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Denar des Pescennius Niger - Einzigartig

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1621-01
Prägung des: Pescennius Niger (Gaius Pescennius Niger Iustus)

Regierungszeit: April/Juni 193 - März 194 n. Chr.
Schon kurz nach dem Tod des Pertinax am 28. März 193 wurde die Forderung laut, Pescennius Niger zum Kaiser zu machen. Der RIC vermutet, dass eine offizielle Einsetzung erst nach dem Tod des Didius Julianus am 1. Juni 193 geschah.

Nominal: Denar

Material: Silber

Details: Durchmesser 18 mm, Gewicht 2.49 Gramm
Münzstätte: Antiochia, 193-194 n. Chr.

Avers: IMP CAES [C] PESC NIGER IVS AVG COS II
Belorbeerter Kopf n. r.

Revers: BONAE SPEI
Fides steht n. l., hält Obstschale und Ähren.

Zur Seltenheit: Die Münzen des Pescennius Niger sind generell sehr selten. Das Stück RIC 3d, welches den Typus der vorliegenden Münze bestimmt, ist in der Seltenheit als R3 eingestuft. Dies bedeutet, dass dem Verfasser weltweit 6 - 10 Sammlungen, Museen oder Kataloge bekannt waren, in denen ein Exemplar dieser Münze vorhanden gewesen ist. Natürlich sind diese Angaben nicht absolut zu verstehen: Zum einen sind seit der Abfassung des Werks einige Jahre vergangen, in denen möglicherweise neue Exemplare gefunden worden sind. Ferner ist es gerade in einem Gebiet wie der Numismatik möglich, dass einzelne Stücke in unpublizierten Privatsammlungen liegen, zu denen die Verfasser des RIC keinen Zugang hatten.

Jedoch ist die Seltenheitsangabe nach RIC gerade bei seltenen Kaisern und seltenen Stücken richtungsweisend. Alle mit "R" eingestuften Münzen sind nicht häufig und die Stücke mit R3-R5 gehören zu den Seltenheiten ersten Grades.

Die vorliegende Münze zeichnet sich durch eine einzigartige Variation aus: Während sie vom Typ her dem Typ RIC 3d (R3) entspricht, ist anstatt der Spes, welche eine Blume hält, Fides mit Kornähren und einer Obstschale dargestellt. Diese Figur gehört normalerweise zum Typ RIC 6 (ebenfalls R3) und der Legende BONI EVENTVS. Damit handelt es sich um eine Hybridprägung, welche die Merkmale zweier Typen in sich vereint und auf einen Fehler des Stempelschneiders zurückgeht. Diese Variante ist einzigartig und, unserem Wissen nach, bislang unpubliziert. In ihrer Seltenheit entspricht sie damit dem Grad RIC R5 = unique.

Erhaltung: Vorzüglich (in Relation zu den anderen Stücken dieses Kaisers). Wundervolles, detailliert ausgeführtes Portrait mit individuellen Details. Es zeigt eine stark gefurchte Stirn, eine leicht knollenförmige Nase und vorspringende Lippen. Der Schnurrbart ist fast so lang wie der eigentliche Bart, der kunstvoll in dicke Strähnen frisiert ist.

