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Ägyptisches Ibis-Amulett

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR2499-06
Objekt: Amulett in Form eines Ibis

Material: Mit türkisfarbene Fayence überzogener Steatit.

Datierung: Spätzeit des Alten Ägypten,
26. bis 31. Dynastie,
664 v. Chr. bis 332 v. Chr.

Beschreibung:    Ägyptische vollplastische Fayencefigur in Form eines Ibis. Der Vogel ist sitzend auf einer Basisplatte dargestellt, den Kopf gerade nach vorne gerichtet.

Anmerkungen: Der griechische Historiker Herodot schrieb über den Ibis:
Es wird erzählt, mit dem Frühling kämen geflügelte Schlangen nach Ägypten geflogen. Die Ibisse aber zögen ihnen entgegen bis zu dem Paß in dieser Gegend und ließen die Schlangen nicht durch, sondern bissen sie tot. Und weil der Ibis das tut, sagen die Araber, steht er bei den Ägyptern so in Ehren; und die Ägypter stimmen zu, dass sie deshalb diese Vögel so hochhalten. 

Eine andere Auslegung der modernen Forschung ist, dass der Ibis zeitgleich mit den lebenswichtigen Nilüberschwemmungen aus Mittelafrika nach Ägypten einzog. Wegen diesem jährlich beobachteten Zusammenhang, wurde der Vogel verehrt.
Der Ibis ist auch eng mit dem Gott Thot assoziert. Eine Menschenkörper mit Ibiskopf, oder der Vogel an sich, stehend oder hockedn wie hier, kann eine Repräsentation des Thot sein. Solche Darstellungen wurden an zahlreichen Plätzen des Alten Ägypten gefunden. Die hier vorliegende Figur ist qualitativ hochwertig gearbeitet und ein relativ großes Amulett seiner Art.

Maße: 40mm lang, 13mm breit, 23mm hoch.

Zustand: Nahezu perfekt erhalten. Lediglich winzige Bestoßungen und Abrieb, die den überwältigenden Gesamteindruck des Ibis nicht trüben. Alter Aufkleber "2062" auf der Unterseite.

Provenienz: 2018 von uns in einem deutschen Auktionshaus erworben. Eingeliefert von dem Erben einer deutschen Privatsammlung. In diese erworben im Mai 1980 aus dem Bestand der Gesellschaft "Aegyptiaca" in der Schweiz, ausgewählt und vermittelt durch Hermann Schlögl (Freiburg i. Br.).
Die Gesellschaft Aegyptiaca verkaufte dieses Objekt aus dem Bestand der berühmten Sammlung Matouk, die sich im Lager der Archäologischen Universitätssammlung Zürich befand. Hierhin wurden die Objekte im Jahr 1976 gebracht, exportiert aus dem Libanon, wobei keine libanesischen Gesetze die Ausfuhr untersagten.
Fouad S. Matouk baute seine Sammlung zwischen 1925 und 1976 auf, sie befand sich bis 1960 in Ägypten und danach im Libanon.

Über die berühmte Sammlung Matouk:
Die Sammlung von Fouad Sélim Matouk (1902-1978) umfasste 8520 altägyptische Siegelamulette, Amulette und Kleinbronzen, sowie einige Stücke aus griechisch-römischer und koptischer Zeit. In der Sammlung befanden sich 6800 Skarabäen, was nach den Sammlungen im Ägyptischen Museum Kairo und dem British Museum in London der weltweit drittgrösste Bestand dieser Art war.
Als christliche Araber flohen Matouks Eltern mit Ihrem Sohn Anfang des 20. Jahrhunderts aus ihrem Heimatland Syrien nach Ägypten. Dort konnte der junge Matouk ab Mitte der 1920er Jahre seine Sammlung aufbauen. Einen Großteil erwarb Matouk im Jahr 1956 in Kairo aus der berühmten Sammlung des 20 Jahre zuvor verstorbenen Antikenhändlers Ralph Harrup Blanchard (1875-1936). Insgesamt betrachtet wurde die Sammlung Matouk nach dem wissenschaftlichen Gesichtspunkt der typologischen Entwicklung von Form und Dekoration zusammengestellt.
Im Jahr 1960 musste der Sammler und Kaufmann aufgrund der politischen Situation unter Nassar in den Libanon fliehen. Nach dem Ausbruch des libanesischen Bürgerkrieges 1976 brachte Fouad Matouk seine Sammlung in die sichere Schweiz. Die Sammlung konnte damit vor den Wirren des Bürgerkrieges im Libanon bewahrt werden, bis auf die antiken Gläser, die dem Krieg zum Opfer fielen. Kurze Zeit später entschied sich Matouk unter finanziellem Druck zum Verkauf seiner Sammlung und wollte diese dem Archäologischen Institut der Universität Zürich zukommen lassen. Doch durch seinen unerwarteten Tod 1978 in Beirut musste sein Sohn Tawfik Fouad Matouk dieses Vorhaben fortführen.
Den vollen Kaufpreis konnte die Universität Zürich nicht aufbringen. So entschied man sich zur Gründung der Gesellschaft "Aegyptiaca", mit finanzieller Unterstützung des Schweizer Bundes. Diese sollte einen Teil der Sammlung Matouk an private Sammler verkaufen, bis die Erlöse reichten, den verbleibenden Teil an die Universität Zürich zu geben. Doch zunächst wurden die Objekte der Sammlung für die Gesellschaft Aegyptiaca von namhaften Ägyptologen untersucht, Prof. Dr. Eric Hornung, Prof. Dr. Othmar Keel, Dr. Leo Mildenberg, Dr. Hermann Schlögl, Dr. Michael Sguaitamatti.
Letztlich gelangte der Großteil der Objekte in den Bestand der Universität Fribourg. Dort wurden sie von Othmar Keel wissenschaftlich weiter bearbeitet, Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt.
Aus dem zuvor verkauften Teil der Sammlung Matouk gelangte ein erheblicher Teil in den Jahren 2018 und 2019 in den Bestand der Galerie Alte Römer. Wir sind außerordentlich froh, diesen wichtigen Bestand nun selbst aufbereiten zu können. Die jüngere Vergangenheit mit Namen wie Matouk und Blanchard gesellt sich stolz zu der altägyptische Vergangenheit der kleinen Kunstwerke.

Referenzen: Ähnlich Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inventarnummer Aeg 307.

Literatur: Literatur mit Bezug zur Sammlung Matouk:
F. S. Matouk, Corpus du scarabée égyptien, Vol. I: Les scarabées royaux (Beyrouth, 1971). Der Katalog umfasst 904 Objekte der Sammlung.
F. S. Matouk, Corpus du scarabée égyptien. Vol. II: Analyse thématique (Beyrouth, 1971). Der Katalog umfasst 2480 Objekte der Sammlung.
O. Keel und C. Uehlinger, Altorientalische Miniaturkunst.

Das einzige veröffentlichte Werk mit Objekten aus der Sammlung Blanchard:
R. H. Blanchard, Handbook of Egyptian Gods and Mummy Amulets (1909).

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.