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Blattbügelfibel der Urnenfelderkultur

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR2886
Objekt: Seltene Blattbügelfibel der Urnenfelderkultur

Material: Bronze.

Datierung: 11. Jh. v. Chr. bis 9. Jh. v. Chr.
Urnenfelderzeit.
Späte Bronzezeit in Europa.

Beschreibung:    Fibel mit flachem Bügel in Form eines breiten Rhombus. Die Oberseite ist mit Rillenbändern verziert. Die Spiralen an den langen Enden wurden aus vierkantigem Draht aufgewickelt.
Es handelt sich um eine sogenannte Blattbügelfibel vom Typ Reisen, bekannt aus dem urnenfelderzeitlichen Depotfund von dem Ort Reisen bei München (siehe Referenzen unten). Der Typ ist sehr spezifisch und war zwischen Rhein und Theiß verbreitet, mit einem Schwerpunkt des Verbreitungsgebiets in Bayern. Artefakte der Urnenfelderkultur und insbesondere Fibeln aus diesem Kulturkreis sind in Museen und im Kunsthandel eine außerordentliche Rarität.

Maße: 166mm lang, 60mm breit. Verhältnismäßig groß für eine Gewandnadel, es handelte sich offenbar um ein Prunkstück.

Zustand: Spiralen und mittlerer Teil der Raute original erhalten, die Randteile der Raute nachgebildet, ca. 70% Originalmaterial. Es handelt sich um eine professionelle Restaurierung, bei der die Originalsubstanz nicht beschädigt wurde. Die nachgebildeten Stellen stören den Gesamteindruck nicht und fügen sich in das Bild ein, sind jedoch klar und gewollt als Nachbildung zu erkennen. Die Nadel fehlt, deren lose Aufhängung auf einer Seite ist jedoch noch original vorhanden. Die Fibel ist auf eine Plexiglasplatte montiert, sodass sie trotz ihrer fragilen Natur gut gehandhabt werden kann. Ein sehr seltenes Exemplar und einer Ausstellung würdig.

Provenienz: 2019 durch uns erworben aus der deutschen Familiensammlung Rehorik. Diese wurde in den 1960er und 1970er Jahren von Hugo Rehorik aufgebaut. Es handelt sich sämtlich um Bodenfunde aus der Region Regensburg (Deutschland).
Hugo Rehorik (1905-1979) arbeitete in der Umgebung von Regensburg als ehrenamtlicher Archäologe, meist zusammen mit Hans-Jürgen Werner (1941-1997) und mit der Hilfe von Gerhard und Robert Pleyer. Sie unterstützen so das Landesamt für Denkmalschutz bei der Bergung von Bodenfunden. Die Unterstützung war sehr wichtig, denn in den 1960er Jahren wurden vermehrt tiefer reichende Pflüge über die Äcker gezogen, vor denen Fundstücke schnell durch Notgrabungen gerettet werden mussten. Von den fest angestellten Archäologen wurde diese Zusammenarbeit hoch gelobt. Sie ist ein schönes Beispiel für gelebten Denkmalschutz unter Einbeziehung freiwilliger Helfer und ein dringend benötigtes Vorbild für die heutige Zeit.
Die Funde wurden wissenschaftlich aufgearbeitet und aufwendig restauriert. Die Restaurierungen führte der Präparator Heinz Rademacher (1929-1992) vom städtischen Museum Regensburg durch. Die meisten Stücke wurden dann an Museen gegeben, und zwar an das Historische Museum in Regensburg, das Naturkundemuseum Regensburg, sowie die archäologische Staatssammlung in München. Einzelne Stücke wurden mit Einwilligung der Landesarchäologen unter den Hilfsarchäologen aufgeteilt. So entstand die Sammlung Rehorik.

Referenzen: Vgl. R. Heynowski, Fibeln, Umschlagvorderseite rechts 4. von oben und S. 41, Nr. 1.2.2.4.2 für eine Fibel von identischem Typ. Dort Verweis auf Betzler 1974, S. 55ff.
Vgl. H. Müller-Karpe, Ein urnenfelderzeitlicher Depotfund von Reisen, Ldkr. Erding, Oberbayern, aus Germania, Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Bd. 29, Nr. 3/4 (1951), S. 193ff, Abb. 1, Nr. 1 Abb. 2a, Nr. 4.

Literatur zur Sammlung Rehorik: S. Kuchlmayr, Vom Tertiär zur Römerzeit: Hugo Rehorik u. seine Funde, in Regensburger illustriertes Stadtmagazin Nr. 3 / 5 (1979), S. 14f.
A. Stroh, Bericht der vorgeschichtlichen Abteilung des Museums Regensburg (1965), erwähnt Hugo Rehorik im Zusammenhang mit zahlreichen Funden und Forschungsergebnissen; Stroh schreibt "Die Umsicht und das Interesse von Kaufmann Hugo Rehorik haben die Forschung heute wieder auf Burgweinting hingewiesen. Er wurde bei einer Geländebegehung auf eine Spolie aufmerksam. Der Stein, zwar schwer beschädigt, hatte noch deutliche Reste figürlicher Reliefs, die ihn als Grabstein ausweisen. H . Rehorik forschte der Herkunft des Steines nach und erfuhr, daß dieser zusammen mit anderen Spolien, die jetzt in einem Tümpel lagen, aus dem Gemäuer des Judentempels, einer romanischen Burgkapelle, stammte. R. führte die recht schwierige Bergung aller Steine durch und verbrachte sie in das Museum, dem er sie als Geschenk überließ. [...] Es bleibt die Hoffnung, fernere Beobachtungen unserer Mitarbeiter und Freunde werden noch mehr Blicke in das Dunkel der heimischen Vorzeit hier oder anderswo gewähren. Vor allem aber sei Herrn Rehorik für seine Mühewaltung und großzügige Geschenkgabe gebührend gedankt. ".
F. D. Davis, Neue bandkeramische Gräber von Mangolding (1968), beschreibt u.a. eine Grabung, an der Hugo Rehorik beteiligt war.
H. T. Fischer, Archäologische Ausgrabungen und Funde in der Oberpfalz (1982) erwähnt u.a. Hugo Rehorik und vermerkt "[Es] sei betont, daß dennoch nicht alle von der Zerstörung bedrohten Denkmäler ordnungsgemäß gegraben werden konnten. Wiederum verdanken wir eine Fülle von Funden und Informationen unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern, denen unser herzlicher Dank gilt. ".
T. Fischer, Im memoriam Hans-Jürgen Werner, in Acta Albertina Ratisbonesia 50/2, S. 231ff (1997), darin eine sehr gute Zusammenfassung der Zusammenarbeit mit Hugo Rehorik und der damaligen Situation und Arbeitsweise.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.