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Ägyptische Mumienkartonage aus Theben

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR3085A
Objekt: Zwei Stücke einer ägyptischen Mumienkartonage aus Theben

Material: Leinwand, mit Stuck überzogen und bunt bemalt.

Datierung: Aus der ptolemäischen Epoche Ägyptens,
etwa 3. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. v. Chr.

Beschreibung:    Bruststück und Beinstück einer ägyptischen Mumienkartonage mit reicher Bemalung in den Farben rot, blau, grün und schwarz. Weiße Bereiche werden durch die Untergrundfarbe dargestellt. Das Bruststück hat einen quadratischen Umriss, das Beinstück einen U-förmigen, beide wurden gezielt aus der äußersten Mumienumhüllung herausgetrennt.

Der Brustbelag gliedert sich in zwei horizontale Bildfelder. Über dem oberen Bildfeld verläuft ein etwas breiteres dunkelblaues Band, das mit Sternen besetzt ist, was man besonders gut links sehen kann, wo einer der Sterne deutlich hervortritt. Darunter schwebt ein geflügelter Skarabäus, der eine Sonnenscheibe zwischen seinen vorderen Extremitäten hält. Über jedem der beiden ausgebreiteten Flügel liegt eine Mumie, deren Kinn der unten gebogene Götterbart ziert. Die Bildaussage ist eindeutig: Der Verstorbene will von Chepre, der göttlichen Erscheinung der Morgensonne, an den Himmel gehoben werden.
Es folgt das untere Bildfeld, in dem die Darstellung einer knienden Göttin Nut dominiert. Sie trägt eine Sonnenscheibe auf dem Kopf. Mit ihren Armen breitet die Göttin ein Flügelpaar aus, und ihre Hände halten jeweils eine Feder der Maat und zugleich ein Flagellum. An den Rändern daneben sehen wir eine im Horizont strahlende Sonnenscheibe; diese hat im ptolemäischen Schriftsystem die Bedeutung „Ewigkeit“. Der Kopf der Göttin Nut ist auf beiden Seiten von je zwei Textspalten umgeben, mit dicken Strichen voneinander getrennt. Die vier kurzen Textspalten bilden einen einzigen fortlaufenden Text. Die Schrift der Hieroglyphen ist recht kursiv, was besonders deutlich an den Zeichen der Vögel zu erkennen ist. Die Lesung lautet:

Worte zu sprechen von Nut, der Großen, welche die Götter gebiert, mit gewichtiger Stimme in Busiris: „He …“.

Busiris war neben Abydos der bedeutendsten Kultort des Gottes Osiris. Das Textende ist nicht mit Gewissheit zu entziffern. Es handelt sich vermutlich um den Beginn einer wörtlichen Rede, die nicht zu Ende geschrieben wurde. Vielmehr stand der Textanfang stellvertretend für eine bekannte Rede, wie ein Incipit.

Der Beinbelag gliedert sich in drei Bildfelder. Das untere Bildfeld füllen links und rechts je zwei Lotusblumen, detailliert gezeichnet mit grüner, blauer und roter Farbe. Im mittleren Bildfeld stehen links die Horuskinder Qebeh-senu-ef und Amset, rechts Dua-mutef und Hapi (jeweils von außen nach innen). Die vier Personen des oberen Bildfeldes können wegen der fehlenden Köpfe und Beischriften nicht ohne Weiteres bestimmt werden. Die lange Textkolumne in der Mitte lautet:

[...] selig, erzeugt von der Herrin des Hauses Setja-irt-binet, selig. Zu dir kommt Anubis, der Balsamierer, der Herr des Friedhofs, damit er dir ein schönes Begräbnis im Westen des oberägyptischen Theben gebe.

Der Name des Besitzers ist leider verloren. Die Angabe am Ende des Textes bezeugt die Herkunft des Stückes zweifelsfrei: Es stammt aus dem Bereich der Stadt Theben in Oberägypten, gelegen im 4. Gau.

Maße: Bruststück 21cm x 18cm. Beinstück 24cm x 21cm. Moderner Holzrahmen 67,5cm x 40,5cm.

Zustand: Zwei Fragmente mit diversen Abplatzungen, Rissen und Fehlstellen an den Rändern. Insgesamt jedoch gut erhalten für solch fragile Artefakte. Die originale Stuckierung und Bemalung sind noch weitgehend auf dem Leinenuntergrund erhalten. Die Kartonagefragmente sind auf einen modernen Hintergrund aus Leinen aufgebracht und in einen Holzrahmen gefasst. Die Konstruktion des Rahmens ist nach etlichen Jahrzehnten nicht mehr zuverlässig. Auf der Rückseite des Rahmens Aufkleber einer Pariser Werkstatt für Bilderrahmen.

Provenienz: Im Jahr 2020 durch uns erworben von S. Gönitzer, Österreich. Exportiert 2020 mit Genehmigung des österreichischen Bundesdenkmalamts. Zuvor im Besitz von Dr. Edmund Kupka, Österreich, der diese und eine weitere Mumienkartonage in den 1960er Jahren in Ägypten erwarb, während seiner Tätigkeit für eine internationale Organisation in Kairo. Die Kartonagen wurden noch in den 1960er Jahren durch Dr. Kupka nach Österreich exportiert.
Die ursprüngliche Herkunft und sicher auch der Fundort der Kartonage geht als Selbstauskunft des Stückes aus der langen Textkolumne hervor. Es stammt aus dem Bereich der Stadt Theben in Ägypten (heutiges Luxor).

Referenzen: Die zeitliche Einordnung und Deutung der Mumienkartonage wurde 2020 durch Herrn Prof. Kurth vorgenommen, emeritierter Professor für Ägyptologie an der Universität Hamburg. Eine Publikation der Kartonage ist für sein Buch „Hausgrabungen, Band 3 (Aegyptiaca in deutschem Privatbesitz)" vorgesehen.

Literatur: Wer umfassender und tiefer in das Thema der ägyptischen Totenliteratur und des ägyptischen Totenkultes einsteigen will, kann sich bei Jan Assmann im Lexikon der Ägyptologie, Band VI, S. 659-676 informieren.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.