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Trinkbecher vom trojanischen Typ

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR3137
Objekt: Tonbecher mit Doppelhenkel

Material: Ton mit dunkelbraunem Überzug.

Datierung: Frühbronzezeit III, letzte Phase der frühen Bronzezeit in West- und Zentralanatolien.
Klassisch wird dieser Gefäßtyp der Phase Troja II zugeordnet, also dem homerischen Troja. Die genaue Datierung hängt leicht von der exakten Herkunftsregion ab, eine Datierung um 2500 v. Chr. oder etwas später trifft aber auf jeden Fall zu.

Beschreibung:    Schlanker Becher mit zwei seitlichen Henkeln. Der Körper ist sorgfältig handgeformt, ohne Drehscheibe, von zylindrischer Gestalt mit sich leicht öffnender Mündung. Die großen, runden Henkel verlaufen in einem Bogen von unterhalb der Mündung bis zum Fuß. Auf Höhe der Henkelansätze ist der Körper mit jeweils drei Querrillen verziert.
Der Gefäßtyp ist in der Archäologie als Depas Amphikypellon bekannt, auch als Trojabecher bezeichnet.

Hintergrund: Dieser Gefäßtyp wurde zuerst vom berüchtigten Archäologen Heinrich Schliemann in der Schicht IIc von Troja entdeckt (Fundnummer A45). Er war überzeugt, dass es sich um einen der Trinkbecher handelt, die Homer in seiner Ilias erwähnt. Schliemann nannte den Typ Depas Amphikypellon, was lose übersetzt zweihenkliger Trinkbecher bedeutet.
Die Becher imitieren Metallgefäße und gehörten sicher der Elite Trojas, Anatoliens und der angrenzenden Gebiete. Der Typ tauchte während eines historischen Umbruchs auf. In der Frühbronzezeit Anatoliens wuchs das soziale Gefälle und es bildete sich eine politische Elite. Zeitgleich änderten sich die Ess- und Trinkgewohnheiten. Die Depas-Becher stehen in Zusammenhang mit einem neuen Getränk, dem Wein.
Neue archäometrische Untersuchungen von Türkteki et al. bestätigen, dass sich in den Trinkbechern Wein befand (siehe Literaturhinweis unten). Doch die Untersuchungen zeigen außerdem, dass bestimmte Kräuter beigemischt waren, die zusammen mit dem Alkohol einen beruhigenden Effekt hatten. Die Kulte der Elite, bei denen die Teilnehmer das Gebräu zu sich nahmen und dann das Depas Amphikypellon rituell entsorgten, könnten somit auch als Trauerfeier interpretiert werden, bei der Alkohol und Kräuter den Schmerz betäubten.
Seit der ersten Ausgrabung eines Depas Amphikypellon in Troja brachte die moderne Forschung zahlreiche neue Fakten ans Licht. Was würde wohl ein Archäologe mit der Leidenschaft und Fantasie Schliemanns in diese interpretieren? Eine aufregende Geschichte rund um Homers Helden des Trojanischen Krieges wäre sicher. Wir widmen diesen Becher daher Herrn Schliemann und sagen "zum Wohl".

Maße: 10,5cm hoch, 7,6cm breit an den Henkeln.

Zustand: Sehr guter Zustand. Unauffällige Restaurierung an den Henkeln, ansonsten perfekt erhalten. Auf der Unterseite von einem Vorbesitzer angebrachte Klebemasse, um den Becher standfester zu machen.

Provenienz: Von uns 2021 erworben aus der norddeutschen Privatsammlung G. Damerow. In diese erworben zwischen 1980 und 1985 im Auktionshaus Schwarzer Bär Roland A. Exner in Hannover.

Referenzen: Vgl. A. Türker, Suluca Karahöyük: A commercial context in central cappadocia in light of depas amphikypellon findings and foot-shaped stamp seal, 23 (2019), S. 54-65, Abb. 7, Sk-3 (Hb/h-58, Nr. 962), Schicht Vb.
Vgl. Sammlung des Archäologischen Instituts der Georg-August-Universität Göttingen, Inventarnr. TRG 40.

Literatur: Eine sehr gute Zusammenfassung des Kenntnisstands und die oben erwähnten neuen archäometrischen Untersuchungen beschreibt der Artikel M. Türkteki et al., Possible uses of Depas Amphikypellon from Küllüoba in Western Central Anatolia through GC-MS analysis of organic residues, in Mediterranean Archaeology and Archaeometry, Vol. 22, No 1, (2022), S. 127-154.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.