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Museumswürdiger Glockenkrater aus dem 4. Jh. v. Chr.

Price: on request
Sold
Object number
AR1963
Objekt: Glockenkrater
Material: Rotfigurige Keramik. Hellroter Ton mit schwarzem Überzug, Details in weißer Bemalung ausgearbeitet.
Maße: Höhe 29,5 cm, Durchmesser 29,7 cm.
Datierung: 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.
Unteritalisch, Apulien
Späte Klassik - frühe hellenistische Epoche.
Zustand: Museal erhalten, keine Schäden, nicht restauriert. Glänzender Überzug, perfekt erhaltene weiße Bemalung.
Gefäße dieser Größe sind in einem solchen Erhaltungszustand nur selten und schwer zu finden.
Beschreibung: Glockenkrater, im rotfigurigen Stil gestaltet. Großes Gefäß zur Mischung von Wasser und Wein, welches bei Symposien Einsatz fand. Die Form erinnert an eine umgedrehte Glocke, sie entwickelte sich im 5. Jh. v. Chr. Weit ausschwingender Rand, zwei nach oben gezogene Horizontalhenkel, breiter Fuß mit schräger Wandung.

Die eine Bildseite (mit hoher Wahrscheinlichkeit als Vorderseite angelegt) zeigt einen nach rechts gerichteten Dionysos als Jüngling. Dieser sitzt auf seinem Gewand, welches er über einen Stein geworfen hat. Die geschlossenen Beine sind leicht angewinkelt, in der linken Hand hält er eine Phiale, in der rechten einen Thyrsosstab. Von rechts wendet sich ihm ein aufrecht stehendes Mädchen zu, das mit einem langen ärmellosen Chiton bekleidet ist. In seiner erhobenen rechten Hand hält es einen blütengeschmückten Kranz, in der gesenkten linken ein Tympanon. Rechts hinter dem Mädchen ist ein rechteckiges Fenster, über und vor dem Jüngling je ein Efeublatt.

Die Rückseite zeigt zwei Manteljünglinge, der rechte von ihnen stützt sich auf einen langen Stock. An der Wand im Hintergrund eine ovale Schreibtafel.

Die Henkelansätze gestrichelt, unter den Henkeln je eine Palmette mit seitlichen Voluten. Unter der Bildzone Mäanderband, unter der Lippe Lorbeerzweig.
Historisches: Ca. 300 Jahre lang importierten die griechischen Kolonien auf italischem Boden Keramiken zuerst aus Korinth und später aus Athen. Im 5. Jh. begannen sich jedoch lokale Manufakturen herauszubilden und zwischen ca. 440 v. Chr. und 300 v. Chr. erlebten die unteritalischen Produktionszentren ihre Blütezeit. Die meisten Exemplare brachte die apulische Vasenmalerei hervor: von den ca. 20.000 erhaltenen unteritalischen Stücken zählt ca. die Hälfte zu dieser Gruppe. Das Produktionszentrum befand sich in Tarent. Die apulische Vasenmalerei lässt sich grob in zwei Stilgruppen unterteilen, nämlich in "plain" und "ornate". Der Plain-Stil zeichnet sich durch einfaches Dekor und Bildkompositionen mit wenigen Figuren sowie einen weitgehenden Verzicht auf Zusatzfarben aus, er fand vor allem auf Glocken- und Kolonnenkrateren sowie bei kleineren Gefäßen Verwendung. Im Ornate-Stil wurden dagegen meist größere Gefäße verziert. Die Darstellungen konnten zweiregistrig sein und mehrere Dutzend Personen umfassen, hinzu kamen ab der Mitte des 4. Jh. üppige Ornamente. Zusatzfarben (weiß, rot, gelb) wurden im großen Rahmen eingesetzt. Beliebte Motive in der apulischen Vasenmalerei waren mythologische Szenen, Theaterdarstellungen und Darstellungen aus dem Grabkult.

Neben der apulischen Vasenmalerei bildet die kampanische die zweitstärkste Gruppe. Zum motivischen Repertoire gehörten in dieser Gruppe vor allem Frauen- und Jünglingsgestalten, Kriegerdarstellungen und Tierbilder. Die Rückseiten der Gefäße zierten häufig Darstellungen von Manteljünglingen. Ein Stilmerkmal war die glockenförmige Ausführung der Blumendarstellungen. Weitere unteritalische Produktionszentren waren Paestum, Lukanien und Sizilien.
Literatur: A. D. Trendall, The red-figured vases of Lucania, Campania and Sicily (Oxford 1967)
A. D. Trendall, The red-figured vases of Lucania, Campania and Sicily. Supplements (London 1970, 1973 und 1983, 3 Bände)
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. Early and middle Apulian (Oxford 1978)
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. Late Apulian (Oxford 1982)
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. Supplements (Oxford 1983, 1991 und 1992)
A. D. Trendall, Rotfigurige Vasen aus Unteritalien und Sizilien: ein Handbuch (Mainz am Rhein 1990)
K. Schauenburg, Studien zur unteritalischen Vasenmalerei (Kiel 1999 - 2010, 14 Bände)
Provenienz: 2013 erworben von U. Mahr. An diesen aus dem elterlichen Nachlass. Erworben in den 1970er Jahren bei J. Haering, Galerie am Museum, Freiburg i. Br.
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