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Uschebti des Königsschreibers Hor-maa-cheru

14.500 €
Verfügbar
Objektnummer
AR3354
Objekt: Ägyptischer Uschebti des Königsschreibers Hor-maa-cheru

Material: Grüne bis braune Fayence.

Datierung: Regierungszeit des Pharao Amasis (auch Ahmose II. genannt),
570 v. Chr. bis 526 v. Chr.
gegen Ende der 26. Dynastie,
Spätzeit des Alten Ägypten.

Beschreibung:    Große ägyptische Totenfigur des Königsschreibers Hor-maa-cheru. Der Uschebti in Mumienhaltung ist mit einem Rückenpfeiler versehen und steht auf einer kleinen Basisplatte. Auf dem Kopf eine dreigeteilte Perücke mit freiliegenden Ohren, dazu ein angesetzter Götterbart. Die Beine und Füße summarisch dargestellt, die Arme vor der Brust verschränkt. Der Uschebti hält Ackerbauwerkzeuge in den Händen, in der Linken eine Hacke, in der Rechten einen Handpflug und eine über die Schulter hängende Saattasche. Die Vorderseite und Seiten sind mit eingetieften Hieroglyphen beschriftet, in acht Zeilen angeordnet und durch horizontale Linien getrennt. Zu lesen ist folgender Spruch.

O ihr Uschebti,
wenn man aufruft den Osiris, königlichen Schreiber Hor-maa-cheru, geboren von Meret-Neith,
um irgendeine Arbeit zu machen, die im Totenreich gemacht werden soll,
in der Tat, Übles ist ihm auferlegt da, als einem Mann in seiner Dienstverpflichtung.
"Siehe, hier bin ich" sollt ihr sagen, zu jeglicher Zeit die dort verbracht wird, sei es, um die Felder zu bestellen, die Ufer zu bewässern, den Sand (Dünger) des Ostens zum Westen herüberzufahren, oder umgekehrt.
"Hier bin ich" sollt ihr sagen, und ihr sollt abgezählt werden jeder in seiner Stunde. Schlagt nieder sein Übel, so wie er Böses findet.


Der Text basiert auf dem 6. Kapitel des Totenbuchs. H. A. Schlögl und A. Brodbeck (siehe Referenzen unten) geben an, dass es sich um Version VII A des Spruchs handelt, versehen mit einem ungewöhnlichen Schlusssatz. Es handelt sich um eine künstlerisch hochwertige und eindrucksvolle Figur.

Hintergrund: Im Alten Ägypten bürgerte sich nach und nach die Tradition ein, die Gräber von Verstorbenen mit kleinen Totenfiguren auszustatten. Sie wurden aus Keramik, Stein, Holz oder Metall gefertigt und häufig mit Fayence überzogen. Die Figuren benannte man mit dem altägyptischen Wort für "Antworter". Gängige Transkriptionen dafür sind Uschebti, Schabti, Uschepti, Ushebti, Shawabti, Uschepti.
Am häufigsten verwendet und anscheinend am beliebtesten waren Uschebtis aus Terrakotta, die mit einer feinen grünlichen bis blauen Fayence überzogen wurden. Sie waren üblicherweise 10cm bis 20cm groß. Wer es sich leisten konnte, ließ die Uschebtis aufwändig gravieren oder einfach bemalen. Die feinen Gravuren sind uns bei vielen Stücken bis heute erhalten geblieben. Bemalungen litten stärker unter dem Zahn der Zeit, aber auch sie blieben zum Glück in zahlreichen Fällen bewahrt. Der Großteil der gefundenen Uschebtis weist jedoch starke Abtragungen auf, sodass gerademal die Umrisse noch einen Uschebti erahnen lassen. Oft wurden die Figuren bereits bei Ihrer Herstellung nur mit dem gerade für nötig gehaltenen Aufwand bearbeitet, um Kosten zu sparen.
Die Uschebti genannten ägyptischen Totenfiguren gesellen sich seit dem Mittleren Reich des Alten Ägypten, zu Beginn des 2. vorchristlichen Jahrtausends, zu den Toten. Die frühesten bekannten Exemplare stammen aus der 11. Dynastie. Zunächst stellten die Figuren anscheinend den Toten dar, wobei sich ihre Funktion bis zum Neuen Reich dahingehend gewandelt hat, dass die Figuren in der Nachwelt als Arbeiter dienen sollten, und zwar stellvertretend für den Verstorbenen, sodass dieser von harter körperlicher Arbeit befreit blieb (6. Kapitel des Totenbuchs).
Durch den gewandelten Zweck der Uschebtis kam es dazu, dem Grab mehr Uschebtis beizugeben und so die Arbeitskraft zu erhöhen. Dies steigerte sich auf bis zu 365 Uschebtis pro Grab, so z.B. bei Tut-Anch-Amun, eine Figur für jeden Tag des Sonnenjahres.
Wenn die Figuren nicht direkt in das Grab gelegt wurden, sind oft reich bemalte oder anders verzierte Gefäße zur Aufbewahrung eingesetzt worden, am bekanntesten die sogennanten Uschebtikästen aus Holz.

