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Böotische Brettidole

Diese handgefertigten Figuren stellen eine weibliche Gottheit dar, möglicherweise eine Gottheit, die für Fruchtbarkeit und Schönheit stand. Die Idole aus Ton sind ein böotischer Sondertypus des 6. Jh. v. Chr. und werden als Brettidole bezeichnet. Auch die Bezeichnung "Papades" findet sich für solche Idole, bezugnehmend auf den Kopfschmuck. Charakteristisch sind der brettartige Körper mit geometrischer Bemalung und der plastische, geschmückte Kopf. Funde sind hauptsächlich aus böotischen Gräbern bekannt.

Aufgrund der geometrischen Bemalung wurden die erste Funde zunächst fälschlich ins 8 Jh. v. Chr. datiert und als Relikte einer bäuerlichen Volkskunst am Ende des "dunklen Zeitalters" angesehen. Erst seit den Ausgrabungen der Nekropole des boiotischen Mykalessos (Rhitsona) durch Burrows und Ure Anfang des 20. Jh. weiß man, dass diese Idole Anfang des 6. Jh. v. Chr. aufkamen und auf korinthische Vorbilder zurückgehen. Sie erfuhren über einen Zeitraum von 100 Jahren diverse stilistische Wandlungen, um schließlich Anfang des 5. Jh. v. Chr. zu verschwinden. Damit lassen sich Idole dieses Typs recht genau datieren.

 

Referenzen:

Vgl. Zaalhaas, Idole, Seite 87, Nr. 34 a) und c).

Vgl. Galerie Alte Römer, Art.nr. AR1772.

 

Literatur:

Zum allgemeinen Typus siehe E. Paul, die böotischen Brettidole. Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig (1958/1959).

R. M. Burrows, P. N. Ure, BSA 14, (1907/08), Seiten 226 bis 318, Tafeln 7 bis 15.

V. M. Strocka, "Hermes und die Nymphen für Boioter", in: Mouseion, "Beiträge zur antiken Plastik" (2007), S. 131 bis 139.

Kertscher Stil griechischer Vasen

Der Kertscher Stil kennzeichnete die Abschlussphase der Attischen Produktion rotfiguriger Keramik. Die Benennung rührt von der Tatsache, dass die meisten Belegstücke auf der Schwarzmeerinsel Kertsch, in der Antike Pantikapaion, gefunden wurden und offenbar gezielt für den Export in diese Region bestimmt waren. Die Dekorationen zeigen dementsprechend oft Motive, die von den Griechen mit Bewohnern der barbarischen Länder nördlich des Schwarzen Meeres assoziiert wurden, darunter am beliebtesten Arimaspen, Amazonen und Greife.

Greife lebten in der griechischen Mythologie weit in den Ländern des Nordens, wo sie Goldvorkommen bewachten. Sie befanden sich im ständigen Krieg mit den Arimaspen, einem Stamm einäugiger Menschen, die versuchten, des bewachten Goldes habhaft zu werden. Obwohl in den Schriftquellen als einäugig beschrieben, wurde dies selten in den Bildquellen umgesetzt, meist begnügten sich die Künstler mit der Darstellung barbarischer Kleidung.

Referenzen:

