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Römischer Ringstab aus Glas

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR3319
Objekt: Römischer Ringstab aus Glas

Material: Klares, grünes Glas mit Fadenauflage aus opakem, weißen Glas.

Datierung: 1. Jh. n. Chr. bis 2. Jh. n. Chr.
Römische Kaiserzeit.

Beschreibung:    Langer Stab aus Glas. Ein Ende ist zu einem großen Ring gebogen. Das andere Ende ist zu einem tellerförmigen Abschluss abgeplattet. Auf der gesamten Länge ist eine dekorative Spirale aus weißem Glasfaden aufgelegt.
Der Ringstab hatte eine Funktion als sogenannte Fingerkunkel. Dieses Hilfsmittel muss in der römischen Kaiserzeit sehr populär gewesen sein, es gab zahlreiche Gestaltungsvarianten in den Materialien Bein, Bronze, Silber und Glas. Ein Exemplar aus Glas, dem zerbrechlichsten und damit vergänglichsten der Materialien, ist in dieser Erhaltung selten. Die Kunkel wurde vermutlich im östlichen Mittelmeerraum hergestellt, wo große Zentren der römischen Glasproduktion lagen.

Hintergrund: Die Fingerkunkel, auch bekannt als Spinnrocken, ist eine Spinnhilfe. Die Wolle wurde auf den Stab gesteckt, somit konnte auf bequeme Art ein Wollfaden zum Spinnen gezogen werden. Ein Finger wurde dabei in den Ring der Kunkel gehakt. Zusammen mit einer Handspindel ergibt sich ein komplettes Set zum Spinnen eines Fadens.
Der römische Dichter Ovid lässt dazu eine Sklavin schreiben "Ich, bescheiden und deine Dienerin, werde die aufgetragenen Wollmengen spinnen und meine Fäden werden die vollen Rocken kleiner machen. Ich bitte dich nur, dass deine Gattin, die mir auf irgendeine Weise nicht gewogen sein wird, mich nicht so sehr schilt und dass du nicht zulässt, dass meine Haare vor deinen Augen ausgerissen werden […]" (Ovid, Briefe an Heroinen 3,75-80, Übersetzung nach Heinze). So einfach war es in der Praxis also offenbar nicht mit dem Spinnen, dafür sorgte mancher Auftraggeber.

Maße: 19,6cm Länge.

Zustand: Winziger reparierter Riss am Ring. Ansonsten perfekte Erhaltung inklusive der feinen Spiralauflagen. Eine große Seltenheit für Glasstäbe dieser Art.

Provenienz: Von uns 2022 im deutschen Kunsthandel erworben. Zuvor in der deutschen Familiensammlung K. J. Müller. In diese erworben zwischen 1950 und 1977, vermutlich aus dem Kunsthandel.

Referenzen: Vgl. D. Whitehouse, Roman Glass in The Corning Museum of Glass, Volume Three, S. 52f, Nr. 972.
Vgl. K. Roth-Rubi und H. R. Sennhauser, Verenamünster Zurzach, Ausgrabungen und Bauuntersuchung 1 (Zürich, 1987), S. 129, Abb. 111g.

Literatur: Ein schöner Text zum Spinnen in römischer Zeit stammt von Dr. R. Gottschalk und G. Michel vom Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, "Schöne Spinnrocken – das Accessoire der perfekten Hausfrau!".

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.