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Provinzialrömische Fibel der Reitertruppen

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR2754J
Objekt: Provinzialrömische Swastikafibel mit pferdekopfförmigen Enden

Material: Bronze.

Datierung: 3. bis 6. Jh. n.Chr.
Spätrömisch.
Laut Gudea et al. [4] lässt sich die Datierung noch weiter eingrenzen auf 275 n. Chr. bis 350 n. Chr.

Beschreibung:    Provinzialrömische Fibel in Form eines Hakenkreuzes mit tierförmigen Enden - vier stilisierte Pferdeköpfe, nach rechts blickend. Die Pferdeaugen bestehen aus einem zentralen punzierten Punkt mit konzentrischem Ring, ein weiteres Auge dieser Art befindet sich zentral auf der Fibel. Dieses zentrale Auge erinnert an eine stilisierte Sonnensymbolik. Nadel und Scharnier sind offenbar noch original erhalten.
Es handelt sich um eine typische Soldatenfibel vom Swastika-Typ, die mit der Rekrutierung von Kavallerie-Truppen bei den östlichen Foederati auftrat.

Bemerkungen: Dieser Fibeltyp vereint zwei Charakteriska der Kunst einiger südosteuropäischer und mitteleuropäischer antiker Völker. Einerseits tierkopfförmige Verzierungen (Protome) in Gestalt eines Pferdekopfes, andererseits das Swastika, also die Hakenkreuzform. Derartige Fibeln stammen aus der Balkangegend; Funde sind über weite Teile des Donautieflands verteilt (das antike Germania, Noricum, Pannonia, Moesia, Dacia, nord-östliches Italien) [5]. Die meisten dokumentierten Funde stammen aus Nekropolen oder Einzelgräbern. Geschätzte 50 Funde waren im Jahr 2010 wissenschaftlich verzeichnet. Die Forschungen und Publikationen zu diesem Objekttyp sind noch in den Anfängen.
Die Fertigung der Swastikaförmigen Fibeln mit Pferdekopfenden konzentrierte sich auf das südöstliche Pannonien (308 n.Chr. zur Provinz Pannonia Secunda erklärt) [2],[3]. Dies ist durch die Häufung der Funde um Novi Banovci (in römischer Zeit Burgenae genannt) belegt. Der Ort liegt in der Mitte des Fundverteilungsgebiets. Bis in die Spätantike waren hier römische Kavallerie-Korps stationiert, so zum Beispiel die dalmatischen Reiter, Equites Dalmatae, in der 2. Hälfte des 3. Jh. n.Chr. Zahlreiche leichte Variationen des Motivs legen jedoch weitere Fertigungszentren nahe. So gibt es bei den gefundenen Fibeln Unterschiede bei den Ohren, der Augengröße, der Augenform (1 oder 2 konzentrische Kreise), Kinnlänge, Mundhaltung, sowie dem zentralen Auge.
Die Fundverteilung dieser Fibeln und deren Datierung fällt mit der Anwesenheit römischer Foederati (Hunnen, Gothen und Alanen) im Donautiefland zusammen. Durch die hohe strategische Bedeutung der Region für die Römer wurden die lokalen Völker in großer Zahl für Infanterie und Kavallerie rekrutiert. Viele der Reiter waren offenbar mit deartigen Fibeln ausgestattet. Es gibt die Vermutung, dass dieser Fibeltyp auf skythische Vorläuferformen zurückgeht, was jedoch aufgrund des zeitlichen Abstands streitbar ist. Die Durchmischung verschiedenen Kulturen durch die Eingliederung in die römische Armee bietet eine bessere Erklärung, nämlich die Zusammenführung verschiedenen Stilelemente zuvor regional getrennter Kunst.
Belege für Protome in Gestalt eines Pferdekopfes finden sich bei den Völkern in Südosteuropa und Mitteleuropa in römischer Zeit, und zwar bei Gegenständen wie Gürtelschnallen, Fibeln und Kämmen. Diese Art der Verzierung fand sich folglich bei Kavalerieeinheiten, die die Römer aus Pannonien rekrutierten [1]. Auf diesem Weg könnte das Pferdemotiv in die deutlich älteren traditionellen swastikaförmigen Soldatensymbole eingewandert sein [4].
Der neu entstandene Fibeltyp wurde vermutlich als Symbol für Stärke getragen. In der von den Römern aus den Pannonischen Foederati rekrutierten Kavallerie könnte er gleichzeit als militärisches Rangabzeichen gedient haben [1]. Wenngleich für das Swastika keine religiöse Funktion vermutet wird, da dessen Verbreitung unter den Südost- und Mitteleuropäischen Stämmen durch die Einflussnahme der römischen Kultur keinen Abbruch erfahren hat, so wird für die Tierkopfgestaltung von S. Butcher auch eine religiöse Bedeutung vermutet (Butcher 1977).
Viele Exemplare dieses Typs zeigen die gleiche Art von Auge wie auf dem Pferdekopf zentral in der Mitte der Fibel. Die Symbolik der Fibel erinnert an Stilisierungen der Sonne.
Auch in Deutschland wurde ein Exemplar aus dieser Gattung gefunden (in Saalburg, vgl. Bohme 1972), das jedoch im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Nur eine Zeichnung blieb erhalten.

