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Essays rund um das Sammeln antiker Kunst und Antiquitäten

Bronzezeitidole - Antike Ideale für die Moderne Kunst

Idole aus Stein verbreiteten sich in der Bronzezeit im gesamten östlichen Mittelmeerraum. Die Stile unterscheiden sich teils erheblich, doch allen Varianten gemeinsam ist eine starke Abstraktion der menschlichen Züge. Im 19. Jahrhundert wurden sie deshalb als „Primitivkunst“ missachtet, doch Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhob man Bronzezeitidole zu einem antiken Ideal der modernen Kunst.

Hier ist ein Beispiel eines Bronzezeitidols aus Anatolien, der modernen Türkei. Der sogenannte Kusura-Typ stammt aus dem 3. Jt. v. Chr. Das Stück ist aus weißem, feinkristallinem Marmor gefertigt. Der berühmte Archäologe Heinrich Schliemann hatte bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein Idol von diesem Typ in seiner Sammlung.

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Idol vom Kusura-Typ

 

Der ägyptische Gott Duamutef, Sohn des Horus

In der altägyptischen Mythologie hatte der Gott Horus mit Isis vier Söhne. Sie sind am bekanntesten als sogenannte Kanopengötter, welche die den Mumien entnommenen Eingeweide beschützen. Jeder Liebhaber ägyptischer Kunst kennt die sogenannten Kanopen. Das sind Sätze von vier Gefäßen, dessen Deckel von den Köpfen der Horuskinder geziert werden.
Der Gott Duamutef (auch Duat mutef) war in diesem Zusammenhang speziell für den Schutz des Magens zuständig. Petrie übersetzt den Namen mit "die Unterwelt ist seine Mutter".
Seit der Dritten Zwischenzeit wurden die Organe jedoch nicht mehr in Kanopengefäßen platziert, sondern präpariert und einbalsamiert in den Körper des Verstorbenen zurückgegeben. An Stelle der Kanopendeckel traten die Horuskinder nun in Form von Appliken auf. Die Appliken wurden meist zusammen mit einem geflügelten Skarabäus auf der Mumie platziert, sodass die Amulette der vier Kinder paarweise ausliegen und die Köpfe sich anblicken. Die Plättchen waren mit Löchern versehen, durch die sie an der Mumienbandage festgenäht oder in einer Auflage aus Perlen verwoben wurden.

Folgendes Objekt ist ein Beispiel für eine solche Duamutef-Applike, die vermutlich mit seinen Geschwistern zum Schutz und Geleit eines Verstorbenen diente.
Ägyptische Applike des Horussohnes Duamutef
Ägyptische Applike des Horussohnes Duamutef

Literatur:
C. Andrews, Amulets of ancient Egypt, Seite 45f.

Römische Pfeifen

Die Verwendung von Pfeifen durch die Römer ist aus diversen archäologischen Funden gesichert. Funde aus Legionslagern legen die Verwendung im militärischen Kontext nahe. Allerdings ist die genaue Funktion von Pfeifen in römischer Zeit unter Archäologen und Sammlern umstritten. Sie könnten verwendet worden sein, um auf dem Schlachtfeld Befehle zu übermitteln oder aber nur zu Trainingszwecken eingesetzt worden sein. Spekuliert wurde außerdem über die Verwendung bei der Jagd, beim Sport, in der Musik, sowie für religiöse oder rituelle Zwecke. Kurz gesagt, die Funktion der Pfeifen in römischer Zeit ist nicht abschließend geklärt.

Hier ist ein Beispiel für eine wohl militärische Bronzepfeife aus der römischen Kaiserzeit:
Pfeife des römischen Militärs
(Pfeife des römischen Militärs, 1. bis 2. Jh. n. Chr.)

Luristanische Standarte mit Pantherköpfen

Die luristanische Kultur fasziniert Sammler und Archäologen seit vielen Jahrzehnten. Sie hat kunstvolle und inzwischen gut dokumentierte Bronzearbeiten hervorgebracht, aber bleibt in vielen Belangen mysteriös. Ein gutes Beispiel ist diese sogenannte Standarte mit stark abstrahierten Pantherkörpern und einem zentralen Gesicht. Derlei Objekte werden gelegentlich fantasievoll als „Herr der Tiere-Zepter“ bezeichnet, ihre ursprüngliche Funktion ist jedoch nicht bekannt. Spekulationen gibt es viele. So mutmaßte der Archäologe Roger Moorey, dass es sich um Hausgötter handeln könnte, wie sie im Alten Testament mehrfach als sogenannte Teraphim erwähnt werden. Es heißt z.B. in Hes 21,26 „Denn der König von Babel bleibt am Kreuzweg stehen, am Anfang der beiden Wege, um das Losorakel zu befragen; er schüttelt die Pfeile, befragt die Teraphim, beschaut die Leber“. Möglicherweise waren die mysteriösen Standarten also Götterfiguren und dienten zur Weissagung und zum Schutz von Haushalt und Gewerbe. Solche Figuren wurden in heiligen Nischen oder vor Blicken verborgen im Haus aufgestellt.

