel und Privatbesitz ikonografisch datiert werden können.
Es ist für uns immer etwas Besonderes, diese Siegel in der Hand zu haben und dabei an das Entstehen und Vergehen der Hochkulturen zu denken.

Maße: 25mm Länge, 14mm Durchmesser.

Zustand: Nahezu perfekter Zustand. Lediglich minimaler Abrieb und Bestoßungen an den Kanten. Abdruck beiliegend.

Provenienz: 2018 im britischen Kunsthandel erworben. Zuvor in einer bedeutenden Londoner Privatsammlung mit mehreren hundert antiken Siegeln, in diese erworben zwischen 1970 und 1988, mit der Sammlungsnummer PL4. Das Zylindersiegel wurde während der Zeit in der Londoner Privatsammlung durch Prof. Lambert begutachtet und beschrieben. Eine Kopie dieser Notiz liegt vor.
Wilfred George Lambert (1926 bis 2011), britischer Altorientalist und vorderasiatischer Archäologe, war Professor an der University of Birmingham. Nach seiner Emeritierung wirkte Prof. Lambert in der altorientalischen Abteilung des British Museums mit.

Referenzen: Vgl. D. Collon, First Impressions, Cylinder Seals in the Ancient Near East (2005), Nr. 765 bis 769 für Schamasch-Darstellungen.
Vgl. Keel-Leu & Teissier, Die Vorderasiatischen Rollsiegel der Sammlungen BIBEL+ORIENT der Universität Freiburg/Schweiz, Nr. 297, 299 und 303 für Siegel die in ähnlicher Weise umgearbeitet wurden.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.