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Roman portrait head of a yound man

Price: on request
Sold
Object number
AR1725
Objekt: Portraitkopf eines jungen Mannes

Material: Kalkstein

Maße: 10,5 cm x 9 cm x 6 cm

Datierung: 1. - 3. Jh. n. Chr.
Eine genauere Einordnung ist nur schwer möglich und verbleibt gleichzeitig spekulativ. Zwar gilt allgemein, dass im 3. Jahrhundert die Steinmonumentalkunst im Zuge des allgemeinen Niedergangs des Reiches erheblich nachlässt, was vor allem für die nordwestlichen Provinzen zutreffend ist.Dies spricht daher prinzipiell für eine Datierung in die ersten zwei nachchristlichen Jahrhundert. Andere Stilmerkmale sprechen dagegen für eine Einordnung in das 2.-3.Jahrhundert oder sogar in die konstantinische Epoche.

Beschreibung: Darstellung eines Mannes mit einem runden, fast pausbäckigen Gesicht, einer großen breiten Nase und einem kleinen Mund. Der Dargestellte trägt keinen Bart, die Haartracht ist kurz und in Strähnen gelegt, ein Mittelscheitel ist angedeutet. Der Mann trägt einen über den Kopf gezogenen Kapuzenmantel.

Die Gesichtszüge sind eher grob und stereotyp, man gewinnt nicht den Eindruck, dass die genaue Physiognomie einer Person herausgearbeitet wurde. Insbesondere durch die Haartracht wirkt der Mann römisch.Die Plastik kann wie folgt in den kunsthistorischen Kontext eingeordnet werden:
Zunächst einmal kann es sich bei dem Dargestellten um eine männliche Person oder einen männlichen Gott/Halbgott handeln. Eine Götterdarstellung kann jedoch sofort ausgeschlossen werden, da jegliche Attribute einer männlichen Gottheit im Kopfbereich fehlen, als da wären: typische Kopfbedeckung inkl. Kränzen, Strahlenkrone etc., Bart, Ohrschmuck, Halsschmuck.Göttliche Attribute in unmittelbarer Kopfnähe wären sicherlich auch als Abbruchstelle erkennbar, die Plastik weist zudem keinerlei Schäden auf.Damit handelt es sich bei dem Dargestellten um einen Menschen. Der dargestellte Mann ist auch kein Barbar oder „Feind Roms“, denn solche Personen werden immer mit entsprechenden Attributen dargestellt, so dass sie sofort als solche erkannt werden können. Dem Betrachter bietet sich also die Darstellung eines römischen Bürgers, eines römischen Sklaven oder eines Peregrinen, der die römische Lebensweise und Kultur adaptiert hat. Die generelle Identifizierung als „Römer“ kann eindeutig anhand der Frisur vorgenommen werden.Mit der Kapuze trägt der Mann sicher keine Toga, die urtypische römische Tracht, so wie sich ein „echter“ Römer auf seinem Grabstein darstellen würde. Dies spricht folglich für die Darstellung eines Peregrinen oder noch eher eines romanisierten Provinziellen mit römischem Bürgerrecht, möglicherweise auch die eines Sklaven.

Die Darstellung ist auf Grund des oben gesagten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Grabsteinkontext, ggf. auch im Weihesteinkontext anzusiedeln.

Die Bruchstelle deutet darauf hin, dass der Stein zu einem größeren Ensemble gehört hat und daraus herausgebrochen wurde. Wahrscheinlich ist eine Darstellung der Gruppe im Halbrelief, wie bei Grabmonumenten und Weihesteinen durchaus üblich, ggf. aus einer aedikula, dafür spricht die „Dreiviertelhaftigkeit“ des Kopfes. Eine vollplastische Darstellung kann auf Grund der unbearbeiteten/ausgebrochenen Rückseite ausgeschlossen werden. Als Vergleiche des Typus seien Matronensteine aus Bonn, Grabsteine aus Neumagen/Trier oder Grabsteine aus Augst (augusta raurica) genannt.

Die Darstellung ist vom künstlerischen Stil nicht mit den hochwertigen Plastiken aus Italien und Griechenland zu vergleichen. Der Kopf stammt somit aus der römischen Provinz und wurde von einem provinziellen Kunsthandwerker angefertigt. Die barbarischen Nachbarstaaten Roms hatten bis zur Erorberung durch die Römer und die damit einhergehende Romanisierung keine anthropomorphe, sondern eher eine ornamentale Kunstausrichtung (dies gilt für Europa als Ganzes, die heutige Türkei und Nordafrika, nicht aber für Syrien etc.). Der provinzielle Stil ist daher nicht als ein "generelles künstlerisches Unvermögen" zu sehen, sondern ist in den noch bestehenden Mängeln des eigenen bildnerischen Vermögens in der figürlichen Darstellung verankert. Im Zuge der Romanisierung wurden die anthropomorphen Darstellungen übernommen. Diese Romanisierung kam vor allem mit den Legionen, daher spricht man auch vom sogenannten „Stil der Legionen“. Vom Stil her lässt sich die angebotene Plastik einer nicht stark hellenisierten Provinz zuordnen, vermutlich aus der Provinz Asia Minor (heutige Türkei), möglicherweise auch Nordafrika.

Zustand: Musealer Zustand, keinerlei Beschädigungen oder Restaurierungen.
Ehemals Teil eines größeren Ensembles.

Literatur: J.-N. Andrikopopoulou-Strack, Grabbauten des 1. Jahrhunderts n. Chr im Rheingebiet. Untersuchungen zu Chronologie und Typologie, in: Beihefte der Bonner Jahrbücher, Band 43 (Köln, Rheinland Verlag, 1986)
W. Faust, Die Grabstelen des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr im Rheingebiet (Bonn 1998)
W. Selzer, Römische Steindenkmäler: Mainz in römischer Zeit; Katalog zur Sammlung in der Steinhalle (Mainz 1988)
L. Hahl, Zur Stilentwicklung der provinzialrömischen Plastik in Germanien und Gallien (Darmstadt 1937)
H. Lehner, Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums Bonn (Bonn 1918)
Die Römer an der Donau, Noricum und Pannonien. Ausstellungskatalog (Wien 1973)

Allgemein zum Akkulturationsprozess in den Provinzen:
Le rayonnement des civilisations grecque et romaine sur les cultures périphériques, 8. Internationaler Kongress der klassischen Archäologie, Paris, 1963 (Paris 1965)

Provenienz: 2011 erworben von D. Warnecke, Kunstgutachter und -restaurator. Zuvor, seit den 1980er Jahren, bis 2011, im Besitz P. Andersen. An diesen vererbt aus der Sammlung seines Vaters, die in den 1960er bis 1970er Jahren aufgebaut wurde. In diese angekauft von der englischen Antiquitätenhandlung „Shephard“.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.