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Römische Applike mit Gesicht aus Glas

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR3400A71
Objekt: Römische Applike mit Gesicht aus Glas

Material: Kobaltblaues Glas.

Datierung: 1. Jh. n. Chr.
Römische Kaiserzeit.

Beschreibung:    Die kreisförmige Applike zeigt ein Gesicht in hohem Relief. Es handelt sich um eine Frau mit kunstvoller Frisur und einer Halskette. Diese Verzierung saß einst auf einer Glaswand, von der ein Fragment hinter der Applike noch direkt angeschmolzen ist und sich nach oben fortsetzt. Aus der Form und Vergleichsstücken schließen wir, dass die Verzierung sich am Henkelansatz eines Glasgefäßes befand.
Besonders hervorstechend ist bei dem ausdrucksstarken Stück das leuchtend blaue Glas. Diese Glasfärbung war im Rheinland zu römischer Zeit sehr beliebt.

Maße: 34mm hoch, 31mm breit. Fragmentarisch.

Zustand: Rundes Fragment. Das Fragment an sich in sehr gutem Zustand mit schön erkennbarem Relief. Aufkleber des Sammlers Herrn Voigtmann auf der Rückseite mit Aufschrift "66/67 Neuß Canabae '1'".

Provenienz: Im Jahr 2021 durch uns erworben aus dem deutschen Familienbesitz Voigtmann. Der Gründer der Sammlung, Herr Heinz Voigtmann, führte in den Jahren 1966 bis 1981 selbst Ausgrabungen durch, in Zusammenarbeit mit lokalen Archäologen. Das hier angebotene Objekt wurde im Jahr 1966 oder 1977 gefunden, in Neuss, Deutschland, der ehemals römischen Stadt Novaesium. Die Bemerkung Canabae auf dem Objekt kann nicht mit Sicherheit von uns aus den Aufzeichnungen gedeutet werden. Wahrscheinlich ist es jedoch, dass es sich um einen Fund aus der Umgebung eines ehemaligen Legionslagers handelt.

Bei der Sammlung Voigtmann handelt es sich um eine mit Leidenschaft und Fachwissen geführte Privatsammlung. Sie umfasste Objekte der römischen Kaiserzeit, sowie vereinzelt Objekte des Mittelalters, vor allem Gebrauchskeramiken, aber auch Gläser, Bronzen und Beinarbeiten. Alle stammen aus der römischen Stadt Novaesium und seiner unmittelbaren Umgebung. Herr Voigtmann führte selbst Grabungen durch und barg die Objekte, für welche die lokalen Archäologen keine Forschungskapazitäten hatten, und welche ohne ihn für immer verloren gewesen wären. Seine Funde teilte er mit der Fachwelt. So stand er im ständigen Austausch mit den Archäologen Dr. Gustav Müller, Dr. Ernst Künzl und Dr. Dorothea Haupt vom Rheinischen Landesmuseum Bonn, sowie mit Prof. Dr. Hilmar von Platen von der Universität Mainz. Das Rheinisches Landesmuseum Bonn erwähnt die Sammlung Voigtmann zum Beispiel bei seinen Neuzugängen des Jahres 1971.
Mit seinen akademischen Kontakten und seinem restauratorischen Geschick widmete sich Herr Voigtmann der liebevollen Restaurierung und Rekonstruktion der Artefakte und selbst der Scherben in seiner Sammlung. Der so erbrachte Dienst für den Erhalt des kulturellen Erbes der Stadt Neuss ist einzigartig und wäre mit diesem Aufwand weder in der Forschung noch im Kunsthandel machbar gewesen. Wir haben großen Respekt vor dieser Lebensleistung und haben die Sammlung intensiv aufgearbeitet und digitalisiert, um die umfangreichen, mit den Stücken überlieferten Herkünfte und akademischen Notizen der Nachwelt langfristig zu erhalten.

Novaesium war eine frühe römische Gründung in der Provinz Germania inferior und ist somit eine der ältesten Städte Deutschlands. Um das eroberte Gallien zu halten, war der sicher bereits vor den Römern besiedelte Ort strategisch gut gelegen. Er lag am Endpunkt einer römischen Fernstraße und nahe der Wasserwege Rhein, Erft, Lippe, Ruhr und Wupper. Händler ließen sich nieder und dauerhaft stationierte Soldaten sicherten den Knotenpunkt und den nahen Limes. Kein Wunder, dass das heutige Neuss reich an archäolgischen Funden ist, Hinterlassenschaften der römischen Legionen, sowie Handelswaren und Haushaltswaren der römischen Zivilbevölkerung.
Die Sammlung Voigtmann zeichnet durch die ausschließlich lokalen Funde und die Spezialisierung auf die ersten nachchristlichen Jahrhunderte einen perfekten Querschnitt des römischen Novaesiums.

Referenzen: Vgl. Whitehouse, Roman Glass, Vol 2, S. 226ff.
Für ein Stück gleicher Funktion, jedoch anderer Machart, vgl. J. Paul Getty Museum, Objektnr. 2003.358.

Literatur: Aus der zahlreichen Literatur zum römischen Neuss möchten wir auf ein Übersichtswerk und eine beispielhafte Beschreibung einer Grabung hinweisen, die aus der Feder von mit Herrn Voigtmann befreundeten Archäologen stammen.
H. Chantraine, Dr. G. Müller, Das römische Neuss (Stuttgart 1984).
D. Haupt, Die Kleinfunde eines römischen Landhauses aus Neuss-Weckhoven, in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes, Rheinische Ausgrabungen 3 (1968).

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.