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Museal erhaltener apulischer Glockenkrater mit Thermolumineszenz-Gutachten

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1758
Objekt: Glockenkrater (Weinmischgefäß)
Material: Roter Ton mit schwarzem Überzug und weißer Bemalung

Apulisch
Maße: Höhe 37 cm, Fußdurchmesser 12 cm, Außendurchmesser der Lippe 34 cm.
Datierung: 2. H. 4. Jh. v. Chr., möglicherweise etwas früher.
Späte Klassik - frühe hellenistische Epoche.
Zustand: Großes, exzellent erhaltenes Stück, einer musealen Ausstellung würdig. Keinerlei Schäden oder Restaurierungen.

Gefäße dieser Größe sind in einem solchen Erhaltungszustand nur selten und schwer zu finden.


Überzug an einigen Stellen durch die antike Nutzung minimal berieben oder bestoßen, an wenigen Stellen (meist unter der Mündung) rissig.
Beschreibung: Glockenkrater, im rotfigurigen Stil gestaltet. Großes Gefäß zur Mischung von Wasser und Wein, welches bei Symposien Einsatz fand. Die Form erinnert an eine umgedrehte Glocke, sie entwickelte sich im 5. Jh. v. Chr.

Die eine Bildseite zeigt eine nach rechts eilende Frau, welche sich umdreht und in einen Spiegel blickt, den sie in der ausgestreckten Rechten trägt. Die Haare sind sorgfältig zu einer Melonenfrisur gestaltet, darüber trägt die Dame ein Diadem aus weißen Plättchen, weiter oben im Haar zudem eine weiße Perlenkette. Der lange Chiton ist an der rechten Schulter gefiebelt und mit einem Perlenband gegürtet, als weiteren Schmuck trägt die Dame um den Hals eine Perlenkette und Armreife, die am Körper herabhängende Linke hält ein Schmuckband. Zu Füßen der Dame ist eine geschmückte altarähnliche Struktur, im Feld dienen ein großes und ein kleineres Tympanon oder Tamburin als Schmuck. Die Darstellung wird zu beiden Seiten durch stilisiertes florales Dekor gerahmt, die untere Begrenzung bildet eine umlaufende Standlinie.

Die zweite Bildseite ist ähnlich angelegt. Ein nackter Jüngling, der einen Mantel über die linke Schulter geworfen hat, eilt nach rechts, zu seinen Füßen ist eine zur anderen Seite identische Altarstruktur. Der Jüngling dreht sich um und schaut zurück, in der ausgestreckten Rechten hält er ein Tympanon und eine Flöte. Ein Lorbeerkranz ziert seinen Kopf, um den Oberkörper legt sich unter dem rechten Arm hindurch eine Kette aus weißen Perlen, eine weitere Kette ist um den linken Oberschenkel angebracht. Auf dem Boden zwischen seinen Beinen sowie rechts neben seinem Kopf zwei weitere Tympanona sowie florales Dekor in weißer Farbe. Rahmung wie umseitiges Motiv.

An den Seiten jeweils ein gerade angesetzter, vertikal nach oben abknickender Henkel, darunter eine ausladende Palmette, der rechtwinklige Bereich darüber ebenso wie die Oberseite der Henkel ohne Überzug.
Unter der Mündung des Kraters umlaufendes Lorbeerband, den unteren Abschluss bildet ein "laufender Hund". Innenseite vollständig schwarz überzogen, auf der Außenseite setzt der Überzug auf dem Fuß ca. 1 cm über dem Boden an.

Mit einem Thermolumineszenz (TL) - Gutachten des Labors Ralf Kotalla, siehe Scan unten. Das Analysenergebnis attestiert dem Stück ein Alter von 2450 Jahren (+/- 20%) und bestätigt damit die Originalität des Stücks aus der Späten Klassik (siehe oben).
Referenzen: A. D. Trendall, The red-figured vases of Lucania, Campania and Sicily (Oxford 1967) Pl. 138.4-5
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. 2nd supplement (Oxford 1991) Pl. XXXII.3-4, hier jedoch mythologische Szene.
Historisches: Ca. 300 Jahre lang importierten die griechischen Kolonien auf italischem Boden Keramiken zuerst aus Korinth und später aus Athen. Im 5. Jh. begannen sich jedoch lokale Manufakturen herauszubilden und zwischen ca. 440 v. Chr. und 300 v. Chr. erleben die unteritalischen Produktionszentren ihre Blütezeit. Die meisten Exemplare brachte die apulische Vasenmalerei hervor: von den ca. 20.000 erhaltenen unteritalischen Stücken zählt ca. die Hälfte zu dieser Gruppe. Das Produktionszentrum befand sich in Tarent. Die apulische Vasenmalerei lässt sich grob in zwei Stilgruppen unterteilen, nämlich in "plain" und "ornate". Der Plain-Stil zeichnet sich durch einfaches Dekor und Bildkompositionen mit wenigen Figuren sowie einen weitgehenden verzicht auf Zusatzfarben aus, er fand vor allem auf Glocken- und Kolonnenkrateren sowie bei kleineren Gefäßen Verwendung. Im Ornate-Stil wurden dagegen meist größere Gefäße verziert. Die Darstellungen konnten zweiregistrig sein und mehrere Dutzend Personen umfassen, hinzu kamen ab der Mitte des 4. Jh. üppige Ornamente. Zusatzfarben (weiß, rot, gelb) wurden im großen Rahmen eingesetzt. Beliebte Motive in der apulischen Vasenmalerei waren mythologische Szenen, Theaterdarstellungen und Darstellungen aus dem Grabkult.

Neben der apulischen Vasenmalerei bildet die kampanische die zweitstärkste Gruppe. Zum motivischen Repertoire gehörten in dieser Gruppe vor allem Frauen- und Jünglingsgestalten, Kriegerdarstellungen und Tierbilder. Die Rückseiten der Gefäße zierten häufig Darstellungen von Manteljünglingen. Ein Stilmerkmal war die glockenförmige Ausführung der Blumendarstellungen. Weitere unteritalische Produktionszentren waren Paestum, Lukanien und Sizilien.
Literatur: A. D. Trendall, The red-figured vases of Lucania, Campania and Sicily (Oxford 1967)
A. D. Trendall, The red-figured vases of Lucania, Campania and Sicily. Supplements (London 1970, 1973 und 1983, 3 Bände)
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. Early and middle Apulian (Oxford 1978)
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. Late Apulian (Oxford 1982)
A. D. Trendall - A. Cambitoglou, The red-figured vases of Apulia. Supplements (Oxford 1983, 1991 und 1992)
A. D. Trendall, Rotfigurige Vasen aus Unteritalien und Sizilien: ein Handbuch (Mainz am Rhein 1990)
K. Schauenburg, Studien zur unteritalischen Vasenmalerei (Kiel 1999 - 2010, 14 Bände)
Provenienz: 2011 in einem traditionellen deutschen Auktionshaus erworben. In dieses eingeliefert von der Erbin einer süddeutschen Sammlung.
Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.