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Römische Antiquitäten

Römische Gewandnadel mit keltischem Motiv

Die zentrale Niello-Arbeit fällt bei dieser antiken Gewandnadel als erstes ins Auge. Drei Kreuze wurden eingraviert und mit schwarzer Farbe ausgefüllt. Interessant ist die Zuordnung des Motivs durch Richard Hattatt, den berühmten Sammler und Vorbesitzer dieser Fibel. Er führt das Dekor auf die Region Ostanglien zurück, dem Gebiet der keltischen Stämme der Icener und Trinovanten. In den Jahrzehnten nach der Eroberung großer Teile der römischen Provinz Britannia durch Kaiser Claudius wurden dort vermutlich römische Fibelformen kopiert und mit lokalen keltischen Motiven verziert.
Römische Fibel
Römische Gewandnadel mit keltischem Motiv

Die Sammlung Richard Hattatt

Nach dem Austritt aus der Familienfirma widmete sich Richard Hattatt dem Sammeln und Studieren von Antiquitäten. Durch Fokussierung auf ein Thema entstand nach einigen Jahren eine der bedeutendsten Sammlungen antiker Fibeln aus der Region nördlich des Mittelmeers. Aus der unermüdlichen Aufarbeitung der Stücke entstanden in den Jahren 1982, 1985, 1987 und 1989 vier Bücher, die inzwischen als Standardwerke auf dem Gebiet römischer Fibeln gelten.
Als Richard Hattatt im Jahr 1992 verstarb, waren Teile seiner Sammlung bereits im Ashmolean Museum (Oxford) und im Wiltshire Museum (Devizes) aufgenommen. Andere Fibeln der Sammlung gerieten über Auktionshäuser und Privatverkäufe in Streubesitz. Doch der ungeheure Erkenntnisgewinn durch die systematische Sammeltätigkeit, die Zeichnungen und zusammengetragenen Informationen ist der Nachwelt in seinen Büchern erhalten geblieben.

Beispiel für römische Fibeln aus der Sammlung Hattatt:

Römische Fibel
Römische Fibel mit Motiv der Icener oder Trinovanten


Römische Fibel kaufen
Antike römische Fibel in Rautenform


Römische Pfeifen

Die Verwendung von Pfeifen durch die Römer ist aus diversen archäologischen Funden gesichert. Funde aus Legionslagern legen die Verwendung im militärischen Kontext nahe. Allerdings ist die genaue Funktion von Pfeifen in römischer Zeit unter Archäologen und Sammlern umstritten. Sie könnten verwendet worden sein, um auf dem Schlachtfeld Befehle zu übermitteln oder aber nur zu Trainingszwecken eingesetzt worden sein. Spekuliert wurde außerdem über die Verwendung bei der Jagd, beim Sport, in der Musik, sowie für religiöse oder rituelle Zwecke. Kurz gesagt, die Funktion der Pfeifen in römischer Zeit ist nicht abschließend geklärt.

Hier ist ein Beispiel für eine wohl militärische Bronzepfeife aus der römischen Kaiserzeit:
Pfeife des römischen Militärs
(Pfeife des römischen Militärs, 1. bis 2. Jh. n. Chr.)

Römische Löffelsonden

Bei einem Specillum handelt es sich um eine Löffelsonde, ein medizinisches oder chirurgisches Werkzeug mit einem scheibenförmigen, abgewinkelten Kopf. Die andere Seite ist stumpf oder spitz. Die meisten gefundenen Instrumente dieser Art sind aus Bronze gearbeitet, einige wenige Exemplare aus Silber und Gold sind bekannt.
Das Instrumentarium römischer Ärzte war hoch spezialisiert und über das gesamte Gebiet des römischen Reiches relativ einheitlich. Viele Instrumente werde auch heute in ähnlicher Form von Ärzten und Chirurgen verwendet.

