banner-onlineshop

Aureus des Saturninus für Probus

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1760
Prägung des: Saturninus (Sextus Julius Saturninus), Usurpator in Syrien
für
Probus (Marcus Aurelius Probus)

Regierungszeit: wahrscheinlich 280 n. Chr.
Von Saturninus wissen wir weitgehend von seinen wenigen Münzen, sowie aus der Historia Augusta (Quadrigae tyrannorum, Firmus Saturninus Proculus et Bonosus) und von Zosimus (I.66.1). Die Schriftquellen berichten, dass Saturninus ein enger Freund und Vertrauter des Probus und einer seiner Feldherren in Syrien gewesen sei. Gemäß der HA wurde Saturninus zunächst von den Alexandrinern der Purpur angeboten, den er jedoch ablehnte. Später änderte er wohl seine Meinung und ließ sich zum Kaiser ausrufen. Probus hatte jedoch keine Gelegenheit, dieser Rebellion ein Ende zu setzen, weil Saturninus bereits von seinen eigenen Truppen ermordet worden war. Die HA berichtet zudem, Probus sei Saturninus gegenüber milde gestimmt gewesen und wollte Gnade walten lassen, dies scheiterte jedoch an den Truppen des Saturninus und deren Lynchgericht.

Nominal: Aureus

Material: Gold

Details: Durchmesser 20 mm, Gewicht 6,00 Gramm
Münzstätte: wahrscheinlich Antiochia, 280 n. Chr.

Avers: IMP C M AVR PROBVS AVG
Drapierte Büste des Probus mit Lorbeerkranz n. r.

Revers: VICTORIAE AVGG (= Augustorum)
Victoria in Biga n.r.

Zur Seltenheit: Die 7. weltweit bekannte Münze des Saturninus überhaupt. Eine der ganz großen Seltenheiten der römischen Numismatik.

Lediglich 2 Aurei, welche direkt das Portrait des Saturninus tragen, sind bekannt. Die Stücke stammen aus verschiedenen Stempeln. Eines von ihnen, von P.H. Webb zunächst (wohl fälschlicherweise auf Basis des Fundorts in Ägypten) der Münzstätte von Alexandria zugeordnet, befindet sich seit 1897 in der Bibliothèque Nationale Paris (abgebildet bei RIC V.2, Pl. 20,14). Das zweite Stück wurde 1895 von J. H. Durkee, einem amerikanischen Sammler erworben und nach dessen Tod ab 1899 in der Durkee Collection im Metropolitan Museum of Arts ausgestellt. Diese Sammlung wurde 1972 aufgelöst, der Aureus bei der Auktion von Sotheby’s im November 1972 in Zürich (Lot 205) verkauft. Mattingly ordnete diese Münze der Münzstätte von Antiochia zu. Ein Vergleich mit entsprechenden Stücken des Probus zeigt, dass letztere Zuordnung wahrscheinlicher scheint.
Weiterhin ist eine Gruppe von 5 Stücken bekannt (zu denen auch das vorliegende zählt), welche auf dem Avers das Portrait des Probus mit der Legende IMP C M AVR PROBVS AVG tragen. Der Revers trägt die Legende VICTORIAE AVGG. Dies widerspricht den historischen Begebenheiten, nach denen es einen zweiten Augustus nicht gegeben hatte. Und so tragen die entsprechenden Münzen des Probus auch gemeinhin die Legende VICTORIAE AVG. Das zweite G reiht sich nicht in die übrigen Lettern ein und wurde damit eindeutig nachträglich hinzugefügt. Drei dieser Stücke (alle aus dem gleichen Stempel) wurden 1969 von Sarah B. Pomeroy (S. B. Pomeroy, The Revolt of Saturninus, in: Schweizer Münzblätter, 19, 1969, S. 54-56) analysiert. Sie schließt, dass sie von Saturninus am Anfang seiner Rebellion 280 in Antiochia geprägt wurden, als er, sich auf seine freundschaftliche Beziehung zu Probus verlassend, hoffte, von diesem als Co-Augustus anerkannt zu werden (dazu siehe auch Zosimus, I. 66; Zonarus XII, 29). Dieser Versuch war zwar sehr subtil (lediglich der Plural wurde hinzugefügt), aber auch sehr eindeutig. Als der Plan nicht aufging, ließ Saturninus Münzen mit seinem eigenen Portrait als einziger Augustus prägen. Die Tatsache, dass die Münstätte Antiochia im frühen 281. Jahr n. Chr. vorläufig ihren Betrieb einstellte, steht damit möglicherweise mit ihrer Kollaboration mit dem Usurpator im Zusammenhang.
Das angebotene Stück stammt aus dem selben Stempel wie auch die von Pomeroy beschriebenen und abgebildeten Münzen, siehe:
S. B. Pomeroy, The Revolt of Saturninus, in: Schweizer Münzblätter, 19, 1969, S. 54-56

Eine sehr ausführliche Analyse der Münzprägung des Saturninus legte 2002 Sylviane Estiot vor (S. Estiot, Le Tyran Saturninus: Le dossier numismatique, in: G. Bonamente - F. Paschoud (Hrsg.), Historiae Augustae Colloquium Perusinum (Bari 2002) 209-241).
Estiot bestätigt die von Pomeroy vorgebrachten Thesen und stellt die folgende chronologische Abfolge der Prägungen auf:
1.) Prägung des Saturninus für Probus, Revers "VICTORIAE AVGG", von denen eine hier angeboten wird.
2.) Prägung des Saturninus im eigenen Namen (Nennung des Namens und eigenes, wenn auch stark an das von Probus angelehntes Portrait). Stücke in der Bibliothèque Nationale Paris und ex Metropolitan Museum.
3.) Wiederaufnahme der Prägung durch Probus nach Ermordung des Saturninus, Revers: VICTORIAE AVG, später andere.

