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Byzantinische Laufgewichtswaage

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1813-09
Objekt: Byzantinische Laufgewichtswaage, kompletter Fund mit Zubehör
Material: Waage und Ketten Kupferlegierung.
Gewicht aus Bronze, mit Blei und/oder Eisen gefüllt.
Datierung: Etwa 5. Jh. n. Chr. bis 7. Jh. n. Chr.
Spätrömisch bis Frühbyzantinisch.
Maße: Balken: 490mm x 19mm x 19mm. Bronzekette: ca. 875mm Länge.
Glockengewicht: 48mm Durchmesser, ca. 70mm Höhe. Mit 2 Ketten, diese 118mm und ca. 70mm Länge.
Insgesamt ca. 944g.
Beschreibung: Frühbyzantinische Laufgewichtswaage, seltener Fund mit komplettem Zubehör.
Langer Stab mit quadratischem Querschnitt. Ein Ende mit Hantelform abschließend, das andere Ende mit Kegelform abschließend. Nahe dem hantelförmigen Ende drei Ösen zur Aufhängung der Waage, auf drei verschiedenen Seiten und in unterschiedlichem Abstand zum Ende. Entlang des Stabs eingeritzte Ableseskala auf drei Seiten. Bei den Skalen ist jeder 10. Teilstrich durch einen Punkt bzw. eine Anordnung von drei Punkten markiert, die unterschiedlichen Markierungsarten sind 5 Teilstriche zueinander versetzt.
Die Ketten zur Befestigung sind noch original erhalten. Eine Auswahl von zwei Ketten mit Haken diente zur Befestigung des Laufgewichts am Balken. Mit einem zusammengesetzten Ring, an dem zwei Ketten mit Haken befestigt sind, konnte das Wägegut am hantelförmigen Ende des Balkens aufgehängt werden. Das ebenfalls original erhaltene Gewicht ist glockenförmig, mit Kragen an der Unterseite und Öse an der Oberseite. Vermutlich besteht der Kern aus Blei und/oder Eisen.
Anmerkungen: Als früheste Laufgewichtswaage galt lange ein Fund aus dem römischen Pompeii. Der Waagentyp wurde daher als römische Erfindung angesehen, weshalb sich im deutschen Sprachraum auch der Begriff "römische Waage" für dieses Arbeitsprinzip etabliert hat. Der lateinische Name ist Statera oder Campana, wobei Campana für Kampanien steht, die Region Italiens in der Pompeii liegt [1]. Inzwischen sprechen einige Archäologen von einer römischen Neuentdeckung eines im antiken Griechenland bereits bekannten Wägeprinzips. Zur Zeit der Währungsreform Konstantins im 4. Jh. n. Chr. gab es erhebliche Fortschritte in der Wägetechnik, die sich in den Jahrhunderten davor im Mittelmeerraum kaum verändert hatte. So wurden von römischen Handwerkern die Aufhängung der Waagschalen verbessert, was eine Erhöhung der Präzision zur Folge hatte [2].
Waagen vom Typ der Laufgewichtswaage waren auch in byzantinischer Zeit sehr verbreitet und wurden nach den islamischen Eroberungen übernommen und perfektioniert. In Europa wurde die Präzision der frühislamischen Laufgewichtswaagen erst im 16. Jahrhundert erreicht [3].
Laufgewichtswaagen eignen sich besser als frühere Balkenwaagen für sperriges und schweres Wägegut. Zudem bieten sie den Vorteil, keinen vollständigen Gewichtssatz zu erfordern und ein schnelles Einstellen des Gegenwichts zu ermöglichen. Sie eignen sich damit optimal für mobile Händler.

Die Laufgewichtswaage funktionierte nach dem folgenden Prinzip:
Der Waagebalken wurde an einer Öse aufgehängt, sodass der Stab in zwei ungleich lange Enden eingeteilt wurde. Am kurzen Ende wurde eine Kette befestigt, an dessen Ende sich ein Haken (wie bei diesem Exemplar) oder eine an drei Punkten gehaltene Waagschale befand. Dort wurde das Wägegut aufgehängt bzw. aufgelegt. Nun wurde am langen Ende der Stange ein Gegengewicht verschoben, bis ein Gleichgewicht erreicht war. Das zu bestimmende Gewicht konnte über eine geeichte Skala an der Position des Gegengewichts abgelesen werden. Über die Nähe der Wagenaufhängung zur Wägegutaufhängung, konnte der Messbereich verändert werden. Für jede Aufhängung war eine eigene, geeichte Ableseskala erforderlich. Bei der vorliegenden Waage entsprechen also die drei verschiedenen Skalenbereiche jeweils einer der drei Aufhängeösen.
Waagebalken, Aufhängeketten und Gegengewicht mussten zusammen, als System, geeicht werden und durften im späteren Betrieb nicht durch andere Teile ausgetauscht werden. Alle Teile des geeichten Wägesystem sind bei der hier angebotenen Waage noch original zusammengehörend. Die Aufhängung der Waage selbst war für die Wiegung unerheblich, sofern die Verbindungsstelle zur Waage reproduzierbar war. Hierfür wurde vermutlich keine Metallkette, sondern simples und preiswertes Garn verwendet. Die Waage konnte von mobilen Händlern leicht transportiert und vor Ort schnell aufgebaut und eingesetzt werden.
In diesem kompletten Umfang ein außerordentlich seltenes Belegstück und gut geeignet für Lehrsammlungen. Es wäre interessant, die absoluten Einheiten der Skalierung experimentell zu ermitteln.
Zustand: Museumswürdige Erhaltung. Schöne Patina.
In dieser vollständigen Erhaltung außerordentlich selten.
Provenienz: 2012 in einem britischen Auktionshaus erworben. Zuvor in der britischen Privatsammlung Silk, welche in den 1950er Jahren aufgebaut wurde.
Referenzen: Vgl. Harvard Art Museums/Arthur M. Sackler Museum, Inv.nr. 2007.104.3.A-C.
Vgl. Metropolitan Museum of Art, Inv.nr. 2008.355a–d.
Ähnlich D. Hendin, Ancient Scale Weigths, S. 55 und S. 57.
Ähnlich Mills, Celtic & Roman artefacts, Seite 123, Nr. RB384 (M239b).
Vgl. Alte Römer GbR, Antike Laufgewichtswaage, Art.nr. AR1476-05.
Literatur: [1] E. Khamis, Scales, in Measuring and Weighting in Ancient Times (Haifa, 2001).
[2] D. Hendin, Ancient Scale Weigths (2007).
[3] L. Holland, Islamic Bronze Weights from Caesarea Maritima, ANSMN 31, 171-201 (1986).
[4] Haeberle, Zehntausend Jahre Waage. Aus der Entwicklungsgeschichte der Wägetechnik (1967)
Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.