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Totenfigur für Prinzessin Henut-taui

Preis: Auf Anfrage
Verkauft
Objektnummer
AR3170
Objekt: Totenfigur für Prinzessin Henut-taui

Material: Türkisfarbene Fayence mit schwarzer Bemalung.

Datierung: Ca. 980 v. Chr. bis 930 v. Chr.
Ende der 21. oder Beginn der 22. Dynastie,
Dritte Zwischenzeit des Alten Ägypten.

Beschreibung:    Ägyptische Totenfigur in Mumienhaltung. Sie trägt eine dreiteilige Perücke, die Hände sind vor der Brust verschränkt, die Füße sind summarisch dargestellt. Weitere Details sind in schwarzer Farbe aufgemalt, ein landwirtschaftliches Gerät in jeder Hand, ein Saatkorb auf dem Rücken, ein Haarband mit rückwärtiger Schleife (Sesched). Die Seiten und die Vorderseite sind mit sechs Zeilen Hieroglyphen beschrieben, getrennt durch horizontale Linien. Die Übersetzung lautet

Ein Osiris, erleuchtet, Gottesgemahlin, Henut-taui, sie sagt, O diese Uschebtis,
wenn man aufruft den Osiris, Gottesgemahlin, Henut-taui, gerechtfertigt, um auszuführen jegliche Arbeit,
die gemacht werden soll dort in der Nekropole, und wenn Schwierigkeiten bereitet werden dort einer Frau bei ihren Aufgaben,
dann verpflichte du dich (zu) dem, was dort getan wird, um die Felder zu bestellen und die Ufer zu bewässern,
um den Sand (Dünger) des Ostens und des Westens überzufahren.
"Siehe, hier bin ich!", sollt ihr sagen.

Der Text, der mit "O diese Uschebtis" beginnt, ist eine Standardformel aus Kapitel 6. des Totenbuchs. Die Besitzerin dieses Uschebtis heißt Henut-taui mit dem Titel Gottesgemahlin. Sie ist in der Forschung nur durch ihre Totenfiguren bekannt. Ihr Vater soll Pinudjem II. sein, Hohepriester des Amun in Theben. Ihre Mutter Iset-em-Khebit. Ihr Großvater (durch beide Elternteile) wäre dann Menkheperre, Hohepriester des Amun. Pinudjem II. war von 990 bis 969 v. Chr. der faktische Herrscher Ägyptens. Henut-taui war somit faktische Prinzessin. Dass sie ein Royal ist wird belegt durch die Kartusche, in die ihr Name geschrieben steht.

Maße: 156mm hoch.

Zustand: Nahezu perfekter Zustand. Lediglich kleine Bestoßung der Fayenceoberfläche unter dem Fuß, ansonsten perfekt erhalten. Auch die originale schwarze Bemalung ist sehr gut erkennbar. Interessante zweigestaltige Patina.

Provenienz: Durch uns 2021 im britischen Kunsthandel erworben. Zuvor in einer britischen Familiensammlung. In diese aufgenommen im Jahr 1952 von Spink & Son, London. Überliefert ist zudem, dass das Stück im Jahr 1910 vom Bischof von Kairo erworben wurde, der sich als Hobby-Ägyptologe engagierte, wie es damals weit verbreitet war.
Die Uschebtis für Henut-taui stammen aus einem Grab der 22. Dynastie innerhalb des Ramesseums, westlich von Theben (vgl. Aubert, S. 146 und 165, Tafel 31, Nr. 68-69). Dieser berühmte Tempel diente dem Totenkult für Pharao Ramses II. „den Großen“ und wurde im 19. Jahrhundert ausgegraben, um lokale und internationale Museen und Sammlungen zu füllen. Die ersten Henut-taui-Uschebtis tauchten seit 1845 in Museumssammlungen auf. Sie müssen zwischen ca. 1840 und 1845 ausgegraben worden sein.

Stammen die Uschebtis für Henut-taui aus dem Ramesseum oder aus Deir el-Bahari? Einige werden der Königscachette zugeordnet, Grab TT320 (früher bekannt als DB320), einer thebanischen Grabanlage für königliche Mumien, auch bekannt als Cachette von Deir el-Bahari. Diese Zuordnung wird für manche Totenfiguren der hier behandelten Besitzerin bis heute von Museen und Kunsthändlern weitergegeben. Forscher sind sich inzwischen sicher, dass die Figuren aus dem Ramesseum stammen. Die alte Verwirrung basiert auf der Tatsache, dass verschiedenen Personen mit dem Namen Henut-taui während der 21. Dynastie lebten. Die Hintergründe erklärt Faye Kolloniatis sehr schön anhand des Henut-taui-Uschebtis im Norwich Castle Museum (siehe Literaturhinweis unten).

Referenzen: Vgl. Schneider, Shabtis, S. 119, Nr. 4.3.0.8.
Vgl. G. Janes, Shabtis, A Private View, Nr. 58.

Andere Uschebtis dieser Besitzerin befinden sich in Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Aufgenommen wurden sie oft um das Jahr 1900 herum, wobei das früheste Aufnahmedatum 1845 ist. Hier sind einige Beispiele aus Museen:
National Museum of Ireland, Dublin, 1892:22/229 (Aufnahmejahr 1892) und E72:81.
Egyptian Collection at Norwich Castle Museum, Inv.nr. 1921.37.101. In den Bestand 1921.
British Museum London, Museumsnr. EA15763, Reg.nr. 1885,0723.62. Erworben im Jahr 1885.
San Antonio Musuem of Art, Objektnr. 86.138.160. Zuvor erworben von der Stark-Familie, Texas, zwischen 1927 und 1929.

Und hier sind Beispiele vom Kunstmarkt:
Hixenbaugh, Servants for Eternity, Egyptian Ushabtis (2016), S. 16f.
Phoenix Ancient Art, USA, Nr. 28491 (angeboten für 35.000 USD im Jahr 2022).
Christie's London, Auktion vom 24. Juli 1994, Antiquities, Los 89.

Literatur: Für die Diskussion zum Ort des Grabes der Henut-taui siehe Faye Kolloniatis, The Egyptian Collection at Norwich Castle Museum (Oxbow, 2019), Kat.nr. 16.
Für einen bekannten Ausgrabungsbeicht aus dem Ramesseum siehe J. E. Quibell in The Ramesseum, in Egyptian Research Account 1896 (London, 1898). Die meisten Funde werden summarisch abgehandelt und lassen keine nachträglich Identifizierung der Fundstücke zu. Das Werk ist jedoch interessant, um einen Einblick in die Ausgrabungspraxis im Ramesseum zu erhalten.
Eine gute Einführung und einen Überblick über ägyptische Uschebtis in nur einem Band gibt Glenn Janes in Shabtis: A Private View - Ancient Egyptian Funerary Statuettes in European Private Collections.
Ein neueres Werk über die ägyptischen "Royals" ist von Aidan Dodson und Dyan Hilton, The Complete Royal Families of Ancient Egypt (2004). Auf S. 205 wird die Familie der Henut-taui behandelt.

Echtheit: Die Echtheit wird, wie bei allen unseren Objekten, ohne zeitliche Einschränkung garantiert.