Estiot untermauert die Beweisführung mit Parallelen zu anderen Usurpatoren (Vabalathus, Carausius), welche sich ebenfalls zunächst als Mitherrscher avancierten, bevor Prägungen im eigenen Namen folgten. Dabei wurde immer das folgende Schema befolgt:
1.) Versuch einer Einigung mit dem legitimen Herrscher, Vorgaukeln eine Co-Regentschaft;
2.) erklärte Usurpation, Abbildung des eigenen Portraits und der Titulatur;
3.) Elimination des Konkurrenten, Rückkehr zur offiziellen Prägung.
Insbesondere erfolgten die Prägungen des Vabalathus unter Aurelian (271-3 n. Chr.) in Antiochia - wo vermutlich auch das hier angebotene Stück geprägt worden ist - nach diesem Schema.

Erhaltung: Fast vorzüglich, in Antike gelocht.

Historisches: Die Historia Augusta (Quadrigae tyrannorum, 7ff) berichtet, dass Saturninus aus Gallien stammt. Unter Aurelian soll er das Oberkommando über die östlichen Truppen erhalten haben, mit der Auflage, niemals Ägypten zu betreten. So sollen auch die Alexandriner der Auslöser für aufrührerische Gedanken gewesen sein. Gemäß Zosimus (I.66.1) soll Saturninus dagegen ein Maure gewesen sein, ein Freund von Probus und von diesem zum Statthalter der Provinz Syria erhoben. Die Schilderungen der HA scheinen eher allgemeiner Natur und geprägt von einer Aversion gegen die Ägypter und damit in Summe wenig wahrscheinlich. Vermutlich wurde Saturninus von Probus selbst ca. 276 mit dem Kommando betraut.

Insgesamt kennt die Historia Augusta zwei Männer mit dem Namen Saturninus. Der erste von ihnen war ein General unter Gallienus (HA, tyranni triginta), der, angeblich von der Lebensführung des Gallienus abgestoßen, die ihm durch die Armee angebotenen Insignien annahm. Von seiner Herrschaft wird berichtet, sie sei harsch aber gerecht gewesen, wegen seiner Härte wurde er schließlich von seinen eigenen Truppen ermordet. Die HA ist das einzige überlieferte Dokument, in dem Zeugnis von diesem Saturninus überliefert wird.
Der zweite in der HA erwähnte Saturninus ist der oben beschriebene Usurpator zur Regierungszeit des Probus. Sein Name ist neben der HA bei griechischen Historikern, auf Inschriften und Münzen überliefert.
Einen weiteren Saturninus will im frühen 18. Jahrhundert Banduri auf einer Münze aus dem 4. Jh. erkannt haben (A. Banduri, Numismata imperatorum romanorum a Traiano Decio ad Palaelogos Agustos (Paris 1718) 365-366). Es handelt sich um eine Prägung vom Typ FEL TEMP REPARATIO, wie er ab 348 n. Chr. aufkam und dann vermehrt auftrat. Die Legende des Stückes lautete gemäß Banduri D IMP CAE SATVRNINVS AV. Das Stück ist verschollen, eine andere solche Münze ist in der Forschung niemals belegt worden. Estiot führt einen überzeugenden Vergleich an, nach dem es sich um ein umgearbeitetes Stück des Constantius Gallus oder des Constantius II aus Siscia, und damit um ein Falsum gehandelt hatte.
Aus der Renaissance und frühen Neuzeit sind zudem fünf Phantasieprägungen - meist jedoch nur aus ihrer Erwähnung in der Literatur - bekannt. All diese Stücke hat S. Estiot aufwändig recherchiert und zusammengestellt.

Literatur: S. B. Pomeroy, The Revolt of Saturninus, in: Schweizer Münzblätter, 19, 1969, S. 54-56
S. Estiot, Le Tyran Saturninus: Le dossier numismatique, in: G. Bonamente - F. Paschoud (Hrsg.), Historiae Augustae Colloquium Perusinum (Bari 2002) 209-241

Mit der Münze erhalten Sie auf Wunsch beide Fachartikel in Kopie.

Referenzen: Calico 4233 (Probus); RIC 919 (Probus); Pomeroy (s. oben) S. 55; Estiot (s. oben) S. 232, 1.

Provenienz: Ex Künker (2012). Dort eingeliefert vom Erben einer alten deutschen Sammlung, der Sammler verstarb bereits um die Jahrtausendwende. Ein der Münze beigelegtes Kärtchen lässt einen Erwerb in die Sammlung auf einer Börse im Rheinland vermuten.
2012 auf die Echtheit hin begutachtet vom Auktionshaus Künker.

Zahlungsmodalitäten: Die Lieferung erfolgt per Werttransport. Eine Zahlung in mehreren Raten ist gegebenenfalls möglich, gerne beraten wir Sie hierzu jederzeit ausführlich telefonisch oder via E-Mail.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.