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Römisches Intaglio mit Oktopus

450 €
Verfügbar
Objektnummer
AR1950-179
Objekt: Römisches Intaglio mit Oktopus

Material: Grün durchschimmernde Glaspaste.

Datierung: 3. Jh. v. Chr. bis Mitte 2. Jh. n. Chr.,
römische Republik bis römische Kaiserzeit.
Die italischen Glaspasten greifen meist Themen aus dem 3. bis 1. Jh. v. Chr. auf, die seinerzeit häufig als Intaglio in Halbedelstein gearbeitet wurden. Aufgrund der langen Beliebtheit der Themen, kann die vorliegende Glaspaste auch noch in der römischen Kaiserzeit gefertigt worden sein.

Beschreibung:    Qualitätsvolles römisches Intaglio aus grüner Glaspaste. Das Motiv ist sehr detailliert in das klare Glas abgeformt.
Kreisrunder Ringstein mit flacher Bildseite. Die Qualitätsarbeit zeigt einen Oktopus mit symmetrisch angeordneten Armen. Eine sehr seltene Darstellung.

Bemerkungen: Die Römer nannten jeden Edelstein "Gemma". Heute ist mit Gemme ein geschnittener und bildverzierter Schmuckstein gemeint. Ist das Bild in Relieftechnik aus dem Stein geschnitten, spricht man von einer Kamee (oder auch Kameo). Ist es als Vertiefung eingraviert, spricht man von einem Intaglio. Intaglien können theoretisch als Siegelstein verwendet werden, praktisch stand jedoch ab der römischen Zeit das Dekorative im Vordergrund.
Gemmen wurden bereits von den frühesten Hochkulturen angefertigt und waren in Mesopotamien, Ägypten und Kreta als Siegel und Schmuck in Gebrauch. Größte Beliebtheit erfuhren die fein bearbeiteten Schmucksteine zur Zeit des Hellenismus und behielten ihre Popularität durch die gesamte römische Geschichte. Zur massenhaften Produktion von Gemmen in Italien führten zwei Umstände. Zum einen die preiswerte Verfügbarkeit von Glas und Halbedelsteinen. Zum anderen konnten etablierte Motive durch technisch perfektionierte Kopiertechniken leicht eingraviert oder in Glas abgeformt werden. In Italien, wo bereits die Etrusker künstlerisch anspruchsvolle Kameen und Intaglien gestaltet hatten, entstand ein Handel mit Schmucksteinen von noch nicht dagewesener Größe. Am beliebtesten waren Intaglien, die als Schmuckstein in Ringen getragen wurden. Solche aus Glaspaste, wie das hier vorliegende Stück, wurden meist in Bronzeringe eingesetzt.
Heutige Liebhaber und Sammler antiker Steinschneidekunst spüren noch dieselbe Faszination für die vielfältigen Miniaturen. Dank kaum vergänglichen Materialien sind sie ein einzigartiges Fenster in die Vergangenheit. Sie spiegeln die römische Lebensweise anhand von Porträts, Szenen aus Alltag und Mythologie, Tierwelt und Symbolen wieder. Aufgrund häufiger Funde sind römische Intaglien ein hervorragendes Sammelgebiet, das sowohl für junge als auch für erfahrene Sammler viel bieten kann.

Maße: Ca. 9mm Durchmesser.

Zustand: Nahezu perfekt erhalten. Minimale Randschäden.

Provenienz: Aus der deutschen Sammlung Prof. H. Brosch (1923 bis 2009), Autor historischer Fachpublikationen und wissenschaftlicher Museumsbeirat. Träger des Bundesverdienstkreuzes. Erworben in den Jahren 1960 bis 1975. Durch Erbfolge an U. Büchner, Deutschland. Von dieser durch uns erworben im Jahr 2013.

Die Gemmensammlung Brosch:
Nach dem Niedergang des römischen Reiches bewahrten oder wiedererlangten antike Gemmen Anerkennung im mittelalterlichen Europa. Neben der häufigen Wiederverwendung in der Kirchenkunst gab es auch profane Verwendungen. Dies zeigt das Beispiel des antiken Intaglios der Julia, Tochter des Kaisers Titus. Es wurde im 9. Jahrhundert von den Merowingern im "Escrain de Charlemagne" wiederverwendet und ist heute in der Französischen Nationalbibliothek zu bewundern.
Die Rezeption antiker Glyptik während der italienischen Renaissance mündete in einer großen Mode Gemmen zu sammeln, die vom europäischen Bildungsbürgertum während Reisen durch den Mittelmeerraum im Zeichen der Aufklärung und Bildung ausgelebt werden konnte. So baute auch Goethe, inspiriert durch seine literarisch verewigte Italienreise, eine Antikensammlung auf.
In der späten klassizistischen Tradition steht sicherlich die Sammlung antiker Intaglien von Professor Brosch. Die Sammlung bildet einen systematischen Querschnitt der Themenvielfalt antiker Gemmen und wurde ausführlich mit wissenschaftlichem Anspruch bearbeitet. Professor Brosch hatte großes Interesse, nicht nur an der Alten Geschichte, sondern auch an der neueren Geschichte seiner Heimat. So wurde er für seine Leistungen um die Geschichtskunde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Es ist mit Stolz, dass wir diese Sammlung vollständig dokumentiert und mit Literaturverweisen versehen haben. Wir freuen uns nun diese Miniaturen aus der antiken Vorstellungswelt wieder in den Kreislauf zu bringen und eine Sammlung in der Tradition der Renaissance und Aufklärung würdig zu bereichern. Sollten Sie am Ankauf der zusammenhängenden Sammlung Interesse haben, kontaktieren Sie uns gerne.

Referenzen: Für eine Oktopusdarstellung, jedoch zusammen mit anderen Meerestieren, siehe Antike Gemmen in Deutschen Sammlungen, Band I: Staatliche Münzsammlung München, Teil 2, Tafel 182, Nr. 2082.

Literatur: Der Klassiker und das Hauptwerk über antike Siegelschneidekunst ist A. Furtwängler, Die antiken Gemmen, Band 1 bis 3 (Leipzig und Berlin, 1900).
Eine kompakte Einleitung und einen Querschnitt der Motive bietet G. Lippold, Gemmen und Kameen des Altertums und der Neuzeit (Stuttgart, 1921).
Unsere Empfehlung für angehende Sammler ist H. Gebhart, Gemmen und Kameen (Berlin, 1925). Das Buch ist antiquarisch gut erhältlich. Es bietet eine sehr gute Einleitung zu den verwendeten Materialien und geht dann die gesamte Geschichte der Glyptik anhand zahlreicher, gut erläuterter Beispiele durch.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.