Vgl. Paris, Musée du Louvre G 553 bis (N 3454): ARV² 1463 Nr. 32

Vgl. Alte Römer, Art.nr.  AR1997

Weinhandel der Insel Rhodos

Wein war seit geraumer Zeit ein wichtiges Agrarprodukt Rhodos. Erstmals auf ägäischen Inseln wurden dort Trauben angebaut und zu Wein gekeltert. Handelsbeziehungen mit griechischen Stadtstaaten sind bereits seit dem 7. Jh. v.Chr. belegt. Für den florierenden Handel wurden Amphoren benutzt, die mit den zwei seitlichen Griffen gut zu transportieren waren und deren Inhalt dank des engen Halses einfach verschlossen und versiegelt werden konnte. Die Gefäße hatten typische Volumina zwischen 5 und 50 Liter. Für den lokalen Verkauf wurde der spitze Fuß der Tonkrüge in den Boden gebohrt; der potentielle Käufer konnte eine Probe entnehmen. Wenn der Kunde die Amphore nach dem Probieren verschloss und versiegelte, galt dies als Kauf. Gefundene Reste von Amphoren zeigen den Archäologen der Neuzeit das weitreichende Handelsnetz Rhodos im Verlauf der griechisch dominierten Jahrhunderte auf. Die modischen und ökonomischen Trends unterworfene Amphorenform sowie die Stempel bieten zumal Datierungsmöglichkeiten. So entstand bis heute eine regelrechte Amphorenchronologie die Aufschlüsse über Fundgruppen und den zeitlichen Wandel des Handels mit Rhodos geben kann.
Rhodos war geographisch ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen der hellenistischen Welt und den ebenfalls kulturell weit entwickelten Völkern der Levanteküste. Diese Eigenschaft kam der Insel während der griechischen Vorherrschaft im Mittelmeerraum in der hellenistischen Epoche zu gute. Der über lange Zeiten politisch unabhängige Inselstaat erlebte in diesem Zeitraum seine Blüte. Berüchtigtstes Zeugnis dafür ist der Koloss von Rhodos, eines der 7 Weltwunder, das seinerzeit einer Legende nach über der Hafeneinfahrt geprangt haben soll. Tatsache ist, dass diese wirtschaftliche Blüte dafür gesorgt hat, dass archäologische Zeugnisse für den Export von Wein und andere rhodischen Erzeugnissen sich entlang der gesamten Levanteküste finden.
Die Rezession kam 168 bis 166 v.Chr. durch das Zerwürfnis mit Rom, von dessen Zusammenarbeit die Insel während der Expansion des römischen Einflussgebietes noch profitiert hatte. 42 v. Chr. wurde die Stadt Rhodos von römischen Truppen geplündert. Der einst die bekannte Welt verbindende Seehandel geriet endgültig in Vergessenheit.

Der griechische Guttos

Ein Guttos (auch Guttus genannt) ist eine spezielle Form von Kanne, die besonders in Süditalien während der griechisch-hellenistischer Kolonisation verwendet wurde. Form und Ikonographie zeichnen diese Gattung aus. Es wird vermutet, dass diese Keramiken der kurzzeitigen Aufbewahrung und dem Ausgießen von Öl dienten, z.B. um daraus Öllampen zu befüllen oder für zeremonielle Zwecke. Gutti sind meist aus Schwarzfirnis-Keramik. Der Körper ist schlicht oder geriffelt und Scheibenförmig mit einem trompetenförmigen Ausguss oder der gesamte Guttos ist zu einer Figur oder Pflanze gestaltet.

 

 

Beispiele für einen griechischen Guttos:

  Griechischer Guttos mit Medusenhaupt

Griechischer Guttos mit Medusenhaupt, Ende 4. Jh. bis Anfang 3 Jh. v. Chr.

 


Literatur:
W. Schiering, Die griechischen Tongefäße.

Die Griechische Lekanis

Bei der Lekanis handelt es sich um eine antike griechische Deckelschüssel mit zwei waagerechten Henkeln. Der Deckel besitzt einen Knauf zum Abnehmen. Man beachte den Unterschied zur ähnlichen, aber deckellosen, Lekane. Lekanides gab es in vielen verschiedenen Größen. Sie wurden in der Regel für Speisen verwendet, möglicherweise auch für Öl. Der Gefäßtyp der Lekanis war ein beliebter Träger für Bildmotive und abstrakte Motive.

 

Beispiele für eine antike Lekanis:
Apulische Lekanis der Gruppe von Trieste
Apulische Lekanis der Gruppe von Trieste

Griechische Lekanis
Griechische Lekanis mit Strahlenkranzdekor


Literatur:
W. Schiering, Die griechischen Tongefäße.
Richter-Milne, The Attic Stelai III. Hesperia 27 (1958).