Luristanische Standarte mit Pantherköpfen:
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Römische Löffelsonden

Bei einem Specillum handelt es sich um eine Löffelsonde, ein medizinisches oder chirurgisches Werkzeug mit einem scheibenförmigen, abgewinkelten Kopf. Die andere Seite ist stumpf oder spitz. Die meisten gefundenen Instrumente dieser Art sind aus Bronze gearbeitet, einige wenige Exemplare aus Silber und Gold sind bekannt.
Das Instrumentarium römischer Ärzte war hoch spezialisiert und über das gesamte Gebiet des römischen Reiches relativ einheitlich. Viele Instrumente werde auch heute in ähnlicher Form von Ärzten und Chirurgen verwendet.

Beispiele für Römische Löffelsonden (Specilla):
Römische Löffelsonde aus Silber

Römische Löffelsonde (Specillum) aus Silber

Römische Löffelsonde aus Bronze
Römische Löffelsonde (Specillum) aus Bronze


Literatur:
L. J. Bliquez, Roman Surgical Instruments and Other Minor Objects in the National Archaeological Museum of Naples

Ägyptische Neujahrsfläschchen

Ägyptische Neujahrsfläschchen spielten eine wichtige Rolle bei den zahlreichen Ritualen zum ägyptischen Neujahr. Das ägyptische Jahr Begann im Spätsommer, wenn mit großer Regelmäßigkeit die Überflutung des Nils einsetzte und der Schlamm die Äcker fruchtbar machte. Dieses Ereignis war von lebensspendender Bedeutung für die Menschen im Nildelta und erklärt so den großen Aufwand, mit dem die Götter um ein gutes Jahr gebeten wurden. Typisch für die bekannten Neujahrsfläschen sind die floralen Motive um den Hals und der hieroglyphische Schriftzug, mit dem ein Gott um ein gutes neues Jahr für den Besitzer gebeten wird. Die meisten Bitten entfielen auf Ptah und Amun, sowie assoziierte Götter.
Es folgt ein Beispiel eines Neujahrsfläschchens aus der Regierungszeit Apries und Amasis in der 26. Dynastie.

Ägyptisches Neujahrsfläschchen mit Ornamenten

Ägyptisches Neujahrsfläschchen


Neujahrsfläschchen mit hieroglyphischer Widmung "Möge der Gott Ptah ein schönes neues Jahr für den Herren beginnen"

Die löwenköpfige Göttin Sechmet

Sechmet (auch Sekhmet), die Mächtige, war gemäß ihres Beinamens die "Herrin des Zitterns". Sie war die Göttin des Krieges, wurde aber auch für Schutz und Heilung von Krankheiten angerufen. In üblicher Darstellungsform sitzt ein Löwenkopf auf dem Menschenkörper. Als eindeutiges Attribut wurde teilweise eine Sonnenscheibe über dem Kopf ergänzt, denn sie ist die Tochter des Sonnengottes Ra. In der ägyptischen Mythologie hat sie die Feinde ihres Vaters Ra vernichtet und dies wurde auch von ihr in Bezug auf die Feinde des Pharao erwartet. Im Folgenden ist ein Sechmet-Amulett abgebildet, dessen Funktion als Beschwichtigung dieser blutdurstigen Göttin gesehen werden kann. Es handelte sich bei diesem Stück somit um ein persönliches Schutzamulett.

Amulettfragment einer löwenköpfigen Göttin - Sechmet
Ägyptisches Amulett einer löwenköpfigen Göttin, vermutlich Sechmet

Bronzezeitliche Idole aus Syrien

Bei den bronzezeitlichen Idolen aus der Region Syrien fällt sofort der charakteristische, vogelartige Kopf ins Auge. Es gibt zahlreiche regionale Variationen dieses Idoltyps, wobei der Vogelkopf eine Konstante ist. Sowohl männliche als auch weibliche Idole sind bekannt.
Der Zweck der Figuren ist nicht genau bekannt. Wie auch bei anderen bronzezeitlichen Idoltypen ist unentschieden, ob die Figuren einen Gott darstellen oder eine Person, die einen Gott anbetet. Die Handhaltung vor der Brust wird im letztgenannten Fall als Gebetshaltung gedeutet. Es sind Funde bekannt, bei denen die Figuren offensichtlich als Weihgabe dienten, oft zusammen mit Tierfiguren oder Wagenmodellen. Andere Funde wurden unter Fußböden gemacht. Dies weckt Assoziationen an Hausgötter, die aus dem Alten Testament als Teraphim überliefert sind (z. B. Gen 31,19 ELB, 1 Sam 19,13 ELB und Hos 3,4 ELB).

