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Römische Siegelkapsel mit Phallus

650 €
Verfügbar
Objektnummer
AR3291A
Objekt: Römische Siegelkapsel mit Phallus

Material: Bronze mit verzinnter Oberfläche.

Datierung: 2. Jh. n. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.
Römische Kaiserzeit.

Beschreibung:    Siegelkapsel mit kreisförmigem Körper und Deckel. Beide Teile sind über ein Scharnier verbunden. Ein kreisförmiger Fortsatz ziert Körper und Deckel auf der gegenüberliegenden Seite. Der Körper hat drei kreisförmige Löcher am Boden, sowie zwei große Einbuchtungen für die Schnur an den Seiten. Der Deckel trägt eine Phallus als hohes Relief, separat gegossen und mit einer einzelnen Niete mit dem Deckel verbunden.

Hintergrund: Diese Kapsel schützte das Siegel auf Transportsäcken. Hochwertige Waren oder wichtige Inhalte wurden so vor unbefugtem Zugriff bewahrt.
Im ersten Verwendungsschritt wurde die Kapsel direkt auf den Sack genäht, wozu die Löcher auf der Boxunterseite dienten. Dann wurde der Transportsack gefüllt und vor den Augen von Zeugen mit einer Schnur zugebunden. Der Knoten wurde in die Siegelkapsel gelegt, die seitlichen Kerben nahmen die Schnur auf. Schließlich wurde der Knoten in Wachs eingebettet und der Versender konnte sein persönliches Siegel eindrücken, zum Beispiel das Intaglio auf einem Fingerring. Damit das Wachssiegel nicht bei der Handhabung während Lagerung oder Transport beschädigt wird, wurde die Box verschlossen. Die Römer gaben sich große Mühe mit der Verzierung dieser manchmal auch als Siegelbox bezeichneten Behälter, wobei im Gebrauch natürlich nur der Deckel zu sehen war, nicht die Unterseite. Der Phallus war bei den Römern ein Schutzzeichen, es sollte Unheil abwehren. Die Verwendung auf dieser schützenden Kapsel ist somit einleuchtend.

Maße: 25.5mm lang.

Zustand: Am Scharnier gebrochen und kleines Teil, sowie Riegel fehlend, daher hängen Deckel und Körper nicht mehr zusammen, sind jedoch klar zusammengehörig. Jedes Teil für sich in hervorragendem Zustand. Moderne Aufschrift "2574" in weiß auf der Unterseite des Deckels.

Provenienz: Durch uns 2022 im britischen Kunsthandel erworben. Exportiert mit Genehmigung Nr. PAU/00781/24 des Arts Council England. Zuvor in einer britischen Sammlung, erworben um 1990. Das Stück stammt aus der britischen Privatsammlung Richard Hattatt, Sammlungsnummer 2574. In diese erworben zwischen 1970 und 1989. Die Siegelkapsel wurde in County Durham gefunden, einer Grafschaft im Nordosten Englands. Hattatt verweist auf sechs vergleichbare Funde aus Großbritannien und zwei aus Deutschland. Dies gibt eine grobe Vorstellung von der wahrscheinlichen Region der Herstellung dieses Kapseltyps.

Über Richard Hattatt:
Nach dem Austritt aus der Familienfirma widmete sich Richard Hattatt dem Sammeln und Studieren von Antiquitäten. Durch Fokussierung auf ein Thema entstand nach einigen Jahren eine der bedeutendsten Sammlungen antiker Fibeln aus der Region nördlich des Mittelmeers. Aus der unermüdlichen Aufarbeitung der Stücke entstanden in den Jahren 1982, 1985, 1987 und 1989 vier Bücher, die inzwischen als Standardwerke auf dem Gebiet eisenzeitlicher und römischer Fibeln gelten, aber auch andere Objekte, wie zum Beispiel Siegelkapseln enthalten.
Als Richard Hattatt im Jahr 1992 verstarb, waren Teile seiner Sammlung bereits im Ashmolean Museum (Oxford) und im Wiltshire Museum (Devizes) aufgenommen. Andere Stücke der Sammlung gerieten über Auktionshäuser und Privatverkäufe in Streubesitz. Doch der ungeheure Erkenntnisgewinn durch die systematische Sammeltätigkeit, die Zeichnungen und zusammengetragenen Informationen ist der Nachwelt in seinen Büchern erhalten geblieben.
Mit dem entsprechenden Stolz können wir Ihnen dieses Artefakt aus der Sammlung und der Literatur Hattatts anbieten.

Publiziert: Diese Siegelkapsel ist veröffentlicht in dem Standardwerk R. Hattatt, Ancient Brooches And Other Artefacts (1989), S. 465, Abb. 24, Nr. 150. Die Nummerierungen in Hattatts Publikationen sind abweichend von seinen Sammlungsnummern.

Referenzen: Vgl. Donald Jackson, Roman Seals, Box 5188 und 5210.
Für ein sehr ähnliches Exemplar im Kunsthandel vgl. Christie's New York Auktion vom 17. Dezember 1998, Los 111 (drei Exemplare, damals verkauft für 1725 USD).

Literatur: Aktuelle Forschungsergebnisse, die insbesondere die zuvor nicht interpretierten Löcher im Boden erklären, sind publiziert von Collin Andrews in Seal Boxes in Roman Britain, BAR British Series 567 (Archaeopress Oxford, 2012), und sehr schön zusammengefasst und experimentell verifiziert von Pip Smither, Keep it secret, keep it safe – Roman seal boxes (2021), online abrufbar über das Portable Antiquities Scheme.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.