Griechische Gnathia-Keramik

Griechische Keramiken der sogenannten Gnathia-Gattung sind nicht nur schön anzusehen, sondern vor allem historisch interessant. Namensgebend für diesen Stil ist die antike Stadt Gnathia (heute Egnazia) im Osten Apuliens. Er entwickelte sich im 4.Jh.v.Chr. in Apulien parallel zum rotfigurigen Stils, der zu dieser Zeit teilweise begann polychrom zu werden. Kennzeichnend ist das Aufbringen von verschiedenen Farben direkt auf die gefirnissten Keramikkörper. Zunächst wurde eine ganze Palette von Farben, Weiß, Gelb, Orange, Rot, Braun, Grün und andere, genutzt, nach 330 v. Chr drängt die Nutzung der weißen Farbe die anderen Farben in den Hintergrund. Auch das Themenspektrum wird enger, gezeigt werden Wein- Efeu- und Lorbeerranken, Theatermasken, innerhalb der Ranken Männer- und Frauenköpfe, Tauben und Schwäne. Die meist unbemalte untere Hälfte der Gefäße wird nun häufig geriefelt. Neben Oinochoen, Skyphoi und Peliken werden auch Flaschen, Lekythen, Schüsseln und Kantharoi bemalt.

 

Bilder von Gnathia-Keramiken:

  Griechischer Teller mit Standfuß, Apulien

Apulischer Teller mit Standfuß im Gnathia-Stil, 4. Jh. v. Chr.

 

  Griechische Skyphos im Gnathiastil

Skyphos im Gnathiastil aus dem 4. Jh. v. Chr.

 

  Griechische Oinochoe

Oinochoe, Gnathiaware, 4. Jh. v. Chr.

 


Literatur:
Rolf Hurschmann: Gnathiavasen. In: Der Neue Pauly. Band 4 (1998).
L. Forti, La ceramica di Gnathia (1965).

Pyramidenförmige Webgewichte

Pyramidenförmige Webgewichte sind aus der hellenistischen Welt und den römischen Nordwestprovinzen bekannt. Größe und Masse der Webgewichte sind oft einheitlich, sodass eine Massenproduktion in Modeln denkbar ist. Vereinzelte Gewichte wurden sicher auch vor Ort hergestellt und luftgetrocknet.

Für die Verwendung der Gewichte gibt es in der Forschung zwei Theorien. Ein Schiffswrackfund belegt die Verwendung als Netzsenker [Bigagli 2000, 100 Abb. 4], eine Darstellung auf einer griechischen Vase hingegen zeigt die Verwendung als Webgewicht [Deonna 1938, Taf. 55,430]. Die letztgenannte These wird auch vom Fund eines kompletten Webstuhls samt Gewichten dieser Art unterstützt [Shamir 1994, 272 ff].

In Nordeuropa sind pyramidenförmige Webgewichte seit der Latènezeit belegt [Jacobi 1974, 61 f. Taf. 86,1713–1715]. Diese hatten meist abgerundete Kanten und Ecken. Die starke Verbreitung der Gewichte in römischer Zeit hielt bis ins 2. Jh. n. Chr. an. Seit der Erfindung eines Webstuhls, der keine Gewichte mehr benötigt, im 1. Jh. n. Chr., ging die Produktion der Webgewichte zurück. Für die spätrömsiche Zeit sind schließlich nur vereinzelte Funde bis ins 5. Jh. n. Chr. bekannt [Gomolka 1967, 312]. Die Zeitstellung für pyramidenförmige Webgewichte ist allgemein schwierig, da die Form sich über Jahrhunderte kaum änderte und nicht der Mode unterlag.

(Text angelehnt an Fortner, Diss., S. 73f)


Vgl. Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, Inv.nr. 83,18 und 83,19.

Vgl. Galerie Alte Römer, Art.nr. AR1937.

Vgl. Sandra Fortner, Dissertation (München, 2008), Tafel 88 und Seite 73f.

Zur Aufhängung siehe Neues Museum Berlin. Sammlung älterer Webstuhlgewichte und Netzsenker aus Keramik und Stein.