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Sassanidisches Stempelsiegel mit Pflanzendarstellung

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR1952-01
Objekt: Sassanidisches Stempelsiegel mit Pflanzendarstellung

Material: Dunkelorangefarbener Karneol.

Datierung: 224 n. Chr. bis 651 n. Chr.
Zeit des Sassanidenreiches,
Spätantike.

Beschreibung:    Sassanidisches Stempelsiegel mit großer Öse. Leicht ovaler Querschnitt, abgeflacht zu Stempelfläche. Der ovale Stempel zeigt eine stilisierte Darstellung, vermutlich eine Pflanze.

Hintergrund: Die Sassaniden wurden nach ihrem Eroberungszug gegen die Parther im Jahr 220 n. Chr. die vorherrschende Macht im Nahen Osten und blieben es bis zur arabischen Eroberung 642 n. Chr. oder politisch gesehen bis zum Tod des Großkönigs Yazdegerd III. im Jahr 651 n. Chr. Dieses zweite persische Großreich erstreckte sich über weite Teile des heutigen Iran und Irak und dehnte seinen kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss im gesamten Nahen Osten aus. Die Religion der Sassaniden war der Zoroastrismus, der auf die Lehre des Zarathustra gründet (griechische Schreibung Zoroaster). Dies spiegelt sich heute noch in vielfältiger Weise in den erhaltenen Artefakten, besonders in den Münzen und Siegeln.
Sassanidische Stempelsiegel hatten meist eine ellipsoide Form und ein eingeritztes Dekor, welches durch die verwendeten durchschimmernden Steine effektvoll hervorgehoben wurde. Das typische große Öhr der Siegel ermöglichte das Tragen an Schmuckketten oder an einfachen Bändern. Die relativ große Zahl an Siegeln, die sich bis heute erhalten hat, lässt darauf schließen, dass einst viele Menschen diese Siegel besaßen. Bedeutende Sammlungen befinden sich sowohl in den großen Museen (z.B. Staatliche Museen zu Berlin, British Museum), als auch in privater Hand (Sammlung Anavian). Über die genaue Datierung und Typisierung sassanidischer Siegel ist man sich in der Forschung uneins. Münzen aus dieser Zeit sind nur bedingt für einen Abgleich geeignet, da gewisse Unsicherheiten der Datierung bestehen. Die Ausgrabungsfunde sind nicht zahlreich genug, um eine Typologie zu erarbeiten.
Da die typische bildhafte Darstellung der Siegel nicht der islamischen Kultur entsprach verschwand die Kunst des Siegelschneidens nach der arabischen Eroberung schnell und die sassanidische Kultur geriet in Vergessenheit.

Maße: 18mm breit, 15mm hoch, Öse 4mm Durchmesser.

Zustand: Minimale Abplatzungen um die Öse und am Körper, ansonsten vollständig intakt mit sehr schöner Oberfläche.

Provenienz: Aus der deutschen Sammlung Prof. H. Brosch (1923 bis 2009), Autor historischer Fachpublikationen und wissenschaftlicher Museumsbeirat. Träger des Bundesverdienstkreuzes. Erworben in den Jahren 1960 bis 1975. Durch Erbfolge an U. Büchner, Deutschland. Von dieser durch uns erworben im Jahr 2013.

Die Gemmensammlung Brosch:
Nach dem Niedergang des römischen Reiches bewahrten oder wiedererlangten antike Gemmen Anerkennung im mittelalterlichen Europa. Neben der häufigen Wiederverwendung in der Kirchenkunst gab es auch profane Verwendungen. Dies zeigt das Beispiel des antiken Intaglios der Julia, Tochter des Kaisers Titus. Es wurde im 9. Jahrhundert von den Merowingern im "Escrain de Charlemagne" wiederverwendet und ist heute in der Französischen Nationalbibliothek zu bewundern.
Die Rezeption antiker Glyptik während der italienischen Renaissance mündete in einer großen Mode Gemmen zu sammeln, die vom europäischen Bildungsbürgertum während Reisen durch den Mittelmeerraum im Zeichen der Aufklärung und Bildung ausgelebt werden konnte. So baute auch Goethe, inspiriert durch seine literarisch verewigte Italienreise, eine Antikensammlung auf.
In der späten klassizistischen Tradition steht sicherlich die Sammlung antiker Intaglien von Professor Brosch. Die Sammlung bildet einen systematischen Querschnitt der Themenvielfalt antiker Gemmen und wurde ausführlich mit wissenschaftlichem Anspruch bearbeitet. Professor Brosch hatte großes Interesse, nicht nur an der Alten Geschichte, sondern auch an deren Anknüpfung bei den Sassaniden, sowie an der neueren Geschichte seiner Heimat. So wurde er für seine Leistungen um die Geschichtskunde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Es ist mit Stolz, dass wir diese Sammlung vollständig dokumentiert und mit Literaturverweisen versehen haben. Wir freuen uns nun diese Miniaturen aus der antiken Vorstellungswelt wieder in den Kreislauf zu bringen und eine Sammlung in der Tradition der Renaissance und Aufklärung würdig zu bereichern. Sollten Sie am Ankauf der zusammenhängenden Sammlung Interesse haben, kontaktieren Sie uns gerne.

Referenzen: Ähnlich Habib Anavian collection, Nr. 416.

Literatur: Kurt Erdmann, Die Kunst Irans zur Zeit der Sasaniden (1943).
Die Standardwerke für die Typisierung sassanidischer Siegel stammen von Göbl (1973) und Brunner (1978).

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.