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Sehr großes polychromes römisches Mosaik - stehender Pfau

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1754
Objekt: Römisches Mosaik, stehender Pfau
Material: Steintesserae, verschiedene Farben
Maße: Rahmen: 152 cm x 89,5 cm.
Mosaik: 147 cm x 85 cm. Die Kantenlänge der Einzeltesserae beträgt ca. 5 mm bis 12 mm, die meisten Tesserae sind als Langrechtecke gearbeitet. Damit besteht das Mosaik aus mehreren zehntausend Tesserae, vermutlich ca. 20.000 - 25.000 Stück.
Datierung: späte römische Kaiserzeit - frühe byzantinische Epoche.
Stil und Ausführung legen nahe, dass das Mosaik als Teil eines großen Bodenmosaiks fungierte und der frühbyzantinischen Zeit entstammt, vermutlich aus der Levante-Region.
Zustand: Sehr großes, museal erhaltenes Paneau.
Das Mosaik wurde von einer professionellen Werkstattt auf eine stabile Faserunterlage übertragen und daran fixiert. Zur besseren Präsentation ist es ferner in einen schwarzen Rahmen gefasst. Der Rahmen hat sich im rechten Feld teilweise leicht gelöst, dies beeinträchtigt die Gesamtoptik nicht.
Beschreibung: Fein gearbeitetes, polychromes (mehrfarbiges) Mosaik eines stehenden Pfaus. Die Federkrone ist durch drei Federn mit rundem Abschluss ausgearbeitet. Der Körper ist aus grün-blauen Tesserae gestaltet, vom Körper heben sich kontrastreich die orange-gelben Flügel ab. Während der Vogel weitgehend im Profil dargestellt ist, ist die Schleppe fast in einer Frontalansicht gearbeitet. Sie besteht aus orangefarbenen Tesserae, welche außen in einzelne Federn auslaufen. In der Mitte zieren die Schleppe drei schräg übereinander angeordnete "Augen".

Durch den weiß gestalteten Hintergrund hebt sich der Pfau kontrastreich vom Feld ab. Die Darstellung wird durch fünf Blumen, welche in drei Registern über dem Körper angeordnet sind, abgerundet.

In der römischen Ikonographie war der Pfau mit der Göttin Juno verbunden. Pfauendarstellungen waren in diesem Kontext, jedoch auch als farbenfrohe Illustrationen sehr beliebt. In der christlichen Ikonographie avancierte er dann zum Paradiesvogel und sein Gefieder wurde zum Symbol der Auferstehung. Das vorliegende Stück zeigt weder speziell christliche noch ausdrücklich pagane Merkmale und könnte damit in beiden ikonographischen Kreisen Bestand haben.
Historisches: In der griechischen und hellenistischen Epoche waren Mosaike meist elaborierte Kunstwerke, welche Böden und Wände zierten [hier und im Folgenden Quelle 1, siehe unten]. In der späten Republik und der frühen römischer Kaiserzeit verkam das Mosaik zunächst weitgehend von einer exquisiten Kunst zu einem gewöhnlichen und standardisierten Gestaltungsmedium. So waren im 1. Jh. n. Chr. vor allem bichrome Mosaike aus schwarzen und weißen Steintesserae beliebt, welche meist geometrische Motive zeigten [2]. Bodenmosaike gehörten dabei zur Standardausstattung von Villen, Bädern oder auch Grabstätten, als Beispiel extensiver Verbreitung sei Ostia genannt. Ab dem 2. Jh. beginnen sich wieder - zum Teil sehr detaillierte und raffinierte - figürliche Darstellungen zu etablieren, welche durch ihre Farbenvielfalt bestechen [3,4,5]. Berühmt ist dabei Antiochia [6], aber auch die nordafrikanischen Provinzen und Sizilien (Villa von Casale). Im 3. Jh. ändert sich die Bedeutung des Mosaiks radikal, kultische Motive treten vermehrt auf. Die aktuelle Forschung nimmt an, dass diese Änderung das Abwenden von der Kultplastik zu zweidimensionalen Darstellungen hin bezeugt. Parallel kommen natürlich auch weiter die beliebten dekorativen Motive mit Pflanzen, Tieren und Szenen des täglichen Lebens vor [7].

Im 4. Jh. beginnt ein - zunächst schleichender - Übergang zu den christlichen Bildmotiven. Erste erhaltene Monumente sind dabei das Mausoleum der Constantina in Rom, Centceiles in Spanien sowie die Kathedrale von Aquileia. In letzterer finden sich nicht nur ein musivischer Jonas-Zyklus, sondern auch Tierdarstellungen mit christlicher Symbolik (Lamm, trinkender Hirsch) sowie Eucharistische Darstellungen (Brot und Wein). Nach und nach vollzieht sich im vierten und fünften Jahrhundert eine Umdeutung der "paganen" römischen Ikonographie und eine Entwicklung und Etablierung der christlichen Ikonographie. Als imposante Beispiele frühchristlicher Mosaiken seien Santa Maria Maggiore in Rom sowie die Ravennatischen Mosaike [8] ausgewählt und hervorgehoben.
Literatur: [1] Encyclopepaedia Britannica, s.v. mosaic
[2] M. E. Blake, The pavements of the Roman buildings of the Republic and early Empire, Memoirs of the American Academy in Rome 8, 1930, 7–159
[3] M. E. Blake, Roman mosaics of the second century in Italy, Memoirs of the American Academy in Rome 13, 1936, 67–214
[4] M. Donderer, Die Chronologie der römischen Mosaiken in Venetien und Istrien bis zur Zeit der Antonine (Berlin 1986)
[5] H. Joyce, The Decoration of Walls, Ceilings and Floors in Italy in the Second and Third Centuries AD (Rom 1981)
[6] F. Cimok (Hrsg.), Antioch Mosaics: A Corpus (Istanbul 2000)
[7] M. E. Blake, Mosaics of the Late Empire in Rome and vicinity, Memoirs of the American Academy in Rome 17, 1940, 81-130
[8] F. W. Deichmann, Ravenna (Stuttgart 1969-1989, mehrere Bände)
Provenienz: 2011 in einem traditionellen deutschen Auktionshaus erworben. In dieses eingeliefert vom Erben einer französischen Sammlung, welche in den 1960er Jahren angelegt wurde.
Vor der Auktion begutachtet von Experten der Glyptothek in München.
Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.