Beispiele für Römische Löffelsonden (Specilla):
Römische Löffelsonde aus Silber

Römische Löffelsonde (Specillum) aus Silber

Römische Löffelsonde aus Bronze
Römische Löffelsonde (Specillum) aus Bronze


Literatur:
L. J. Bliquez, Roman Surgical Instruments and Other Minor Objects in the National Archaeological Museum of Naples

Römische Ziegelstempel im Trierer Raum

Im Raum Trier existierte eine Vielzahl von kleinen und großen privaten Ziegeleibetrieben. Die meisten, wenn nicht gar alle von ihnen waren wohl an dem umfangreichen Bauprogramm Konstantins und seiner Nachfolger, vor allem in Trier, beteiligt. Anhand der verhältnismäßig großen Fundmenge geht die Fachwelt von der Existenz der vier großen Firmen

 

ADIVTICE

CAPIONACI

ARMO

TAMIC

 

aus. CAP---Stempel und andere finden sich aber auch in Köln Deutz, sie fanden Verwendung beim Bau der spätantiken Festung divitia. Daher kann man mit Sicherheit, zumindest bei den Großbetrieben, von einer überregionalen Bedeutung sprechen.

Die Bedeutung der Stempel, auch die der kleineren Firmen, ist seltener erschließbar als im Fall der bekannteren Legionsstempel, bei denen eine Auswertung des Textes wesentlich einfacher ist.

Zur exakten Datierung der spätantiken Stempel der Privatbetriebe ist kaum etwas bekannt. Einen Sonderfall bieten die Stempel, welche aus dem Fundzusammenhang der Trierer Palastaula stammen. Diese sind auf die Zeit unmittelbar vor 310 datierbar.

Spätrömische Tropfflaschen

Schlichte Glasfläschchen mit tief angesetzter Tülle gehören zum festen Repertoire der römischen Glasfunde aus Siedlungskontexten. Sie waren im gesamten römischen Reich verbreitet, der Fundschwerpunkt liegt in den östlichen römischen Provinzen. Allerdings ist die Funktion dieser Gefäße alles andere als offensichtlich und rechtfertigt eine nähere Betrachtung.

In der Literatur finden man auch die Bezeichnung Gießerchen für diese Flaschen (z.B. Peter La Baume). Im Handel findet man für diese Flaschen gerne die Bezeichnung Saugfläschchen oder Babyfläschchen, was die Verwendung für Babynahrung impliziert. Dies ist jedoch aus mehreren Gründen wenig wahrscheinlich. Kurioser Weise sind fast alle gefundenen Flaschen an der Tüllenspitze scharfkantig abgebrochen. Selbst bei Grabfunden, die vorher sicher in vielen Fällen keine Verwendung im Alltag fanden, tritt diese Beschädigung häufig auf. Für einen antiken Glasbläser wäre es problemlos möglich gewesen die Kanten der Tüllenspitze abzurunden. Für einen Babymund aber auch für einen Schlauchaufsatz erscheinen die spitzen Enden nicht geeignet. Zumal lässt das tiefe ansetzen der Tülle eine Befüllung (z.B. mit Milch) über diese Höhe hinaus nicht zu. Damit haben die ohnehin schon kleinen Gefäße ein stark verringertes Fassungsvermögen. [Anmerkung: Objektnr. 0243ROM1108 zeigt im Vergleich ein römisches Keramikkännchen, bei dem die Tülle höher, direkt unterhalb des Halses, angesetzt wurde. Ein größerer Teil des Volumens konnte genutzt werden. ]

Der Vorschlag, dass einst eine Membran auf den Flaschenhals aufgebracht wurde, wird durch die Funde solcher Flaschen mit an der Lippe angesetztem Henkel entkräftet. Eine Membran hätte zumindest bei diesen Gefäßtypen nicht angebracht werden können. Ohne Membran ist ein Nuckeln an der Flasche nicht möglich. Die Flüssigkeit würde sich einfach hinausgießen lassen.