Historisches: Pescennius Niger wurde in den 130er Jahren in Italien geboren, als Geburtsort vermutet man Aquinum in Latien. Sicher bekannt ist über seine Vorgeschichte nur, dass er wohl den equites (also dem Ritterstand) angehörte und in der frühen Regierungszeit des Commodus (sprich in den frühen 180er Jahren) in den Senat aufgenommen wurde. Unter Commodus hatte Pescennius Niger das Suffektkonsulat inne (Jahr unbekannt), auch bekämpfte er wohl in Dakien erfolgreich die Sarmaten. Zwischen 191 und 193 war er Statthalter in der Provinz Syria.
Als Pertinax 193 nach Chr. ermordet wurde, setzten die Prätorianer den Senator Didius Julianus als Kaiser ein (bzw. verkauften ihm gemäß Cassius Dio den Thron für 25000 Sesterzen pro Mann). Dieser war jedoch beim römischen Volk unbeliebt und konnte auch sonst keine Unterstützung finden. Aus Rom wurden daher Forderungen laut, Pescennius Niger zum Kaiser zu proklamieren, was auch kurz darauf in Antiocheia bei einer Soldatenversammlung geschah.
Pescennius Niger war jedoch nicht der einzige Bewerber auf den Kaiserthron. Schon im April wurde der aus Leptis Magna in Afrika stammende Statthalter der Provinz Panonia Superior, Septimius Severus, zum Kaiser ausgerufen. Ein weiterer Bewerber war Clodius Albinus, der Statthalter von Britannien. In dem nun einsetzenden Bürgerkrieg standen die Zeichen von Beginn an gegen Niger, dessen Machtzentrum der Osten des Reichs war. Zwar gelang es ihm zunächst, Byzantion zu besetzen und von dort aus nach Thrakien vorzustoßen, seine Truppen mussten sich jedoch schon bald zurückziehen und diese Provinz wieder aufgeben. Nach der katastrophalen Niederlage bei der Schlacht von Nikaia entzogen ihm einzelne Städte und sogar die gesamte Provinz Ägypten ihre Unterstützung. Im März 194 erlitt er dann eine zweite, vollständige Niederlage in der Schlacht bei Issos (Hier erlitt 333 v. Chr. Dareios III eine Niederlage gegen Alexander III von Mazedonien). Zwar gelang ihm die Flucht zu seinem Basislager nach Antiocheia und dann weiter in Richtung des Partherreichs, er wurde jedoch auf der Flucht gefasst und getötet. Andere Quellen berichten, er sei in der Schlacht schwer verwundet und zu Severus gebracht worden, wo er seinen Verletzungen erlag (Aelius Spartianus in der Historia Augusta), oder aber, er hätte in einem Vorort von Antiocheia sein Ende gefunden (Herodian, ab excessu divi Marci libri octo). Sein abgeschlagener Kopf wurde nach Rom gebracht, seine Frau, Söhne und Anhänger wurden auf den Befehl des Severus hingerichtet, über seinen Namen wurde die damnatio memoriae verhängt. Alle seine Bildnisse wurden zerstört.

Referenzen: Avers: RIC 3d, C 4
Revers: einzigartig, keine Belegstücke. Legende wie RIC 3d; Darstellung wie RIC 6.

Provenienz: Die Münze entstammt einer Generationensammlung, deren Grundstein bereits im 19. Jahrhundert gelegt wurde. Zu Beginn der 1870er Jahre entdeckte der Berliner Stabsarzt und persönlicher Leibarzt des Prinzen Karl von Preußen (1801-1883) - dem Bruder von Kaiser Wilhelm I. - seine Leidenschaft für die antike Numismatik. Als er in seiner Funktion als Leibarzt den Herrenmeister des Johanniterordens begleitete, führten ihn seine Reisen unter anderem auch nach Italien. Hier kam er in Kontakt mit der Kunst der Antike und begründete eine Sammlung, die mehr als 100 Jahre lang Bestand haben sollte.

Als er 1895 verstarb, ging die bereits sehr wohlsortierte Sammlung in den Besitz seiner Witwe über. Diese leistete - bedauerlicherweise, wie man im Rückblick feststellen muss - der im 1. Weltkrieg propagierten Aufforderung "Gold gab ich für Eisen" Folge, was wiederum zur Folge hatte, dass die Sammlung der meisten ihrer Goldmünzen beraubt wurde. Die Sammlung wurde von ihrem Sohn verwaltet, der diese - freilich ohne sie weiter auszubauen - sorgsam pflegte. Als er 1960 in Pension ging, vermachte er bei der Ordnung seines Vermögens die Sammlung an seine Tochter - und damit an die Enkelin des Gründers - und deren Ehemann. Dieser hat die Sammlung mit großem Eifer gepflegt und weiter ausgebaut. Im Jahre 2011 und damit ca. 140 Jahre nach Gründung wurde die Generationensammlung aufgelöst.

Wir freuen uns, unseren Kunden mit einigen Belegstücken aus dieser Generationensammlung ein wahres Stück Sammlungstradition anbieten zu können.

In die Generationensammlung aufgenommen aus der Auktion Scheiner 1981 Nr. 5646.
2011 in einem traditionellen deutschen Auktionshaus erworben.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.