Beispiel für ein bronzezeitliches Idol aus Syrien:

Weibliches Idol aus Syrien
Typisches Idol für die Bronzezeit der Region des heutigen Syrien. Es hat einen stark stilisierten, flachen Körper. Die Arme sind nicht plastisch geformt, nur die Hände sind vor den Brüsten angedeutet. Der Kopf wird von einer großen, schnabelartigen Nase dominiert. Die Rückseite ist unverziert und flach.

Literatur:
Einen sehr guten und kompakten Überblick zu den Idolen des Mittelmeerraums gibt G. Zahlhaas, Idole - Frühe Götterbilder und Opfergaben (Ausstellungskataloge der prähistorischen Staatssammlung, Band 12, 1985).

Aureus des Tiberius

Goldmünzen aus der frühen römischen Kaiserzeit sind generell nicht häufig. Durch seinen besonderen biblischen Kontext besitzt der Aureus des Tiberius eine herausragende Bedeutung, welche ihm zusätzlich einen besonderen historischen Wert verleiht. Nur wenige Münzen aus der römischen Kaiserzeit sind so berühmt wie der 'Tribute Penny'. Während seine Silberprägung (vgl. z.B. Silberdenar des Tiberius - Pax, RIC 26, RSC 16, BMC 34) zwar außerordentlich beliebt, jedoch nicht besonders selten ist, werden Aurei des Tiberius nur selten angeboten. Er ist ein interessantes Belegstück für die Geburtsstunde des Christentums.
Der RIC stuft die Münze als 'R' und somit als selten ein.

Nach dem Tode Augustus' im Jahre 14 n. Chr. wurde Tiberius zum zweiten Kaiser des römischen Reiches. Am 16. November 42 v. Chr. geboren, war er bei seinem Regierungsantritt bereits ein betagter Mann. Von Geburt her ein Claudier (Sohn von Tiberius Claudius Nero und Livia Drusilla, welche nach ihrer Scheidung im Jahre 39 v.Chr. Octavian heiratete und den Stiefsohn in die Ehe mitbrachte), war er definitiv nicht die erste Wahl des Erhabenen, um nach dessen Tod sein Nachfolger zu werden. Jedoch verstarben die designierten Nachfolger Marcellus (der als Erster seine letzte Ruhe im Augustusmausoleum fand, 36 Jahre vor Augustus selbst), Gaius, Lucius und Drusus, so dass Augustus am Ende den an seinem Totenbett anwesenden Tiberius zum Nachfolger benannte. Tiberius selbst widerstrebte die Herrschaft ebenfalls. Obwohl ein sehr erfolgreicher Feldherr, war er ein scheuer und verschlossener Mann, der sich immer mehr aus den Regierungsgeschäften zurückzog und schließlich 26 n.Chr. gänzlich aus Rom in seine Villen begab. Plinius der Ältere ging gar so weit, T. als 'tristissimus hominum' zu bezeichnen. Tiberius starb 37 n.Chr. im Alter von 79 Jahren.
In die Regierungszeit Tiberius' fällt das Wirken und die Kreuzigung Jesu. Allgemein bekannt ist, dass Judas Ischariot als Lohn für seinen Verrat 30 Silberlinge erhalten haben soll. Bezeichnend für die Epoche ist jedoch, dass der Münztyp als solcher keine zentrale Rolle spielte, um ebenfalls überliefert zu werden; wichtig waren Metalltyp und Gewicht. Daher kommen als mögliche Kandidaten für diese Silberlinge hebräische Silberscheckel, Tetradrachmen aus Antiochia oder aber Denare des Tiberius in Frage. Letztere genießen in Sammlerkreisen die größte Berühmtheit und Beliebtheit und sind im englischsprachigen Raum als 'tribute penny' bekannt. Während Exemplare aus Silber relativ häufig und daher in den meisten gut sortierten Sammlungen belegt sind, sind Belegstücke aus Gold außerordentlich selten.

Bild eines Aureus des Tiberius:
http://alt.alteroemer.de/pic/shop/AR1699.jpg

Ägyptische Opferplatten

Opferplatten aller Art wurden im Alten Ägypten an den Eingängen zu Gräbern platziert, um auf diesen den Toten Speisen und Getränke darzubieten. Über die Rinnen in der Fläche konnten Flüssigkeiten wie Wasser, Wein oder Bier besser abfließen. Durch Kleinstlebewesen und Bakterien wurden die Lebensmittel mit der Zeit zersetzt, was den Glauben an die Annahme der Speisen bei den Spendern bestärkt haben dürfte.

Große Opferplatte aus dem Mittleren Reich mit Isisknoten-Hieroglpyhe:
Ägyptische Platte für Trankopfer