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Zierblech aus Gold mit Kalydonischer Eberjagd

€2,000
Sold
Object number
AR1589
Objekt: Zierblech aus Gold mit mythologischer Eberjagdszene
(Untersucht am Archäometriezentrum der Universität Tübingen inklusive Gutachten von Prof. Pernicka)
Material: Gold.
Die metallurgische Analyse ergab einen Gold-Gewichtsanteil von 99,6%, es handelt sich damit um fast reines Gold mit nur geringen Beimengungen an Silber und Kupfer.
Maße: 161mm lang. 75mm breit. Etwa 0,5mm stark.
Gewicht 21,6g. Damit ergibt sich eine Reingoldmasse von 21,5g.
Datierung: Vermutlich eine Arbeit aus dem frühen 20. Jh.,
antikisierende Nachahmung eines Stückes aus dem 6. Jh. v. Chr. bis 5. Jh. v. Chr., der archaischen Zeit Griechenlands.
Beschreibung: Zierblech aus Gold mit mythologischer Eberjagdszene.
Dünnes, gewalztes Blech aus reinem Gold. An den Rändern geschnitten, sodass sich eine breite Bandform mit gerundeten Schmalseiten ergibt. Durch Prägetechnik wurden Dekorationen und Darstellungen als Relief in das Blech gearbeitet.

Ornamentik:
Jeweils ein Mäander entlang der Breitseiten. An der Unterseite Abfolge seitlich liegender Bassschlüsselformen. Nach oben abgegrenzt durch ein kordelartiges Band aus Querstrichen. An der Oberseite Abfolge brezelartiger Formen, deren Enden jeweils von drei Strängen zu einem stilisierten Blätterbund ergänzt werden. Nach unten abgegrenzt durch ein Zierband aus aufgereihten Kugeln.

Szene:
Zwischen den Mäandern befindet sich eine Darstellung der mythologischen Jagd des Kalydonischen Ebers. Der zentral dargestellte Eber wird von links getrieben.
Die Figur auf der linken Seite erhebt wurfbereit den auf den Eber gerichteten Speer. Die Beine beschreiben einen Satz nach vorne, der den Speerwurf einleitet. Der Eber läuft auf zwei rechts von ihm stehende Personen zu. Die zuvorderst dargestellte steht mit einem Umhang aus Fell bekleidet und hält mit beiden Händen einen Speer. Die Spitze ist auf dessen Bauchhöhe gegen den Eber gerichtet. Ein Ausfallschritt nach vorne verdeutlicht die agressive Dynamik. Die hintenan stehende Figur hat das Gewicht auf dem hinteren Bein, das vordere, linke Bein steht angewinkelt. Die rechte Hand hält den Speer und holt überkopf zum Wurf aus. Die linke Hand führt den Speer gegen den Eber. Diese Figur ist links neben dem Gesicht mit dem Schriftzug
ΜΕΛΕΑΔΡΟς
identifiziert. MELEADROS ist hier eine Schreibweise des Helden Meleager, aus der mythologischen Erzählung der Kalydonischen Eberjagd (griechisch meist Μελεαγρος, also Meléagros. Zu den Schreibweisen des Namens aus späterer Zeit vgl. Ausfeld, "Das angebliche Testament Alexanders des Großen". Sauerländer (Frankfurt 1901). S. 34ff.). In dieser tötet der Held den Eber durch einen Speer in die Flanke.
Die in der dargestellten Szene im Eber steckenden Pfeile stammen in der Mythologie von dem Bogen Atalantes. Durch ihren Schuss wird der Eber abgelenkt, sodass Telamon und Peleus nicht von dem Tier überrannt werden. Möglicherweise handelt es sich bei den nicht identifizierten Personen um die letztgenannten Helden. Doch auch andere Teilnehmer an der Jagd kommen in Frage. So könnten schwach geprägte Buchstaben rechts neben dem Kopf der linken Figur MELANION lauten.
Anmerkungen: Historischer Rahmen:
Die Kalydonische Eberjagd ist eine Geschichte aus der griechischen Mythologie, die sich auf der Reise der Argonauten unter Führung Jasons ereignet, vor dem Raub des Goldenen Vlieses (vgl. Homer, Odyssee 12,70). Der Kalydonische Eber wird von der Göttin Artemis gereizt und gesandt, die Felder um die Stadt Kalydon zu verwüsten. Dessen Erlegung ist die brühmteste Jagdepisode der griechischen Mythologie (vgl. Homer, Ilias, IX und die abgewandelte Niederschrift in Ovid, Metamorphosen VIII, 267–525). Künstlerische Darstellungen davon finden sich ab dem 6. Jh. v. Chr. bis in die römische Zeit.

