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Attische rotfigurige Schale mit Kampfszene

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1911
Objekt: Schale mit hohem Standfuß (Kylix), attisch, Form: Typ B
Material: Hellroter Ton mit schwarzem Überzug.
Rotfiguriger Stil.
Maße: Höhe 100 mm, Durchmesser des Standfußes 95 mm, Fußhöhe 55 mm, Außendurchmesser der Schale 235 mm, Maß mit Henkel ca. 320 mm.
Datierung: 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
Spätarchaik - Frühklassik
Zustand: Bestoßen, mit Haarrissen, stabil. Ein Henkel relativ nah am Ansatz abgebrochen, über dem anderen Henkel Randausbruch der Schale. Fuß aus mehreren Fragmenten restauriert.
Sehr eindrucksvolles, museumswürdiges Belegstück für die attische figürliche Vasenmalerei des 5. Jh. v. Chr.
Beschreibung: Flache Schale mit hohem Fuß, Kylix. Form vom Typ B: Die Form fließt kontinuierlich vom Standfuß bis zur Lippe, einzelne Bereiche sind nicht durch scharfe Kanten abgesetzt. Zwei kantig gebogene Henkel, diese erstrecken sich in ihrer Höhe nicht über den Schalenrand. Am weitesten verbreitete Form einer Kylix im 5. Jh.

Hellroter Ton mit glänzender schwarzer Glasur. Die Außenseite ist figurlos belassen, auf die Anbringung eines Frieses wurde verzichtet. Ein großes Tondo ziert den Spiegel. Dieses zeigt eine Kampfszene zweier Krieger, welche von einem Mäanderband gerahmt wird:
Ein nach links stehender, mit korinthischem Helm, Rüstung und Mantel bekleideter Krieger dreht sich um und streckt mit seiner Lanze einen - ebenfalls mit korinthischem Helm und Rüstung bekleideten - Krieger nieder. Der Getötete ist bereits zu Boden gegangen, mit der Linken hält er noch seinen Schild, die Rechte, die vermutlich einst ein Schwert hielt, ist kraftlos vor dem Oberkörper zu Boden gesunken. Der Rundschild (aspis) war einst mit einer Figur verziert, welche in Resten erhalten ist.

Eine sichere Deutung der Szene ist nicht möglich, weil die beteiligten Personen nicht durch Inschriften identifiziert sind. Jedoch ist eine mythologische Szene aus dem folgenden Grund anzunehmen:
In der figürlichen Vasenmalerei sind durchaus Illustrationen bekannt, bei denen ein Bezug auf eine bestimmte Szene bzw. bestimmte Personen unwahrscheinlich ist, so z. B. zwei sich gegenüberstehende, gleichartig ausgeführte Hopliten, die sich bekriegen (z. B. MET Museum Amphora 56.171 14, schwarzfigurig, ca. 530 v. Chr.). Kennzeichen dieser Szenen sind eine relative Gleichheit der dargestellten Figuren. Die Szene im Tondo der angebotenen Kylix unterscheidet sich davon jedoch beträchtlich: der eine Kämpfer ist zu Boden gegangen, vom Speer des anderen niedergestreckt. Auch die Details von Kleidung und Helmen sind unterschiedlich.
Der von der Darstellung her beliebteste Zweikampf war der zwischen Achilleus und Hektor. Damit könnte im Tondo der Augenblick abgebildet sein, in dem Hektor durch die Hand des Achilleus den Tod findet (Ilias, 22. Gesang, 325-330), dies geschieht in Übereinstimmung mit der Darstellung durch den Speer. Für eine vollständige Übersetzung des Gesangs, siehe z. B.:
Ilias, 22. Gesang auf DigBib.org

