Römisches Intaglio mit Gryllos
Preis: Auf Anfrage
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Objektnummer
AR1950-156
Objekt: |
Römisches Intaglio mit Gryllos
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Material: |
Orangefarbene, durchschimmernde Glaspaste.
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Datierung: |
3. Jh. v. Chr. bis Mitte 2. Jh. n. Chr., römische Republik bis römische Kaiserzeit. Die italischen Glaspasten greifen meist Themen aus dem 3. bis 1. Jh. v. Chr. auf, die seinerzeit häufig als Intaglio in Halbedelstein gearbeitet wurden. Aufgrund der langen Beliebtheit der Themen, kann die vorliegende Glaspaste auch noch in der römischen Kaiserzeit gefertigt worden sein. |
Beschreibung: |
Qualitätsvolles römisches Intaglio aus oranger Glaspaste. Das Motiv ist sehr detailliert in das klare Glas abgeformt. Ovaler Ringstein mit flacher Bildseite. Die Qualitätsarbeit zeigt eine vogelähnliche Groteske, bestehend aus einem Silenskopf im Profil mit Pferdeprotome auf dem Oberkopf. Am Hinterkopf entspringt ein gehörnter Widderkopf, der etwas im Maul hält. Es handelt sich um ein Füllhorn und einen oder mehrere Zweige, in der Literatur sind solche Zweige häufig als Ähre und Palmzweig identifiziert. Die Beine des Wesens sind die eines Hahns. |
Bemerkungen: |
Die übliche Bezeichnung für ein Mischwesen dieser Art ist Gryllos. Die moderne Wortschöpfung der Archäologen greift ein griechisches Wort auf und meint eine mißgestaltete, komische Figur. Bereits auf phönizischen Skarabäen des 6. Jh. v. Chr. finden sich solche Bilder. In der römischen Kaiserzeit wurden sie überaus beliebt. In Ihnen drückt sich der Glaube an die Zauberkraft gewisser Kombinationen von Tieren und Symbolen aus.
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Maße: |
13,5mm lang, 10mm breit.
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Zustand: |
Perfekter Zustand. Minimaler Abrieb an der Oberfläche, das Motiv jedoch scharf und detailliert erhalten.
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Provenienz: |
Aus der deutschen Sammlung Prof. H. Brosch (1923 bis 2009), Autor historischer Fachpublikationen und wissenschaftlicher Museumsbeirat. Träger des Bundesverdienstkreuzes. Erworben in den Jahren 1960 bis 1975. Durch Erbfolge an U. Büchner, Deutschland. Von dieser durch uns erworben im Jahr 2013. Die Gemmensammlung Brosch: Nach dem Niedergang des römischen Reiches bewahrten oder wiedererlangten antike Gemmen Anerkennung im mittelalterlichen Europa. Neben der häufigen Wiederverwendung in der Kirchenkunst gab es auch profane Verwendungen. Dies zeigt das Beispiel des antiken Intaglios der Julia, Tochter des Kaisers Titus. Es wurde im 9. Jahrhundert von den Merowingern im "Escrain de Charlemagne" wiederverwendet und ist heute in der Französischen Nationalbibliothek zu bewundern. Die Rezeption antiker Glyptik während der italienischen Renaissance mündete in einer großen Mode Gemmen zu sammeln, die vom europäischen Bildungsbürgertum während Reisen durch den Mittelmeerraum im Zeichen der Aufklärung und Bildung ausgelebt werden konnte. So baute auch Goethe, inspiriert durch seine literarisch verewigte Italienreise, eine Antikensammlung auf. In der späten klassizistischen Tradition steht sicherlich die Sammlung antiker Intaglien von Professor Brosch. Die Sammlung bildet einen systematischen Querschnitt der Themenvielfalt antiker Gemmen und wurde ausführlich mit wissenschaftlichem Anspruch bearbeitet. Professor Brosch hatte großes Interesse, nicht nur an der Alten Geschichte, sondern auch an der neueren Geschichte seiner Heimat. So wurde er für seine Leistungen um die Geschichtskunde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Es ist mit Stolz, dass wir diese Sammlung vollständig dokumentiert und mit Literaturverweisen versehen haben. Wir freuen uns nun diese Miniaturen aus der antiken Vorstellungswelt wieder in den Kreislauf zu bringen und eine Sammlung in der Tradition der Renaissance und Aufklärung würdig zu bereichern. Sollten Sie am Ankauf der zusammenhängenden Sammlung Interesse haben, kontaktieren Sie uns gerne. |
Referenzen: |
Vgl. Antike Gemmen in Deutschen Sammlungen, Band I: Staatliche Münzsammlung München, Teil 2, Tafel 170, Nr. 1894. Vgl. Staatliche Museen Kassel, Inv.nr. Ge 85. |
Literatur: |
Der Klassiker und das Hauptwerk über antike Siegelschneidekunst ist A. Furtwängler, Die antiken Gemmen, Band 1 bis 3 (Leipzig und Berlin, 1900). Eine kompakte Einleitung und einen Querschnitt der Motive bietet G. Lippold, Gemmen und Kameen des Altertums und der Neuzeit (Stuttgart, 1921). Unsere Empfehlung für angehende Sammler ist H. Gebhart, Gemmen und Kameen (Berlin, 1925). Das Buch ist antiquarisch gut erhältlich. Es bietet eine sehr gute Einleitung zu den verwendeten Materialien und geht dann die gesamte Geschichte der Glyptik anhand zahlreicher, gut erläuterter Beispiele durch. |
Echtheit: |
Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.
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