Die Jagdepisode:
Oineus, König von Pleuron und Kalydon in Ätolien, vernachlässigt die jährliche Opfergabe der ersten Früchte an die Göttin Artemis. Erzürnt sendet diese einen Eber, einen Abkömmling der mythologischen Wildsau Phaia, welcher Kalydon und seine Felder verwüsten soll. Doch Oineus Sohn, Meleager, versammelt eine Gruppe Helden zur Jagd auf den Eber. In einem ereignisreichen Kampf gelingt es diesen, den Eber zu erlegen. Über die Vergabe der Jagdtrophäe bricht zwischen Mealeager und seinen an der Jagd beteiligten Onkeln ein Streit aus. In seinem Verlauf findet Meleager den Tod.
Die Szene auf dem hier angebotenen Zierblech stellt offenbar den Zeitpunkt kurz vor der Tötung des Ebers durch den Speer Meleagers dar.

Metallurgische Untersuchung:
Die chemische Zusammensetzung ist wenig charakteristisch, sodass sich leider keine Hilfe für die genaue geografische oder zeitliche Einordnung bietet. Ungewöhnlich ist die hohe Reinheit des Goldes. In einer Untersuchung von Hartmann wurden 10 Goldobjekte mit ähnlichen Silbergehalten gefunden, von denen für eine Goldverzierung an einem Schwert als Fundort Dendra, bei Migea (Peloponnes) bekannt ist (vgl. Hartmann, Prähistorische Goldfunde aus Europa, SAM 3249 und 3250).
Zustand: Blech ingesamt leicht verformt, auf der gesamten Oberfläche kleine Knicke. Ausfransungen an den Kanten. Stärkere Knicke und möglicherweise unvollständige Enden an den Schmalseiten.
Provenienz: 2011 aus der Sammlung M. Stamann erworben. In diese 2006 durch Erbschaft eines Familienbesitzes. Zuvor im Besitz von Franz Hach (1913-1969), welcher beruflich Antiquitäten kaufte und dieses Objekt in den Jahren 1931 bis 1941, vermutlich zu Beginn der 1930er Jahre, erwarb.
Das Objekte wurde 2009 Prof. Dr. Markus Egg vom Römisch Germanischen Zentralmuseum Mainz zur Ansicht vorgelegt.
2011 wurde eine Materialanalyse am Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie durchgeführt, das Gutachten dazu wurde von Prof. Dr. E. Pernicka verfasst und ist Teil dieses Angebots.
Referenzen: Eine ähnliche Szene ist auf dem oberen Rand der "François-Vase" im Archäologischen Museum Florenz dargestellt (Museo Archeologico Etrusco, Inv.nr. 4209). Diese wurde 1844 in Fonte Rotella, Chiusi gefunden und datiert auf den Zeitraum zwischen 570 v. Chr. und 560 v. Chr.
Neben dieser interessanten Verknüpfung zu den Etruskern, erinnert die Goldarbeit an thrakische Arbeiten aus dem 5. Jh. v. Chr., hierzu:
Vgl. Gold der Thraker, Hildesheim Roemer- und Pelizaeus-Museum (1980), Seite. 106, Nr. 194 bis 196.
Vgl. Thracian Treasures, British Museum Publications (1976), Seite 47, Nr. 172, 176, 177.
Literatur: M. Grant, J. Hazel, "Lexikon der antiken Mythen und Gestalten", dtv (München 1980).
Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.