Der unterschiedlich ausgeführte Helmschmuck dient dabei nicht als ein festes Identifizierungsmerkmal. So findet sich z.B. Ajax in der Szene, in der er den Körper des Achilleus trägt, auf verschiedenen Vasen mit beiden Arten von Helmschmuck. Durch die Helme werden jedoch beide Personen als Griechen identifiziert, eine namenlose Darstellung, in der ein griechischer Soldat einen barbarischen Feind tötet, kann damit ausgeschlossen werden (solche Darstellungen sind bekannt, darin sind die Gegner durch ihre Helme eindeutig z. B. als Perser identifiziert). Die unterschiedliche Ausführung diente vermutlich primär der Abwechslung und sollte möglicherweise auch die Fertigkeiten des Malers unter Beweis stellen.
Referenzen: Corpus Vasorum Antiquorum Deutschland Bd. 88: München, Antikensammlungen, ehemals Museum Antiker Kleinkunst. Bd. 16. Attisch rotfigurige Schalen. Bearbeitet von S. Pfisterer-Haas (München 2010) T. 26
Corpus Vasorum Antiquorum Deutschland Bd. 80: Leipzig, Antikenmuseum der Universität. Bd. 3. Attisch-rotfigurige Schalen. Bearbeitet von S. Pfisterer-Haas (München 2006) T. 18.3; T. 27.3-5
Corpus Vasorum Antiquorum Great Britain Bd. 17: The British Museum. Fasc. 9. Bearbeitet von D. Williams (London 1993) Pl. 44; Pl. 62; Pl. 65
Historisches: Die rotfigurige Vasenmalerei gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Stilen der figürlichen Vasenmalerei im antiken Griechenland. Entwickelt in Athen um 530 v. Chr., löste sie in nur wenigen Jahrzehnten vollständig die bis dahin populäre schwarzfigurige Vasenmalerei ab. Neben Athen waren auch Unteritalien und Etrurien bedeutende Produktionsgebiete. Bei der rotfigurigen Technik wurde das fertig geformte und getrocknete Keramikgefäß vor dem Brennen mit Glanzton bestrichen, wobei die darzustellenden Figuren ausgespart wurden. Durch das Brennen nahm der Überzug eine schwarze Farbe an, während die Darstellung in der ursprünglichen, roten Tonfarbe erhalten blieb. Vorzeichnungen wurden entweder in die Keramik geritzt oder mit Kohle aufgebracht.

Die rotfigurige Malerei begann mit einer Hybridtechnik, bei welcher die eine Gefäßseite in der klassischen, schwarzfigurigen Weise, die andere dagegen rotfigurig ausgeführt wurde. Zuerst waren die Darstellungen noch sehr starr. In den kommenden Jahrzehnten experimentierten zahlreiche Künstler mit den neuen Möglichkeiten zur perspektivischen und plastischen Darstellung, welche die neue Technik im Gegensatz zur schwarzfigurigen Malerei bot. Die Blüte erreichte die Technik im 5. Jh., wobei die Darstellungen, wie aus der figürlichen Plastik bekannt, auch hier nach Merkmalen der Früh- und Hochklassik sowie des Reichen Stils gruppiert werden können. Um ca. 370 v. Chr. endete die Produktion der üblichen rotfigurigen Keramiken, ein noch ca. 50 Jahre anhaltender Ausläufer waren die Kertscher Vasen.

Die Kylix erfreute sich vom Ende des 6. Jh. an bis zum 4. Jh. der größten Beliebtheit. Sie geht vermutlich auf schwerfälligere protogeometrische Gefäßformen mit einer tieferen Schale und einem höheren, konischen Fuß zurück. Die Bezeichnung "kylix" für diese Schalenform ist antik, wie die Inschrift "Ich bin die für den lieblichen Philtos dekorierte Kylix" auf dem Stück Inv. Nr. B450 im British Museum belegt.
Literatur: E. Paul, Attisch rotfigurige Vasen (Leipzig 1997)
J. Boardman, Rotfigurige Vasen aus Athen: die klassische Zeit (Mainz am Rhein 1991)
J. Boardman, Rotfigurige Vasen aus Athen: die archaische Zeit (Mainz am Rhein 1981)
J. D. Beazley, Attic red-figure vase painters (Oxford 1963)
Provenienz: 2011 in einem traditionellen deutschen Auktionshaus erworben. In dieses eingeliefert aus einer deutschen Privatsammlung.
Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.