Eine Verwendung als Geschirr, z.B. als Ausgießer für Öl oder Soße ist ebenfalls fraglich. Es gibt keine oder keine uns bekannten Beispiel solcher Gefäße mit Verzierung. Dies wäre aber bei römischem Tischgedeck sicherlich gewünscht gewesen. Und auch hier spricht das geringe Fassungsvermögen gegen die These.

Eine Alternative Theorie ist die Verwendung der Gefäße zum Befüllen von Öllampen. Dafür spricht, dass die niedrig angesetzte Tülle trotz des Nachteils das Fassungsvermögen zu verkleinern einen Vorteil beim Befüllen von auf flachen Unterlagen stehenden Lampen gehabt hätte. Beim Befüllen von brennenden Lampen ist es wichtig kein Öl daneben zu gießen. Auch ist die Fundmenge der bislang als Öllampenbefüller zugeordneter Gefäße deutlich geringer als die Zahl der Lampen. Jedoch ist das Volumen der anerkannten Füllgefäße größer als das typische Fassungsvermögen der fraglichen Tüllenfläschchen.

Zuletzt bleibt noch die vage Aussage, dass es sich um Tropfflaschen handelt, mit denen sehr geringe Mengen kostbarer Flüssigkeiten fast tropfengenau dosiert werden konnten. Z.B. für das Arbeiten mit Medikamenten oder Parfüm. Natürlich lässt sich eine solch vage Interpretation schlecht bestätigen oder widerlegen. Die Verwendung dieses Gefäßtyps bleibt umstritten.

[Text angelehnt an F. Wiesenberg, Thesenpapier 2010-01, Anmerkungen zu den sogenannten "römischen Nuckelflaschen"]


Beispiel:

Spätrömische Tropfflasche
Frei geblasenes Glasfläschchen aus spätrömischer Zeit. 

Literatur:     

Michael J. Klein. Römische Glaskunst und Wandmalerei. Philipp von Zabern (1999).

Pyramidenförmige Webgewichte

Pyramidenförmige Webgewichte sind aus der hellenistischen Welt und den römischen Nordwestprovinzen bekannt. Größe und Masse der Webgewichte sind oft einheitlich, sodass eine Massenproduktion in Modeln denkbar ist. Vereinzelte Gewichte wurden sicher auch vor Ort hergestellt und luftgetrocknet.

Für die Verwendung der Gewichte gibt es in der Forschung zwei Theorien. Ein Schiffswrackfund belegt die Verwendung als Netzsenker [Bigagli 2000, 100 Abb. 4], eine Darstellung auf einer griechischen Vase hingegen zeigt die Verwendung als Webgewicht [Deonna 1938, Taf. 55,430]. Die letztgenannte These wird auch vom Fund eines kompletten Webstuhls samt Gewichten dieser Art unterstützt [Shamir 1994, 272 ff].

In Nordeuropa sind pyramidenförmige Webgewichte seit der Latènezeit belegt [Jacobi 1974, 61 f. Taf. 86,1713–1715]. Diese hatten meist abgerundete Kanten und Ecken. Die starke Verbreitung der Gewichte in römischer Zeit hielt bis ins 2. Jh. n. Chr. an. Seit der Erfindung eines Webstuhls, der keine Gewichte mehr benötigt, im 1. Jh. n. Chr., ging die Produktion der Webgewichte zurück. Für die spätrömsiche Zeit sind schließlich nur vereinzelte Funde bis ins 5. Jh. n. Chr. bekannt [Gomolka 1967, 312]. Die Zeitstellung für pyramidenförmige Webgewichte ist allgemein schwierig, da die Form sich über Jahrhunderte kaum änderte und nicht der Mode unterlag.

(Text angelehnt an Fortner, Diss., S. 73f)


Vgl. Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, Inv.nr. 83,18 und 83,19.

Vgl. Galerie Alte Römer, Art.nr. AR1937.

Vgl. Sandra Fortner, Dissertation (München, 2008), Tafel 88 und Seite 73f.

