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Zwei Paar römische Bronzesohlen für Sicherheitsschuhe

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR3400A63
Objekt: Zwei Paar römische Bronzebleche als Sohle für Sicherheitsschuhe

Material: Bronze.

Datierung: 1. bis 4. Jh. n. Chr.
Römische Zeit.

Beschreibung:    Vier starke Bronzebleche, in die Form eines Schuhbetts gehämmert, passend für die hinteren 2/3 eines ausgewachsenen Fußes. Der Rand ist hochbeogen und umschließt so auch die Ferse, nur zum Vorderfuß hin läuft das Blech flach aus. Zwei der Bronzebleche haben zusätzlich einen breiten Steg, der am Bein bis über Knöchelhöhe hinaufreicht. Alle Stücke sind am Rand umlaufend mit Löchern versehen, sodass die Bleche angenäht oder genietet werden konnten.
Diese Art von Objekt ist sehr ungewöhnlich. Uns ist weder im Kunsthandel, noch in der Fachliteratur etwas vergleichbares untergekommen. Die Einordnung in die römische Zeit seht außer Frage, durch die Herkunft aus der gut dokumentierten Sammlung Voigtmann, zusammen mit der dazu passenden Machart. Die Funktion ist hingegen rätselhaft und lädt zu Spekulationen ein. Wir bedanken uns bei Herrn Guido Pohl für den Austausch diesbezüglich. Unsere Schlussfolgerung ist, dass es sich am wahrscheinlichsten um eine verstärkte Sohle für einen Arbeitsschuh handelt, vergleichbar mit modernen Stahlkappenschuhen für die Arbeit auf einer Baustelle. Möglicherweise war bei den zugehörigen Schuhen nicht nur der hintere Teil der Sohle, sondern auch andere Teile des Schuhs verstärkt. Einzig vergleichbar sind die in den Referenzen unten erwähnten Bronzesohlen für Frauenschuhe aus dem antiken Griechenland, die jedoch eher modischen als praktischen Zwecken gedient haben.
Die ähnliche Machart, die zueinander passenden Größen und der spiegelverkehrte Steg über die Knöchel sprechen dafür, dass es sich um zwei zusammengehörige Paare handelt.

Maße: Zwei Exemplare 19cm lang, die zwei Exemplare mit seitlichen Stegen 17cm und 18cm lang. Alle Exemplare rund 10cm breit. Die zwei Exemplare mit Steg 13cm bis 14cm Höhe inklusive Steg.

Zustand: Nahezu perfekt erhalten. Das massive Bronzeblech ist intakt, bis auf ein Exemplar mit stabilem oder stabilisiertem Riss. Der Steg bei einem Exemplar wurde wieder in die ursprüngliche Position gebogen. Schöne und kräftige Patina.

Provenienz: Im Jahr 2021 durch uns erworben aus dem deutschen Familienbesitz Voigtmann. Der Gründer der Sammlung, Herr Heinz Voigtmann, führte in den Jahren 1966 bis 1981 selbst Ausgrabungen durch, in Zusammenarbeit mit lokalen Archäologen. Die hier angebotenen Bronzebleche stammen aus seinen Funden bei Neuss, Deutschland, der ehemals römischen Stadt Novaesium.

Bei der Sammlung Voigtmann handelt es sich um eine mit Leidenschaft und Fachwissen geführte Privatsammlung. Sie umfasste Objekte der römischen Kaiserzeit, sowie vereinzelt Objekte des Mittelalters, vor allem Gebrauchskeramiken, aber auch Gläser, Bronzen und Beinarbeiten. Alle stammen aus der römischen Stadt Novaesium und seiner unmittelbaren Umgebung. Herr Voigtmann führte selbst Grabungen durch und barg die Objekte, für welche die lokalen Archäologen keine Forschungskapazitäten hatten, und welche ohne ihn für immer verloren gewesen wären. Seine Funde teilte er mit der Fachwelt. So stand er im ständigen Austausch mit den Archäologen Dr. Gustav Müller, Dr. Ernst Künzl und Dr. Dorothea Haupt vom Rheinischen Landesmuseum Bonn, sowie mit Prof. Dr. Hilmar von Platen von der Universität Mainz. Das Rheinisches Landesmuseum Bonn erwähnt die Sammlung Voigtmann zum Beispiel bei seinen Neuzugängen des Jahres 1971.
Mit seinen akademischen Kontakten und seinem restauratorischen Geschick widmete sich Herr Voigtmann der liebevollen Restaurierung und Rekonstruktion der Artefakte und selbst der Scherben in seiner Sammlung. Der so erbrachte Dienst für den Erhalt des kulturellen Erbes der Stadt Neuss ist einzigartig und wäre mit diesem Aufwand weder in der Forschung noch im Kunsthandel machbar gewesen. Wir haben großen Respekt vor dieser Lebensleistung und haben die Sammlung intensiv aufgearbeitet und digitalisiert, um die umfangreichen, mit den Stücken überlieferten Herkünfte und akademischen Notizen der Nachwelt langfristig zu erhalten.

Novaesium war eine frühe römische Gründung in der Provinz Germania inferior und ist somit eine der ältesten Städte Deutschlands. Um das eroberte Gallien zu halten, war der sicher bereits vor den Römern besiedelte Ort strategisch gut gelegen. Er lag am Endpunkt einer römischen Fernstraße und nahe der Wasserwege Rhein, Erft, Lippe, Ruhr und Wupper. Händler ließen sich nieder und dauerhaft stationierte Soldaten sicherten den Knotenpunkt und den nahen Limes. Kein Wunder, dass das heutige Neuss reich an archäolgischen Funden ist, Hinterlassenschaften der römischen Legionen, sowie Handelswaren und Haushaltswaren der römischen Zivilbevölkerung.
Die Sammlung Voigtmann zeichnet durch die ausschließlich lokalen Funde und die Spezialisierung auf die ersten nachchristlichen Jahrhunderte einen perfekten Querschnitt des römischen Novaesiums.

Referenzen: Das einzige andere uns bekannte Beispiel für antike Bronzesohlen, aber anderer Machart, ist im Athener Archäologischem Nationalmuseum, Inv.nr. X8414.

Literatur: Aus der zahlreichen Literatur zum römischen Neuss möchten wir auf ein Übersichtswerk und eine beispielhafte Beschreibung einer Grabung hinweisen, die aus der Feder von mit Herrn Voigtmann befreundeten Archäologen stammen.
H. Chantraine, Dr. G. Müller, Das römische Neuss (Stuttgart 1984).
D. Haupt, Die Kleinfunde eines römischen Landhauses aus Neuss-Weckhoven, in Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlandes, Rheinische Ausgrabungen 3 (1968).

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.