Maße: 35mm x 35mm.

Zustand: Perfekte Erhaltung. Original erhaltene Nadel. Attraktive grüne Patina.

Provenienz: 2016 in einem deutschen Auktionshaus erworben. Zuvor in einer süddeutschen Privatsammlung. In diese erworben in den 1970er Jahren aus dem Kunsthandel.

Referenzen: vgl. Eugenia Genceva, Les fibules romaines de Bulgarie, de la fin du Ier s. av. J.-C. à la fin du VIe s. ap. J.-C., Ed. Faber, Sofia 2004. Seite 122, Typ 32B.
vgl. Oscar Almgren, Studien über Nordeuropäische Fibelformen der ersten nachchristlichen Jahrhunderte, Dissertation, Stockholm 1897. Tafel X, Typ 232.
vgl. Maurizio Buora, Note on The Diffusion of Swastika Fibulae with Horse-head Decorations in Late Roman Period, Arheoloski Vestnik Vol. 43, 1992. Tafel 1, Typ 2.
vgl. Maurizio Buora, Nota sulla diffusione delle fibule a svastica con terminazioni a testa di cavallo, Quaderni friulani di Archeologia, Anno XV, Nr.1, 2005. Tafel 1, Nr. 4.
vgl. Gisela Zahlhaas, Die Sammlung Marie-Luise und Dr. Thomas Dexel (2. Erweiterte Auflage des Titels Antiker Schmuck aus einer norddeutschen Privatsammlung, Bd. 20). Band 34 aus der Reihe Ausstellungskataloge der Prähhistorischen Staatssammlung München, Seite 46, Kat. 54.

Literatur: [1] Sofija Petkovic, "Meaning and Provenance of Horses' Protomes Decoration on the Roman Antler Combs", Archaeologisches Institut Belgrad, Starinar, 49, 215-228.
[2] Z. Vinski, Krstoliki nakit epohe seobe naroda u Jugoslaviji, VAMZ, 3, 1968, 132-133, T. VIII, 41.
[3] Maurizio Buora, Nota sulla diffusione delle fibule a svastica con terminazioni a testa di cavallo, Quaderni friulani di Archeologia, Anno XV, Nr.1, 2005.
[4] Nicolae Gudea, Despre fibulele cu corpul in forma de svastica i capetele bratelor in forma de cap de cal [About Roman brooches with a swastika body and branches ended in a horse head]. M. Cringus et al. (dir.), Studia Historica et Archaeologica In Honorem Magistrae Doina Benea, Timisoara 2004, 189-193.
[5] Sorin Cocis, Fibulele din Dacia Romana [The brooches from Roman Dacia], Cluj-Napoca, Editura Mega, 2004.
[6] Maurizio Buora, Note on The Diffusion of Swastika Fibulae with Horse-head Decorations in Late Roman Period, Arheoloski Vestnik Vol. 43, 1992.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.