Maße: 19,0cm Höhe ohne modernen Sockel. 21,8cm Höhe mit modernem Sockel.

Zustand: Sehr guter Zustand. An der Basis der Figur, auf der Unterseite eine größere Abplatzung am Rand. Einiger Abrieb und kleinere Bestoßungen der Oberfläche, am auffälligsten an der Nase und am Götterbart. Ansonsten ist die Substanz vollständig intakt. Auf der Unterseite befindet sich ein modernes Bohrloch, über das die Figur mittels Stift auf dem modernen Sockel stehen kann. Ohne Sockel ist die Figur nicht standfähig. Der Sockel besteht aus schwarz lackiertem Holz mit gefilzter Unterseite.

Provenienz: Von uns 2022 im schweizer Kunsthandel erworben. Zuvor in der schweizer Privatsammlung U. F.-K. In diese erworben auf der 21. Schweizerischen Kunst- und Antiquitätenmesse in Basel, von der schweizer Antiquitätenhändlerin Elsa Bloch-Diener (1922–2012) aus Bern. Die Quittung vom 14. Juni 1980 liegt in Kopie vor. Bloch-Diener erwarb den Uschebti bei Sotheby’s New Bond Street London, Auktion "Antiquities" vom 4. Dezember 1979, Los 12, abgebildet in Tafel V. In die Auktion aus dem Besitz Michael Cane.
Das Grab des Hor-maa-cheru liegt in der Nekropole von Sakkara, nahe Kairo. Es wurde vom ägyptischen Fremdenführer und Antiquitätenhändler Youssef Masarra (1828-1862) ausgegraben. Dieser und alle anderen Uschebtis des Besitzers gelangten zu jener Zeit in den Umlauf.

Referenzen: Weitere Totenfiguren desselben Besitzers konnten wir an den folgenden Literaturstellen bzw. im Kunsthandel nachweisen.
1. H. A. Schlögl, A. Brodbeck, Ägyptische Totenfiguren aus öffentlichen und privaten Sammlungen der Schweiz, S. 140f, Nr. 169. Exemplar aus der Auktion Sotheby’s New York, 24. Nov. 1987, Los 51.
2. Sotheby's New York Auktion vom 3. Juni 2015, Los 26 (verkauft für 17.500 USD, seinerzeit entsprechend 16.000 EUR). Dieselbe Figur später bei Christie’s New York Auktion vom 16. Juni 2020, Los 176 (verkauft für 18.750 USD, seinerzeit entsprechend 15.000 EUR).
3. Ägyptisches Museum Berlin, Inv.nr. 7371, erworben 1874 durch Dr. Helbig in Rom.
4. University College London, Inv.nr. 561, publiziert bei Petrie, Shabtis, Taf. XLIII, Nr. 561. Das Exemplar ist nur fragmentarisch erhalten.
5. J.-F. und L. Aubert, Statuettes égyptiennes, Nr. 234. Ein Exemplar aus dem Pariser Kunsthandel.
6. Schneider, Shabtis I, S. 146, Abschnitt 4, erwähnt ein Exemplar aus einer niederländischen Privatsammlung, ohne Abbildung.
Der hier vorliegende Uschebti ist somit die 7. uns weltweit bekannte Figur aus der Grabausstattung des Hor-maa-cheru.

Literatur: Eine gute Einführung und einen Überblick über ägyptische Uschebtis in nur einem Band gibt Glenn Janes in Shabtis: A Private View - Ancient Egyptian Funerary Statuettes in European Private Collections.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.