Zur Aufhängung siehe Neues Museum Berlin. Sammlung älterer Webstuhlgewichte und Netzsenker aus Keramik und Stein.

Jupitergigantensäulen

Jupitersäulen (auch Jupitergigantensäule  genannt) verbreiteten sich ab der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. von Mainz aus in Obergermanien und in Ostgallien. Nach den Funden zu urteilen erreichten der ursprüngliche Baustil und seine modischen Abwandlungen im 2. und 3. Jh. n. Chr. einen Höhepunkt. Derzeit sind rund 230 Funde von Jupitersäulen aus Germania Inferior bekannt (vgl. novaesium.de, Geschichte und Ausgrabungen des römischen Neuss).

Der obere und namensgebende Abschluss einer Jupitersäule bestand aus einer Darstellung des Jupiters, entweder thronend oder zu Pferde. Die Säule, die diese Statue trug, war in der Regel mit einer als schuppenförmiges Relief gearbeiteten Oberfläche versehen, die wohl stilisierte Lorbeerblätter darstellte. Die Basis der Säulen bildeten runde oder eckige Steinsockel, welche Reliefs von Gottheiten oder Weihinschriften tragen können.

Besonders interessant an dem Typus der Jupitergigantensäule ist seine geografisch auf die Germanischen Provinzen beschränkte Verbreitung. In den Provinzen Germania und der Provinz Raetia verehrte man in römischer Zeit besonders Jupiter, den Göttervater (vgl. P. Filtzinger, D. Planck, B. Cämmerer, "Die Römer in Baden-Württemberg"). Er schützt die Gemeinde, sorgt für Regen und Sonnenschein, fördert Landwirtschaft und Weinbau. Durch Blitz und Donner kann er seine Zustimmung oder Missbilligung zu erkennen geben. Die Vermischungen einheimisch-keltischer bzw. germanischer Vorstellungen mit der italo-römischen Götterwelt werfen in der Forschung einige interessante und bislang unbeantwortete Fragen auf.

  Wochengötterstein der Jupitersäule von Achern

Die Galerie Alte Römer rühmt sich mit Objektnr. AR1905 den Sockel einer römischen Jupitergigantensäule mit mindestens 300 Jahre zurück reichender Provenienz anbieten zu können, was im Antiquitätenhandel eine außerordentliche Seltenheit ist. Es handelt sich unseres Wissens, zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Textes, um das einzige im Handel erhältliche Fragment.

Antike römische Stifte (Stilus, Wachsschreiber)

Spitze Stifte aus hartem Material waren in der gesamten Antike als Schreibgerät gebräuchlich. Sie bestanden aus Metall, Knochen oder Elfenbein. Geschrieben wurde damit überwiegend auf Wachstafeln (tabulae). Schriftzeichen wurden mit der Spitze des Stilus (auch Stylus) in das Wachs gekratzt. Mit dem anderen Ende des Stilus konnten Fehler durch Glätten des Wachses radiert und dann wieder überschrieben werden. Stili sind in zahlreichen bildlichen Darstellungen der Antike überliefert. Zum Glück sind auch einige originale Exemplare erhalten geblieben. Das erste Bild unten zeigt eine Darstellung aus Pompeji in dem eine Dame einen Stilus benutzt.


http://www.alteroemer.de/media/wysiwyg/ar/0105ROM0508_pompeji.jpg


Die folgenden Bilder zeigen einen Stilus aus der Zeit der römischen Republik und anschließend weitere Stifte aus der römischen Kaiserzeit.


Stilus, Wachsschreiber, römische Republik
Antiker Stilus (Wachsschreiber) aus der Zeit der römische Republik


römischer Luxusstilus aus Bein
Römischer Stilus aus Bein


Kunstvoll verzierter Stilus 
Kunstvoll verzierter römischer Stilus aus Bronze


römischer Luxusstilus aus Messing mit Beingriff
Römischer Luxusstilus aus Messing mit Beingriff